Franz Beckenbauer und Günter Netzer kickten in der Regionalliga und waren noch nicht so populär, wie sie es später werden sollten. Doch bereits Anfang der 1960er Jahre besaß der deutsche Fußball einen Popstar: Petar „Radi“ Radenkovic. Als Schlussmann beim TSV 1860 München einer der besten Torhüter des Landes. Oder wie einige Fachleute behaupten: der beste Keeper der Bundesliga-Geschichte überhaupt. Doch Radenkovic war nicht nur ein herausragender Torwart, sondern machte sich auch als Sänger, Schriftsteller oder Model einen Namen und stürmte in die Herzen der Fans. Am Dienstag feiert der erste Paradiesvogel des deutschen Fußballs seinen 90. Geburtstag.
In Belgrad, seinem Geburts- und heutigen Wohnort feiert er sein rundes Wiegenfest. Dort lebt er seit 2009 mit seiner zweiten Frau. Seine fußballerischen Wurzeln hat Radenkovic zu Hause im ehemaligen Jugoslawien. Er stand bei Roter Stern und anschließend bei OFK Belgrad im Kasten. Als Fußball-Gastarbeiter kam er nach Deutschland, er steuerte zunächst den FC Bayern an, doch an der Säbener Straße wollten die Verantwortlichen ihn nicht. So unterschrieb er bei Wormatia Worms in der Oberliga (damals die höchste deutsche Spielklasse) einen Vertrag und wechselte 1962 dann zu den Münchner Löwen. Er spielte eine Saison in der Oberliga Süd und durfte ein Jahr später bei Gründung der Bundesliga in der Eliteliga ran. Damals war der TSV 1860 in der bayerischen Landeshauptstadt die Nummer eins, nicht nur sportlich, sondern auch in der Publikumsgunst. Die Bayern hatten ihre sportliche Heimat in der zweitklassigen Regionalliga Süd.
Vier Spieler leben noch aus dem Meisterteam der Löwen
Radenkovic war ein außergewöhnlicher Torsteher. Er machte den TSV 1860 München in den 60er-Jahren zum Pokalsieger und Meister und avancierte zum Erfolgskeeper an der Grünwalder Straße - mit Wehmut blicken die krisengebeutelten Fans des TSV 1860 auf diese Zeiten zurück. Mit Radenkovic, Bernd Patzke, Hansi Reich und Fredi Heiß leben aus dem 1966er-Meisterteam nur noch vier Spieler.
Radenkovic war der personifizierte Showmann - und das in einer Zeit, in der der Fußball kaum Berührungspunkte mit dem Showgeschäft hatte. Aber es gab ja den „Radi“, der mit seinen Ausflügen weit in die gegnerische Hälfte die Trainer um den Verstand brachte. Der damalige Löwen-Akteur und Nationalspieler Fredi Heiß denkt trotzdem gerne an diese Zeiten zurück. „Radis Ziel war es, mich einmal im Spiel auf Rechtsaußen zu überholen.“ Populär wurde der Torhüter auch als Schlagersänger mit der 400.000 Mal verkauften Platte „Bin i Radi, bin i König“, die auf Rang fünf der Hitparade stürmte.
Singen, Bücher schreiben, modeln, und 1964 DFB-Pokalsieger sowie 1966 deutscher Meister werden - am Höhepunkt seiner Karriere schien Radenkovic alles zu gelingen. „Da waren schon unvergessliche Momente dabei“, sagte der Jubilar vor einigen Jahren im Rückblick auf jene Zeit, als er 215 Mal für die „Löwen“ im Oberhaus auflief und ihm 1965 allerdings im Europapokal-Finale im Londoner Wembleystadion vor 100.000 Zuschauern gegen West Ham United (0:2) der ganz große internationale Triumph verwehrt blieb.
Auch jetzt verfolgt er noch genau, was mit seinem Verein passiert. „Da ist irgendwie der Wurm drin“, resümierte er. Er verstehe einfach nicht, „dass man nach so vielen Jahren einfach kein Rezept findet, 1860 wieder dahin zu bringen, wo der Klub hingehört.“ Er meint die Bundesliga. Auch bei Radenkovic selbst lief allerdings nicht immer alles rund: Als Kneipenwirt und Hotelier hatte er nicht immer das Glück auf seiner Seite.
Zu seiner aktiven Zeit war das noch anders. Radenkovic machte selbst das Spielfeld zu seiner Bühne, als er mit dem Ball am Fuß nicht selten wilde Ausflüge bis weit hinein in die gegnerische Hälfte unternahm. Die Fans waren begeistert , die Trainer nicht. „Radi“ aber behielt meist die Oberhand: 1966 zettelte er eine Revolte gegen Meistertrainer Max Merkel an, weil der ihn mit der Verpflichtung von Tormann Wolfgang Fahrian einen Konkurrenten vor die Nase setzte.
Merkel musste gehen, fand aber danach noch lobende Worte für Radenkovic: „Der Radi hat mich Jahre meines Lebens gekostet, ein Original, heute möchte ich sogar behaupten, ein Genie zwischen den Pfosten“, sagte der mittlerweile verstorbene Merkel Jahre später. „Ich war eine Kreation von einem modernen Torwart“, erklärt Radenkovic selbst, den ein gutes Stellungsspiel und starke Reflexe auszeichneten.
"Bin ich Radi bin ich König" kenne ich auch noch aus der Jugend. Aber heißt er nun Radenkovic oder Randenkovic? Sollte man vielleicht vor dem Einstellen für eines entscheiden.
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