Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Porträt: Biniam Girmay fährt für einen ganzen Kontinent

Porträt

Biniam Girmay fährt für einen ganzen Kontinent

    • |
    • |
    Biniam Girmay von Intermarche Wanty hat schon drei Tour-Etappensiege auf dem Konto.
    Biniam Girmay von Intermarche Wanty hat schon drei Tour-Etappensiege auf dem Konto. Foto: Jerome Delay, dpa

    Um die Leistung von Biniam Girmay zu beschreiben, ist dieser Tage kein Superlativ zu klein. Die schweizerische Zeitung NZZ ließ unlängst Tsgabu Grmay zu Wort kommen. Der Äthiopier ist ein ehemaliger Radprofi und sagte: „Es ist wie 1960 in Rom, als bei den Olympischen Spielen der Barfußläufer Abebe Bikila den Marathon gewann. Nach ihm kamen so viele afrikanische Läufer. Biniam stößt jetzt im Radsport das Tor auf, durch das ihm viele folgen werden.“ Dazu muss man nun wissen, dass besagter Biniam Girmay im Rahmen der Tour de France gerade durch Frankreich radelt. Und zu der Geschichte gehört ebenfalls, dass er dort als erster dunkelhäutiger Afrikaner eine Etappe gewann. Diesem Erfolg ließ er bisher noch zwei weitere folgen und führt mit großem Vorsprung die Punktewertung an. Als Belohnung dafür trägt er das Grüne Trikot des besten Sprinters im Feld. Schafft er es, und danach sieht es aus, das Trikot bis zum Ende der Tour am kommenden Sonntag zu verteidigen, wäre auch das eine Premiere.

    In Eritrea ist der Radsport sehr populär

    Momentan ist der 24-Jährige der einzige dunkelhäutige Afrikaner im Peloton. Das sei schade, sagte er unlängst. „Ich hätte gerne mehr Leute aus meinem Kontinent um mich. An Talenten mangelt es nicht. Sie müssen nur die Chance bekommen.“ Speziell in Eritrea ist der Radsport äußerst populär, ein Erbe der italienischen Kolonialzeit. Über ein Förderprogramm des Weltverbandes UCI war Girmay 2018 nach Europa gekommen, fuhr dort aber erst einmal unauffällig. Einige Umwege später landete er beim vergleichsweise kleinen belgischen Continental-Rennstall Intermarché Wanty, für den er auch jetzt die Tour fährt.

    Champagnerkorken im Auge

    Girmay wurde nichts geschenkt, ganz im Gegenteil. Selbst in den Momenten des Sieges ereilte ihn das Pech. So zum Beispiel, als er 2022 die Italienrundfahrt abbrechen musste, weil er sich auf der Siegerehrung nach einem Etappensieg den Korken seiner riesigen Champagnerflasche ins Auge schoss.

    Nächste Station sind die Olympischen Spiele

    In Eritrea ist Girmay längst ein Volksheld. Radrennen werden dort nicht selten in Kinosälen übertragen. Girmays Siege setzen riesige Autokorsos und Hupkonzerte in Gang. Sein Vater hatte ihn als Kind zum Radsport gebracht, wo er sich erst auf dem Mountainbike versuchte und dann aufs Rennrad wechselte. Der Erfolg gibt ihm recht. Sein Handy kann Girmay allerdings kaum noch nutzen, denn immer, wenn er es anschaltet, bricht eine regelrechte Flut von Nachrichten aus der Heimat über ihn herein. Daran dürfte sich erst einmal nichts ändern, denn nach der Tour bleibt Girmay gleich in Frankreich. Für Eritrea startet er bei den Olympischen Sommerspielen in Paris. Und auch dort ist ihm alles zuzutrauen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden