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Radsport: Pogacar gewinnt erneut Tour de France: Mal wieder fährt der Zweifel mit

Radsport

Pogacar gewinnt erneut Tour de France: Mal wieder fährt der Zweifel mit

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    Tadej Pogacar hat die Tour de France in beeindruckender Art und Weise gewonnen.
    Tadej Pogacar hat die Tour de France in beeindruckender Art und Weise gewonnen. Foto: Daniel Cole, dpa

    Die Zweifel hat sich der Radsport über viele Jahre hart erarbeitet. Zweifel daran, ob das, was da auf den Rennrädern passiert, mit sauberen Mitteln zustande gekommen ist. Zu oft war das nicht der Fall, als dass nun keiner ins Grübeln gerate, wenn einer noch viel besser fährt, als die Fahrer aus dunkelsten Dopingzeiten. Tadej Pogacar hat die Tour de France mit beeindruckenden Leistungen dominiert, wie kaum ein anderer vor ihm. Fünf der sieben schweren Bergetappen gewonnen, dazu noch das abschließende (ebenfalls schwere) Zeitfahren. Am Ende der dreiwöchigen Rundfahrt hatte Pogacar über sechs Minuten Vorsprung auf seinen härtesten Verfolger Jonas Vingegaard und schon über neun Minuten auf den drittplatzierten Remco Evenepoel. Der Slowene fährt in seiner eigenen Liga. Begleitet nur vom Zweifel.

    Als der Respekt in Misstrauen überging

    Auch in diesem Jahr war von einem Kipppunkt die Rede. Also jenem Moment, in dem der Respekt für eine außergewöhnliche sportliche Leistung in Misstrauen übergeht und zum ersten Mal die Frage auftaucht: Kann das noch mit rechten Dingen zugehen? Es war die Pyrenäen-Etappe, an deren Ende der Anstieg hinauf zum Plateau de Beille stand. 1998 hatte der Italiener Marco Pantani dort einen Rekord aufgestellt, den seitdem niemand brechen konnte. Pantani starb 2004 an einer Überdosis und gilt bis heute als führender Vertreter einer Zeit, in der das Dopingmittel Epo im Radsport so selbstverständlich konsumiert wurde wie isotonische Durstlöscher. Nun arbeitete sich Pogacar besagten Anstieg in einem atemberaubenden Tempo hinauf und pulverisierte Pantanis Bestzeit um 3:40 Minuten. Wie ist das möglich?

    Besseres Training, bessere Ernährung - aber reicht das?

    Viele Experten verweisen darauf, dass sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan habe im Hinblick auf Material, Trainingslehre, Regeneration und vor allem Ernährung. In den großen Radsportteams wird kein noch so kleines Detail unbeachtet gelassen. Dort sind Spezialisten für jeden Bereich des Sportlerlebens tätig. Aber reicht das als Erklärung? „Der technische Fortschritt betrifft die 150 Fahrer im Rennen, also kann das nicht in Betracht kommen, außer im Vergleich zu Pantani und Armstrong. Da hat es Entwicklungen gegeben. Aber solche Abstände?“, fragte Stéphan Heulot in der französischen Sportzeitung L‘Equipe. Der Teammanager des belgischen Teams Lotto-dstny fügte dann aber auch an, dass man erst Beweise brauche, um jemanden anzuklagen. Und die gibt es (noch) nicht.

    Pogacar selbst gibt sich entspannt, wenn er mit Fragen nach Doping konfrontiert wird. Er verstehe die Zweifel, sagt er dann. Immerhin sei der Radsport in der Vergangenheit zerstört worden. Und dann deutet er die Zweifel auch gleich noch um in eine Art Kompliment um: „In jedem Sport, wenn jemand gewinnt, gibt es Eifersucht, Hater. Wenn du keine Hater hast, dann heißt das, du bist nicht erfolgreich.“ Außerdem wäre es ja „superdumm“ etwas zu nehmen, womit man seine Gesundheit ruinieren würde. „Es ist doch nur ein Spiel, es macht Spaß, man will gewinnen, aber es ist nicht alles.“

    Kohlenmonoxid kann auch die Leistung steigern

    Genug jedoch, um sich in die Grauzone des Erlaubten zu begeben. In der Schlussphase der Tour machte die Information die Runde, dass in einigen Teams mit Kohlenmonoxid-Rückatmungsgeräten hantiert wird - auch in dem von Pogacar. Dabei gehe es, so die offizielle Begründung, darum, die Blutwerte der Fahrer zu messen. Das ist tatsächlich eine Möglichkeit, diese Geräte zu verwenden. Eine andere ist, damit geringe Mengen Kohlenmonoxid über einen längeren Zeitraum zu inhalieren. Die Sportschau zitiert eine Studie des Sportmediziners Walter Schmidt von der Universität Bayreuth aus dem Jahr 2020, die eine deutlich leistungssteigernde Wirkung nachweisen konnte. Er sei überrascht, dass diese Diskussion jetzt aufkomme, sagte Schmidt dem Portal. Und weiter: „Für mich und jeden, der in diesem Bereich arbeitet, ist das Doping.“

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