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Porträt: Ist Hans Niemann ein Schach-Hooligan?

Porträt

Ist Hans Niemann ein Schach-Hooligan?

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    Magnus Carlsen (l) und Hans Niemann.
    Magnus Carlsen (l) und Hans Niemann. Foto: Crystal Fuller, Saint Louis Chess Club/dpa (Archivbild)

    Dass Hans Niemann nicht nur Großmeister im Schach, sondern auch Großmeister im Schummeln ist, hat er freimütig zugegeben. Mindestens zweimal zog er seine Gegner bei Online-Spielen bereits über das Brett, da war er zwölf und 16 Jahre alt. Ein Freund hatte ein Programm entwickelt und ihm die besten Züge zugerufen.

    Magnus Carlsen verlor Anfang September völlig überraschend gegen Niemann

    Niemann und die Hilfsmittel, das ist Stoff für große Schachdramen. Die Identität seines Trainers hält der inzwischen 19-jährige Struwwelkopf geheim. „Ich habe Leute, die mir helfen“, sagt er dann nur geheimnisvoll. Dabei wüssten viele Menschen schon ganz gerne, wer, oder besser: was dem US-Amerikaner hilft, vor allem Schachgenie Magnus Carlsen. Der Norweger, seit zwei Jahren und 53 Partien ungeschlagen, verlor Anfang September völlig überraschend gegen Niemann, Weltranglistenplatz 49. Er warf seinem Kontrahenten Betrug vor, warf beim nächsten Match gegen ihn nach Zug eins hin, und nun wird heiß diskutiert im Schachkosmos: über einen beleidigten Dauerweltmeister, über Analkugeln, die ihm durch elektronische Impulse Anweisungen gegeben haben sollen – und über den vermeintlichen Betrüger Niemann.

    Hans Niemann: „Wenn sie wollen, dass ich nackt spiele, dann tue ich das“

    Hans Moke Niemann, geboren 2003 in San Francisco, machte die ersten großen Züge nicht mit dem Bauern, sondern den eigenen Eltern. Die Familie hawaiianisch-dänischer Abstammung lebte zunächst in den Niederlanden, dann wieder in Kalifornien, später in Connecticut, schließlich in New York. Als Achtjähriger setzte Niemann sich erstmals ans Brett. Der Trainer sah kein Talent. Ein Jahr später schlug er im Kaffeehaus „Blue Danube“ jeden Sonntag 60-Jährige im Blitzschach.

    Er brachte sich das Spiel selbst bei, las tagsüber Fachlektüre, übte abends dann am Computer, stieg bereits mit 17 in den Rang eines Großmeisters auf, reist seitdem von Turnier zu Turnier und lebt, wie er selbst sagt, aus dem Koffer. Doch Niemann ist mehr Problem- als Wunderkind. „Ich musste sein schwieriges Verhalten schon mehr als einmal steuern“, schrieb neulich ein Schiedsrichter des Weltschachverbands Fide in der New York Times. Das Trainergeheimnis hat Niemann noch immer nicht gelüftet. Aber zumindest in der Sache mit den Analkugeln will er zur Not die Hüllen fallen lassen. Wortwörtlich: „Wenn sie wollen, dass ich nackt spiele“, sagte er, „dann tue ich das.“

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