Dem Herbst kommt im Sport eine besondere Rolle zu. Denn wenn die Blätter im tristen Nieselregen fallen, müssen sich oft auch schon die ersten Trainer nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Doch der Klimawandel macht auch vor der Fußball-Bundesliga nicht Halt: Alle Trainer sind (noch) im Amt. Anders geht es in der Deutschen Eishockeyliga zu, wo der EHC München an diesem Wochenende Toni Söderholm freistellte - nach sieben von 52 Vorrundenspielen. Der erlesen besetzte Kader aus der bayerischen Landeshauptstadt hatte zuletzt viermal in Folge vor eigenem Publikum verloren. Zu viel für die hohen Ziele der Münchner.
Doch man täte dem Herbst Unrecht, ihn nur mit erfolglosen Trainern in Verbindung zu bringen. In vielen Sportarten steht er für das Ende eines Zyklus. Zeit für eine Bilanz. Im Radsport beispielsweise. Wenn die Blätter fallen, machen viele Profis erst einmal Urlaub. Besonders verdient hat sich den Tadej Pogacar, hinter dem eine atemberaubende Saison liegt. Als erster Fahrer seit der Jahrtausendwende gewann er die Tour de France und den Giro d’Italia in einem Jahr. Noch länger liegt es zurück, dass einer nach der Tour auch noch den WM-Titel abräumte.
Das erinnert an Eddy Merckx
Den letzten Erfolg feierte Pogacar am Wochenende, als er die Lombardei-Rundfahrt dominierte, obwohl sich fast alle großen Teams gegen ihn verbündet hatten. Damit hat der Slowene in diesem Jahr drei der fünf wichtigsten Eintagesrennen des Radsports (den legendären fünf Monumenten des Radsports) gewonnen, was zuletzt einem gewissen Eddy Merckx vor knapp 50 Jahren gelungen war.
Es scheint kaum möglich, diese Saisonbilanz zu überbieten. Gleichzeitig mischt sich stets ein schaler Beigeschmack in derart außergewöhnliche Erfolgsgeschichten. Zu oft schon in der Vergangenheit hatten illegale Beschleuniger ihren Anteil daran. Pogacar selbst sagte dazu das, was einer in seiner Position eben sagt: „Es wird immer Neid geben. Aber Dominanz gibt es überall - in der Wirtschaft und im Sport. Sie dauert ein paar Jahre, dann kommen neue Talente.“ Neider wird es immer geben, Betrüger auch. Beide werden früher oder später enttarnt. Bleibt nur die Frage, wie viele Blätter bis dahin noch fallen.
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