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Phillip Tietz beim FC Augsburg: Mit Einsatz zum Erfolg

FC Augsburg

Phillip Tietz möchte mit Kampfgeist der Konkurrenz trotzen

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    Phillip Tietz umringt von Schülerinnen und Schülern in einer Schule in Mbombela. Der Stürmer des FC Augsburg ist begeistert von der Herzlichkeit der Menschen in Südafrika.
    Phillip Tietz umringt von Schülerinnen und Schülern in einer Schule in Mbombela. Der Stürmer des FC Augsburg ist begeistert von der Herzlichkeit der Menschen in Südafrika. Foto: Johannes Graf

    Hektisch scrollt Phillip Tietz auf seinem Smartphone. Diese Giraffen, die möchte er unbedingt noch herzeigen. Löwen, Zebras, Krokodile, Büffel - Bilder rauschen über den Bildschirm. Aber wo sind diese Giraffen? Erzählt der 27-Jährige von den Erlebnissen der Safaris im Kruger-Nationalpark, beginnen seine Augen zu leuchten. Wobei ihn nicht nur die Fahrten im Jeep schwärmen lassen, als er einen Tag später in der Lobby des Ressort Anew sitzt. Tietz scheint alles aufzusaugen. „Ich bin einfach extrem dankbar dafür, dass ich das alles erleben darf. Ich hätte das, glaube ich, in dieser Form nie gemacht.“ Die Freundlichkeit der Menschen in Südafrika beeindruckt ihn, aber auch die grundsätzliche Einstellung. Probleme scheint es keine zugeben, obwohl es gerade den Ärmeren in den Townships am Nötigsten fehlt. Tietz nachdenklich: „Wir Deutsche sind teils schon sehr speziell. Sehen Probleme, wo es keine gibt.“

    Mit jedem Satz, den er von sich gibt, wird deutlich, wie sehr er das alles zu schätzen weiß. Fußballprofis wirken mitunter abgehoben, das Leben im Luxus steigt manchem zu Kopf. Tietz hingegen, weiß, wo er herkommt. Wirkt geerdet. Verlassen die Spieler des FC Augsburg ihr Quartier, bekommen sie einen Eindruck vom wahren Leben in diesem Land, fernab von Folklore und Postkartenmotiven. Mütter sitzen am Straßenrand und versuchen, Essen zu verkaufen, andere suchen im Müll nach Verwertbarem. „Das macht einen schon traurig, da bekommt man automatisch ein schlechtes Gewissen.“ Tietz zeigt das, wie gut es ihm in seiner Komfortzone geht. Im Stadion hat er nach dem ersten Test gegen Young Africans SC (2:1) seine Trikots verschenkt, vor Rührung hätten die Kinder geweint. „Ich möchte den Menschen etwas zurückgeben für ihre Herzlichkeit“, betont der Profi. Auch nach dem zweiten Spiel gegen TS Galaxy (Samstag, 15 Uhr) werde er seine Trikots wieder verschenken, kündigt er an.

    Phillip Tietz ist in seiner Karriere nichts geschenkt worden

    Dass er sich in die Menschen der Region Mpumalanga hineinversetzen kann, liegt womöglich an seiner eigenen Geschichte. Tietz ist in seiner Karriere nichts geschenkt worden, er war kein Überflieger, stattdessen hat er sich stetig, Liga für Liga, mit Fleiß und Akribie nach oben gearbeitet. Vor Spielen beschäftigt er sich mit möglichen Gegenspielern, nach Spielen analysiert er im Videostudium sein eigenes Spiel. Nichts überlässt er dem Zufall. Mancher zweifelte nach seinem Wechsel zum FCA, ob er sich in der Bundesliga behaupten kann. 31 Startelfeinsätze, acht Tore und vier Vorlagen beweisen: Ja, kann er. Tietz lernte, sich durchzusetzen. Hart, aber fair. Gegenspieler, die schauspielern, sind ihm zuwider. Seine Premierensaison in der ersten Liga sei für ihn lehrreich gewesen, in diese Sommervorbereitung gehe er mit einem anderen Gefühl. Auch mit einem anderen Ansehen innerhalb des Teams.

    Phillip Tietz in der Lobby des Ressort Anew in White River. Der Stürmer des FC Augsburg lebt beim Bundesligisten seinen Traum.
    Phillip Tietz in der Lobby des Ressort Anew in White River. Der Stürmer des FC Augsburg lebt beim Bundesligisten seinen Traum. Foto: Johannes Graf

    Der Umbruch ist gewaltig. Sieben Spieler hat der FCA bereits verpflichtet, etliche Spieler sind gegangen. Unter anderem mit Ermedin Demirovic ein Kumpel von Tietz. Ruben Vargas und Felix Uduokhai haben erklärt, sie wollen den FCA noch verlassen. Für Tietz bedeutet das, seine Rolle wird nochmals eine andere sein. Als der FCA ihn vor einem Jahr aus Darmstadt holte, begleitete ihn der Ruf eines „Mentalitätsspielers“. Nicht nachlassen, sich Widerständen entgegenstellen und selbst in vermeintlich ausweglosen Situationen alles geben. Genau das verkörperte Tietz, wenn er etwa unermüdlich gegnerische Abwehrspieler anlief und schier aussichtslosen Bällen hinterherlief. Gründe, warum Trainer Jess Thorup trotz gelegentlichem Mangel in der Ballbehandlung stets auf Tietz setzte. Über sich selbst sagt er: „Ich bin so ein Spielertyp. Ich bin keiner, der den Ball bekommt, fünf Leute stehen lässt und auf diese Art glänzt, sondern ich glänze aufgrund meiner Mitspieler.“

    Der 27-Jährige bekräftigt, er werde sich treu bleiben, werde sich weiterhin vollends in den Dienst der Mannschaft stellen. Zugleich ist er in der Hierarchie gestiegen. Sollte ihn Thorup nicht in den Mannschaftsrat berufen, wäre dies überraschend. „Ich freue mich darauf, als Erfahrener die Jungs mitzureißen“, betont Tietz. „Letztendlich schaue ich nicht auf mich, sondern darauf, wie ich der Mannschaft helfen kann und wie wir Erfolg haben.“ Zugleich muss er sich mit neuer Konkurrenz auseinandersetzen. Steve Mounié und Samuel Essende streiten mit Tietz um die zwei Plätzen im Sturm. Für Tietz mehr Ansporn denn Belastung, die vergangene Saison zähle nicht mehr. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Nur so kommst du auf 100 Prozent Leistung.“

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    In Südafrika bereitet sich der FC Augsburg auf die neue Saison vor. Das sind die Bilder aus dem Trainingslager in der Provinz Mpumalanga.
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