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Philipp Weishaupt: Hoffnung auf Einzelmedaille nach Olympia-Frust

Olympia 2024

Springreiter Philipp Weishaupt: „Es ist maximal deprimierend“

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    Philipp Weishaupt und sein Pferd Zineday absolvierten das Teamspringen bei den Olympischen Spielen ohne Fehler. Trotzdem reichte es für die deutsche Equipe nur zu Rang fünf.
    Philipp Weishaupt und sein Pferd Zineday absolvierten das Teamspringen bei den Olympischen Spielen ohne Fehler. Trotzdem reichte es für die deutsche Equipe nur zu Rang fünf. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Es klapperte einmal zu viel bei den deutschen Springreitern im Olympia-Parcours von der atemberaubenden Kulisse von Schloss Versailles. Im zweiten Umlauf des Teamwettbewerbs leisteten sich die beiden deutschen Profis Christian Kukuk mit Checker und Richard Vogel mit United Touch je einen Abwurf. Danach reichte selbst die glänzende Null-Fehler-Runde des gebürtigen Jettingers Philipp Weishaupt mit seinem erst neun Jahre alten Wallach Zineday nicht aus, um die deutsche Equipe noch auf einen Medaillenplatz zu bringen. Das Team landete auf einem enttäuschenden fünften Platz. Die Goldmedaille sicherte sich Großbritannien vor den USA und Frankreich. „Man ist natürlich sehr enttäuscht. Wir sind hierhergekommen, ganz klar mit dem Ziel, eine Medaille zu holen, eventuell sogar die goldene. Der Springsport mit diesem Reglement ist aber natürlich brutal. Wie das nach hinten losgehen kann“, konstatierte ein sichtlich niedergeschlagener Philipp Weishaupt.

    Die Deutschen haderten damit, dass das olympische Teamspringen einen ganz anderen Modus aufweist als die sonstigen großen internationalen Championate. Zum einen gibt es dort immer vier Starter pro Land, und jede Nation kann sich in jedem Umlauf ein Streichergebnis leisten. Zum anderen werden immer zwei Umläufe zusammengezählt. Wäre das auch in Paris so gewesen, hätten die deutschen Reiter sicher eine Medaille geholt. Denn im ersten Umlauf, der Qualifikation am Vortag, hatte das deutsche Trio als einzige Nation drei fehlerlose Ritte hingelegt. Alle drei Pferde blieben Null in der erlaubten Zeit.

    Olympia 2024: Acht Fehler nach zwei Runden waren zu viel

    Weil dieses glänzende erste Team-Ergebnis aber nicht wie sonst in den zweiten Umlauf mitgenommen wurde, startete alles von vorn. Deshalb schlugen Fehler von Kukuk und Vogel so schwer zu Buche. Acht Fehler nach zwei Runden war eine schwere Bürde für Schlussreiter Philipp Weishaupt. Als er den Parcours erneut fehlerfrei bewältigt hatte, war klar, dass man auf die Patzer der anderen Nationen hoffen mussten. Doch auch die zeigten ihre Klasse. Deutschland ging im Medaillenrennen letztendlich leer aus. „Christian ist super geritten, Checker ist super gesprungen. Richard hatte auch eine fantastische Runde. Aber ein Scheißfehler und dann hast du acht Punkte. Hätte man beide Umläufe zusammengezählt, hätten wir Gold gewonnen“, ärgerte sich Weishaupt anschließend über das Reglement. „Das ist maximal spannend, aber auch maximal deprimierend. Wir bereiten uns sechs Jahre lang vor, machen uns Gedanken, halten die Pferde fit und dann hängt es so an einem Tag. Das ist schon brutal.“

    Er selbst kann sich bei seiner Olympia-Premiere bisher nichts vorwerfen. An beiden Tagen zeigte sein Pferd Zineday, dass er in optimaler Verfassung für das hohe olympische Niveau ist. Schließlich war der Teamparcours am Freitag mit Hindernishöhen von 1,65 Metern gespickt mit Höchstschwierigkeiten. Unter den 14 Hindernissen 19 Sprünge gab es zwei Zweifach-Kombinationen – eine mit überbauten Wassergräben – und eine wuchtige wie luftige Dreifach-Kombination. Jeweils am Einsprung der letzten zweifachen Kombination nahmen Checker und United Touch die oberste Stange mit. Zineday hingegen blieb fehlerlos. „Ich wusste natürlich, was ich mit Zineday habe. So ein Pferd hatte ich noch nie. Er hat sich hier die Tage mega angefühlt. Der merkt, dass das hier was Besonderes ist. Der ist sowas von intelligent, der springt einfach einen Ticken anders als die anderen“, schwärmt er von seinem Vierbeinder.

    Weishaupts Familie kommt aus der Region

    Dank des springgewaltigen Fuchswallachs hatte es der 39-jährige Weishaupt im dritten Anlauf endlich zu Olympia geschafft. 2012 stand er kurz vor seiner Nominierung für die Spiele in London, doch dann erkrankte sein Pferd Monte Bellini. 2021 war der Jettinger, der seit 2003 für den Stall von Ludger Beerbaum in Riesenbeck reitet, schon auf der Longlist für Tokio, doch dann verletzte sich seine Stute Asathir so schwer, dass die Spiele wieder ohne ihn stattfanden. Entsprechend vorsichtig war Weishaupt vor Paris: „Ich konnte es lange nicht glauben, dass es tatsächlich mal klappt. Trotzdem war ich immer noch sehr skeptisch, dass alle gesund bleiben. So richtig glauben, konnte ich es erst nach dem Warm Up, als er sich so super angefühlt hat.“

    Weishaupts Familie aus Jettingen (Landkreis Günzburg) ist komplett angereist, erzählt der Springreiter. „Wir haben ein Haus gemietet. Die ganze große Familie ist da. Die haben alle die Daumen gedrückt und ein bayerisches Lager irgendwo in Versailles aufgebaut. Sie wollten eigentlich zum Feiern kommen und jetzt wird´s leider nichts.“

    Dafür bleibt die Chance auf eine Einzelmedaille. Doch nicht einmal dafür ist Weishaupt mit seinen zwei Nullrunden schon qualifiziert. Am Montag müssen alle noch einmal in die Qualifikation. „Von 75 Reitern gehen 30 ins Finale. Das ist brutal. Wenn du das überstanden hast, darfst du ins Finale. Ein Umlauf und dann Stechen. Aber wenn man heute Zineday springen gesehen hat, dann ist es nicht vermessen zu sagen, dass er auf alle Fälle die Chance auf eine Medaille hat“, sagt Philipp Weishaupt voller Zuversicht.

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