Alexandra Popps Ankündigung klingt fast schon wütend: „Ich habe noch keine verdammte EM gespielt. Ich will diese EM jetzt spielen. Und dann steht man jeden Tag auf und arbeitet weiter.“ So hat sich die 31-Jährige hoch veranlagte Fußballerin, die Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, nach ihrer schweren Knieverletzung über Monate hinweg gepuscht. In dem Bewusstsein, dass sie in ihrer eindrucksvollen Karriere nur ihr eigener, anfälliger Körper ausbremsen kann.
Denn trotz ihrer unbestrittenen Erfolge als Olympiasiegerin 2016, als zweifache Champions-League-Siegerin und siebenfache deutsche Meisterin mit dem VfL Wolfsburg wirkt Popp wie die Unvollendete. Eben weil sie noch keinen Titel bei einer EM oder WM errungen hat. Eine Sache, die die ehrgeizige Blondine mit dem knallharten Schuss und dem strahlenden Lächeln wurmt.
Fußballstar Alexandra Popp ist gelernte Tierpflegerin
Mit Mittelmaß hat sich die ausgebildete Tierpflegerin, die ihr Privatleben und ihre Beziehung zu ihrem Freund gern vor der Öffentlichkeit abschottet, noch nie zufriedengegeben. Schon gar nicht, wenn es um ihre Leidenschaft Fußball ging. Solange es möglich war, spielte und lernte sie in männlichen Teams, über die Anfänge des Mädchenfußballs sagte sie einmal: „Die konnten überhaupt nicht Fußball spielen. Ich hab Libero gespielt und konnte bis vors gegnerische Tor durchlaufen. Das war keine Herausforderung für mich.“
Erst als sie 2013 aus dem Ruhrpott zu den Frauen des Seriensiegers VfL Wolfsburg wechselte, fühlte sie sich aufgehoben, gefordert und geschätzt. Für die weiblichen Wölfe hat Popp bisher 263 Spiele (Bundesliga, Pokal und Champions League) bestritten und 128 Tore erzielt. Ähnlich rasant nahm ihre Karriere in der Nationalmannschaft Fahrt auf. 114 A-Länderspiele, 85 Siege und 53 Tore – eine Bilanz, von der so mancher männliche Kollege nur träumen kann.
Coronainfektion kurz vor der EM durchkreuzt Popps Pläne
Nur mit der Europameisterschaft steht sie auf Kriegsfuß. 2013 und 2017 musste sie verletzt passen. Für die EM in England, bei der die deutschen Frauen am Freitag ihr erstes Vorrundenspiel bestreiten, wollte Popp mit aller Macht ihr Team aufs Feld führen. Doch wieder wurden die Pläne durchkreuzt. Im Trainingslager infizierte sie sich mit Corona. Wegen Trainingsrückstands muss sie die Kapitänsbinde an Svenja Huth abgeben. Doch die EM beginnt erst – und „Poppi“ ist bekannt dafür, dass sie nach jedem Tief nur noch stärker zurückkehrt.