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Randbemerkung: Auch Streber können sportlich Spitze sein

Randbemerkung

Auch Streber können sportlich Spitze sein

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    Schlau und erfolgreich am Ball: Lena Lattwein 
 mag das Wort Streberin nicht.
    Schlau und erfolgreich am Ball: Lena Lattwein mag das Wort Streberin nicht. Foto: Daniel Karmann

    Trotz bester Vorbilder auch aus der Antike hält sich die Denke hartnäckig, dass Kopfmenschen Bewegungsmuffel sind. Verbuchen die U-Bahnfahrt zur Bibliothek bereits als "Sporteinheit". Andererseits gelten Profisportler gemeinhin nicht als die hellsten Kerzen auf der Torte. Selber Schuld. Legionen von Kickergrößen befeuern mit ihren Bonmots die These, dass Profifußballer allenfalls bauernschlau sein müssen. Der Ruhrpottkicker Horst Szymaniak hatte offenbar öfter im Mathe-Unterricht geschwänzt. Sonst hätte er zu den Vertragsverhandlungen nicht gesagt: "Ein Drittel? Nee, ich will mindestens ein Viertel!"

    Peter Pacult behauptete einst: "Der FC Tirol hat eine Obduktion auf mich." Das wollen wir für den österreichischen Kult-Fußballer nicht hoffen. Der 63-Jährige ist bei guter Gesundheit. Sein Landsmann Markus Rogan polarisierte in Interviews und behauptete, dass richtig gute Sportler nicht viel im Kopf haben. Der Austro-Schwimmer untermauerte seine Behauptung mit der rhetorischen Frage, warum Armin Assinger, der als schlau gilt, nur wenige, Hermann Maier aber unglaublich viele Skirennen gewonnen habe. Rogans These: Mit zu viel Gehirnschmalz steht man sich nur selbst im Weg. 

    Oliver Kahn wollte nur weiter, immer weiter

    Nicht denken, sondern weiter, immer weiter, wie Oliver Kahn einst sein Credo formulierte? Keineswegs. Schon in der Antike gingen Sport und Geist wie selbstverständlich zusammen. Erinnert sei an den römischen Satiriker Juvenal mit seinem Zitat "mens sana in corpore sano", wonach ein gesunder Geist in einem gesunden Körper wohnt. 

    Wir erzählen das an dieser Stelle, weil eine Fußballerin der Nationalmannschaft vorlebt, dass Spitzensport und Grips perfekt harmonieren. Lena Lattwein mag zwar darüber nicht immer wieder reden. Aber die 23-Jährige ist und bleibt so etwas wie die Musterschülerin des deutschen Teams. Die WM-Teilnehmerin vom VfL Wolfsburg macht nach abgeschlossenem Bachelor in Wirtschaftsmathematik inzwischen ihren Master in Controlling. Ihr Abitur legte Lattwein einst im saarländischen Illingen ab – mit einem Notenschnitt von 0,7 und der vollen Punktzahl von 900. Sie sei unheimlich gerne zur Schule gegangen und habe Latein, Mathe und Chemie geliebt. Nun peilt die Vize-Europameisterin in Australien und Neuseeland den WM-Titel an. Auf die Frage, ob ein Streber-Abi oder der WM-Pokal mehr wert seien, antwortete Lattwein, dass es entscheidendere Themen im Leben gibt. Und schob weise nach: Cool, wenn man beides hat.

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