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Porträt: Sophia Popov: Aus dem Nichts auf den Golf-Thron

Porträt

Sophia Popov: Aus dem Nichts auf den Golf-Thron

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    Da flossen auch Tränen: Sophia Popov freut sich über ihren ersten Masters-Sieg bei den British Open im schottischen Troom.
    Da flossen auch Tränen: Sophia Popov freut sich über ihren ersten Masters-Sieg bei den British Open im schottischen Troom. Foto: golfsupport.nl/R&A, dpa

    Dass eine Profi-Golferin in einem Turnier schon Freudentränen vergießt, bevor sie den Ball an der 18. Bahn eingelocht hat, ist eher selten. Doch bei den British Open im schottischen Troon konnte Sophia Popov ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten. Zu lange hatte sie gelitten, zu überwältigend war die Freude über ihren ersten Sieg bei einem Major-Turnier. „Ich denke, deshalb bin ich beim 18. Loch zusammengebrochen. Einfach, weil es etwas ist, wovon ich vor einer Woche nicht einmal geträumt hatte“, schluchzte die 27-Jährige im Clubhaus mit tränenerstickter Stimme.

    Die Deutsch-Amerikanerin, die in Naples, Florida, lebt, spielt für Deutschland, die Nation ihres Vaters. Mit ihrem Sieg hat sie 675.000 Euro gewonnen – das Sechsfache des Preisgelds ihrer gesamten bisherigen Karriere. Doch vermutlich war es weniger das Geld, das ihr noch auf dem Grün die Tränen in die Augen trieb. Wohl eher die Erinnerung an eine aufwühlende Krankengeschichte, die ihre Karriere fast beendet hätte.

    Popov plagten rätselhafte Symptome wie Erschöpfung und Gewichtsverlust

    Nach erfolgreichen Auftaktjahren mit Starts beim Solheim Cup und in der Nationalmannschaft quälten Sophia Popov über drei Jahre hinweg rätselhafte Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit, Erschöpfungszustände und Gewichtsverlust. Als sie endlich die Diagnose Lymeborreliose erhielt, eine durch Zecken übertragbare Krankheit, wollte die in Boston geborene und im badischen Weingarten aufgewachsene Popov das Golfen endgültig aufgeben. Denn auch sportliche Rückschläge setzten ihr zu. Abgeschlagen auf dem Weltranglistenplatz 304 sah sie kaum noch Chancen, an die Weltspitze heranzukommen. Sie wolle aufhören, alles hinschmeißen. Vor drei Wochen betätigte sie sich sogar als Caddie für eine Freundin auf der Ladies PGA-Tour, der höchsten Spielklasse der Frauen, weil sie selbst ihre Spielberechtigung dafür verloren hatte.

    Doch die British Open, bei denen Popov antreten durfte, weil coronabedingt Startplätze zurückgegeben wurden, änderten alles. An der Seite ihres Freundes, der ihr die Golftasche trug und sie mental stabilisierte, spielte sie Runden von 70, 72, 67 und 68 Schlägen. Sie siegte mit zwei Schlägen Vorsprung und ist damit die erste Deutsche, die ein Major-Turnier gewann – nun darf sie in einem Atemzug mit den prominenten Siegern bei den Männern genannt werden: Bernhard Langer (Masters 1985, 1993) und Martin Kaymer (PGA Championship 2010, US Open 2014).

    Jetzt ist sie wieder als Spielerin gefragt

    „Eine einzige Woche hat mein Leben auf den Kopf gestellt“, schrieb Popov, die einen Bachelor-Abschluss in Kommunikationswissenschaften besitzt, auf ihren sozialen Kanälen. Nun steht fest, dass sie ihre Rolle als Caddie erst einmal hinten anstellen kann. Sie ist wieder als Spielerin gefragt. Der British- Open-Sieg hat ihr die Startberechtigung auf der LPGA-Tour zurückgebracht – für die nächsten fünf Jahre.

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