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Poldi und Nadal: Der Rücktritt ist ein Privileg

Poldi und Nadal

Der Rücktritt ist ein Privileg

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    Lukas Podolski hat gerade sein Abschiedsspiel absoviert.
    Lukas Podolski hat gerade sein Abschiedsspiel absoviert. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Leicht dahingesagte Forderungen sind am schwierigsten umzusetzen. Ein von Mutter, Lehrerin oder Trainer appellativ gemeintes „Konzentration“ sorgt nicht zwingend dafür, dass die volle Aufmerksamkeit in den kommenden Minuten Hausaufgaben, Unterricht oder Vorhand gehört. Wenn nun Journalisten verlangen, Sportlerinnen und Sportler sollten im besten Falle auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufhören, ist das nicht nur schwierig umzusetzen - sondern schlicht Unfug. Wann beispielsweise hätte denn Rafael Nadal seinen Rückzug vom Profitennis verkünden sollen? Irgendwann zwischen dem ersten und 14. Sieg bei den French Open? Und Lukas Podolski? Nach dem WM-Sieg 2014?

    Der spanische Tennisstar macht Ende des Jahres Schluss, Podolski hat gerade sein Abschiedsspiel absolviert. Beide können auf eine erfüllte Laufbahn zurückblicken. Beide brauchen sich nicht von Schlaumeiern erzählen lassen, wann denn der eigentlich richtige Zeitpunkt für einen Rücktritt gewesen wäre. Zurücktreten zu können, ist ein Privileg. Meistens jedenfalls. Der Kreis jener, die einen Rücktritt einreichen können, ist klein - und bezieht sich hauptsächlich auf Sportler und Politiker.

    Wann gilt ein Rücktritt als gelungen?

    Als gelungen darf ein Rücktritt gelten, wenn er selbstbestimmt verkündet wird. Weniger schön wird es, wenn von anderer Seite zum Rücktritt aufgefordert wird. Eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt in diesem Umfeld das exklusive Hobby der Plagiatsjägerei. Die Möglichkeit, einen Rücktritt einzureichen, spiegelt auf jeden Fall einen exponierten Stand in der Gesellschaft wider. Schade, dass nicht jedem die Möglichkeit gegeben ist, Amt, Job oder Funktion aufzugeben.

    Wer beispielsweise hat sich noch nicht gewünscht, die Schwiegermutter möge zurücktreten (und sich im Nachgang ewig weit zurückziehen)? Uli Hoeneß hat es mal in einem Akt des zivilen Ungehorsams versucht, von seiner Funktion als treuer Steuerzahler zurückzutreten und büßte das durch staatliche Gängelei. Kein Jugendlicher kann bei seinen Eltern förmlich den Rücktritt vom Amt des Geschirrspülmaschinen-Ausräumers einreichen, ohne mit Gelächter oder Sanktionen (abgeschaltetes WLAN) rechnen zu müssen. Oder der Montag. Kann leider auch nicht von seiner Funktion des ersten Wochentags zurücktreten und behaupten ein verlängerter Sonntag zu sein. Dabei würde gewiss jeder dieses Rücktrittsgesuch annehmen.

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