Das war eine Machtdemonstration, die für die Konkurrenz nichts Gutes verheißt. Tadej Pogačar ließ am vergangenen Wochenende bei der Flandern-Rundfahrt die Muskeln spielen. Am Sonntag steht bereits der nächste Frühjahrsklassiker für die Radprofis mit dem Rennen Paris-Roubaix an. Nur wenige Beobachter zweifeln, dass der Sieger erneut aus Slowenien kommen und Pogačar heißen könnte. Der Frontmann des UAE Teams Emirates startet erstmals auf den berühmt-berüchtigten Kopfsteinpflaster-Passagen von Paris nach Roubaix.
Schwieriges Terrain hatten die Fahrer zuletzt bei „De Ronde“ ebenfalls zu bewältigen und Pogačar ließ die Konkurrenz wortwörtlich stehen. 19 Kilometer vor dem Ziel setzte Pogačar am Oude Kwaremont die entscheidende Attacke und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Damit revanchierte sich der Slowene auch für den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo, als er im Duell mit Mathieu van der Poel das Nachsehen hatte und am Ende Dritter wurde. In Flandern landete nun van der Poel auf Platz drei, der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen wurde Zweiter.
Obwohl die Konkurrenten zusammenarbeiteten, konnten sie den späteren Sieger nicht stellen. Vorjahressieger van der Poel kennt und liebt die Strecke. Dreimal zuvor hatte er in Flandern schon gewonnen. Der Schlagabtausch zwischen dem Niederländer und Pogačar war erwartet worden. Das Ausmaß der Überlegenheit beeindruckte die Konkurrenz. Knapp 20 Kilometer vor dem Ziel schüttelte Pogačar den entkräftet wirkenden van der Poel und die kleine Verfolgergruppe um Pedersen und Wout van Aert bei der dritten Überquerung des Kwaremonts endgültig ab. Es war einer der berüchtigten explosiven Antritte Pogačars, er baute den Vorsprung auf mehr als 50 Sekunden aus. Die Weltelite arbeitete zusammen, aber sie kamen an den Slowenen nicht heran.
Die Verfolger von Pogačar kommen nicht heran
„Wenn man sieht, wie leicht Pogačar vorbeizieht, das ist beeindruckend. Man kann nicht mehr tun, als wir getan haben, aber am Ende ist er einfach so viel besser. Es ist beängstigend, wie viel besser er ist“, sagte Lidl-Trek-Fahrer Daan Hoole aus den Niederlanden angesichts der Machtdemonstration des Slowenen auf sport1.de. Obwohl Pogačar alleine im Gegenwind stand und die Verfolger gut kooperierten, ließ ihnen der UAE-Fahrer keine Chance. „Ich könnte nicht stolzer auf das Team sein, so wie wir heute gefahren sind. Ich bin so glücklich, in diesem Trikot zu gewinnen. Das Ziel war der Sieg, aber am Ende ist es schwer, das alles zu realisieren“, sagte Pogačar in gewohnter Bescheidenheit.
Er macht dort weiter, wo er 2024 nie aufgehört hat. Es war das Jahr der Superlative. Der Ausnahmefahrer gewann das Double aus Tour de France sowie Giro d‘Italia und krönte seine Saison in Zürich mit dem erstmaligen Gewinn des WM-Titels. Außerdem triumphierte er bei weiteren Klassikern wie Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der Lombardei-Rundfahrt. Durch Hitzetraining kombiniert mit Höhentraining vermehrte er offenbar seine roten Blutkörperchen, die für den Sauerstoff-Transport im Blut zuständig sind. Pogačar strampelte im Höhentrainingslager in der Sauna. Training ist die Basis seiner Erfolge, hinzu kommt die Freude am Fahren, an der Attacke. Und mit der Mannschaft von UAE weiß er eines der drei finanzkräftigsten Teams der World Tour mit einem geschätzten Saisonetat von 60 Millionen Euro hinter sich. Pogačar selbst erhält laut Gazzetta dello Sport 50 Millionen Euro für sechs Jahre.
Höhentrainingslager in der Sauna
Die Konkurrenz wirkt fast schon ratlos angesichts der Dominanz des Slowenen nach der Flandern-Rundfahrt. „Wie er fährt, er ist einfach auf einem völlig anderen Level als der Rest. Wir sind heute kein Stück näher an ihn herangekommen“, sagte der Kapitän des Lidl-Trek Teams, Mads Pedersen. Am Sonntag in der Hölle des Nordens werden sie wieder versuchen, den Dominator einzufangen. In den beiden vergangenen Jahren triumphierte van der Poel bei Paris-Roubaix.
John Degenkolb muss verletzt passen
Vor zehn Jahren gewann John Degenkolb das Rennen im Norden von Paris. In der Auflage 2025 muss er verletzt passen. Bei einem heftigen Massensturz in Flandern war auch der Radprofi des Teams Picnic PostNL verwickelt und konnte das Rennen nicht beenden. „Er wird sich einer Operation am Handgelenk unterziehen, dann folgt eine Rehaphase. Die Zeitpläne können sich oft ändern, aber wir erwarten, dass er für zwei Monate nicht an Wettbewerben teilnehmen kann“, sagte Teamarzt Camiel Aldershof.
Der Frühjahrsklassiker wird seit 1896 ausgetragen. Die erste Auflage gewann Josef Fischer, der einzige deutsche Gewinner neben Degenkolb. Der Name Pogačar ist in der Siegerliste nicht vertreten, noch nicht.
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