Im Eishockey-Jahreskalender ist kaum Platz für die Nationalmannschaft. Die Klubs müssen ihre Spiele durchpeitschen. Lediglich Anfang November quetscht sich der Deutschland Cup in den Terminplan. Das Freundschaftsturnier ist bereits durch Deutschland gereist. In diesem Jahr ist erstmals Landshut der Austragungsort für das Treffen der Eishockey-Familie. Für die deutschen Männer ist es zugleich der erste Auftritt nach einem außergewöhnlichen Erfolg. Im Frühjahr dieses Jahres erkämpften sich die Männer bei der Weltmeisterschaft in Finnland sensationell die Silbermedaille. Das erste WM-Edelmetall seit siebzig Jahren. Erst im Finale war beim 2:5 gegen Kanada Endstation. Der Vater des Erfolges ist ein Neuling auf dem Bundestrainer-Posten, aber ein bekanntes Gesicht in der deutschen Puck-Branche: Harold Kreis. Im Herbst seiner großen Karriere als Spieler und Trainer hatte er sich einen Herzenswunsch erfüllt und war erst im vergangenen Frühjahr Nationaltrainer geworden.
Kreis wurde in Winnipeg (Kanada) geboren und kam in den 70er-Jahren nach Europa, wo er bald einen deutschen Pass erhielt. Der giftige Verteidiger wurde in Mannheim nicht nur wegen zwei deutscher Meisterschaften zur Legende. In der Nationalmannschaft (180 Einsätze) bildete er mit Andreas Niederberger ein Abwehr-Paar. In Deutschland fand Kreis auch sein privates Glück, lernte seine Frau Irene kennen, mit der er zwei Kinder hat. Nach dem Karriereende als Spieler 1997 wechselte er hinter die Bande und trainierte unter anderem Mannheim, Bad Nauheim, Düsseldorf oder zuletzt Schwenningen. Die Schweizer Meistertitel mit Lugano 2006 und Zürich 2008 sind seine größten Klub-Erfolge.
Panther Soramies charakterisiert seinen Trainer
Für den Deutschen Eishockey Bund (DEB) ist es ein Glücksfall. Vorgänger Toni Söderholm hatte sich unerwartet in Richtung Schweiz verabschiedet. Mit Kreis fand der DEB die Idealbesetzung. Der 64-Jährige kennt alle deutschen DEL-Profis und auch die Talente. "Der Harry weiß genau in welche Richtung er gehen will. Das kann er den Spielern gut vermitteln, ohne autoritär aufzutreten", sagt der Augsburger Nationalstürmer Samuel Soramies über seinen Nationaltrainer. Die deutsche Mannschaft startet am Donnerstag um 19.45 Uhr (live und unverschlüsselt auf Magentasport) gegen Dänemark. Österreich am Samstag (18 Uhr) und die Slowakei am Sonntag (14.30 Uhr) sind die weiteren Gegner.