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Pferderennen-Debatte: Sport oder Tierquälerei?

Pferdesport

Sport oder Tierquälerei? „Jeden zweiten Tag stirbt ein Pferd“

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    Immer wieder sterben Pferde bei den Rennen. Trotzdem halten die Briten an der Tradition fest.
    Immer wieder sterben Pferde bei den Rennen. Trotzdem halten die Briten an der Tradition fest. Foto: David Davies For The Jockey Club, picture alliance/dpa/PA Wire (Archivbild)

    Der englische Reiter Sean Bowen lachte am Sonntag triumphierend, nachdem er auf seinem dunkelbraunen Pferd Abuffalosoldier nach einem Endspurt auf der Rennbahn vor allen anderen über die Ziellinie geritten war. Er hatte den Holland Cooper Handicap Chase, ein Hindernisrennen im südwestenglischen Cheltenham, gewonnen. Doch kurz hinter der Ziellinie brach das siebenjährige Tier unter ihm zusammen, wie Fotos zeigen. Es sei sofort von erfahrenen Ärzten behandelt worden, „konnte aber leider nicht gerettet werden“, hieß es in einer Mitteilung der Rennbahn.

    Es war nicht die einzige Tragödie an diesem Sonntag in Cheltenham: Zwei weitere Pferde starben an dem, was Veterinäre einen „trainingsbedingten plötzlichen Tod“ nennen. Liam Kearns, der Tierarzt der Rennbahn, sagte über Abuffalosoldier: Alle Pferde würden gründlich untersucht, „aber bei jeder sportlichen Aktivität besteht sowohl für Pferde als auch für Menschen das Risiko eines Herz-Kreislauf-Kollapses”.

    Aktivisten machten beim „Grand National“ auf ihr Anliegen aufmerksam

    Die Todesfälle dürften die Diskussion über die Sicherheit und den Stress von Pferden bei Rennen und Hindernisläufen in Großbritannien neu entfachen. Im April letzten Jahres blockierten Tierschützer der Organisation Animal Rising das „Grand National”, das berühmteste und höchstdotierte Hindernisrennen Großbritanniens. Über 110 Aktivisten wurden festgenommen. Die Organisation hat versprochen, künftig auf solche Methoden zu verzichten, macht aber weiterhin auf die Zustände im Pferdesport aufmerksam.

    „Obwohl die drei Todesfälle bei diesem Rennen tragisch waren, sind sie leider nichts Ungewöhnliches – im Durchschnitt stirbt jeden zweiten Tag ein Pferd auf einer britischen Rennbahn”, sagt Orla Coghlan, Sprecherin von Animal Rising – oft wären dafür Verletzungen verantwortlich. Die einzige Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, sei die endgültige Abschaffung der Rennen. Unter den britischen Tierschutzorganisationen herrscht Uneinigkeit über den Umgang mit dieser Frage. So setzt die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA) eher auf eine Zusammenarbeit mit der Industrie, um das Wohlergehen der Rennpferde zu verbessern, anstatt eine Kampagne gegen eine der größten Zuschauersportarten Großbritanniens zu führen. Zu ihren Forderungen gehört etwa, dass weniger Pferde an den Wettbewerben teilnehmen, um Unfälle zu vermeiden.

    Pferderennen sind nach Fußball die zweitbeliebteste Sportart des Landes. Eines der bekanntesten ist die Royal Ascot Racing Week, ein fünftägiges Pferderennen, das seit Anfang des 18. Jahrhunderts jährlich im westlich von London gelegenen Ascot stattfindet. Im Durchschnitt kommen rund 300.000 Besucher zu dem Event – und das ist nur ein Bruchteil der rund fünf Millionen Menschen, die jedes Jahr einem Rennen in Großbritannien beiwohnen. Dabei sind Pferdewetten eine beliebte Form des Glücksspiels. Und die Briten schauen nicht nur zu: Rund 1,8 Millionen Menschen im Königreich sitzen nach Angaben der British Equestrian Trade Association regelmäßig selbst im Sattel.

    „Das Pferd ist ein Symbol der Nation”, sagt die Historikerin Erica Munkwitz. Jeder Tourist, der nach London kommt, wolle unbedingt die Wachablösung der Royal Guards mit ihren Pferden sehen, und die berittene Einheit der London Metropolitan Police habe eine Stärke von mehr als 110 Tieren. Für die Royals und die britische Oberschicht gehört es zum guten Ton, reiten zu können. Königin Elizabeth II. schwang sich noch im hohen Alter regelmäßig in den Sattel. Und es gibt unzählige Pubs mit Namen wie The Coach & Horses oder The White Horse. „Das sind greifbare Aspekte einer Reitsportvergangenheit, die uns auch heute noch unbewusst berührt“, sagt Munkwitz. Vielleicht reagieren viele Briten vor diesem Hintergrund schockiert auf die Todesfälle auf den Rennbahnen, halten dabei jedoch an der Tradition fest. 

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