Es gibt Situationen, in denen man einfach nur froh ist, nicht in der Haut eines anderen zu stecken, weil der sich gerade bis auf die Knochen blamiert hat. "Fremdscham" nennt man das, wenn man noch im alten Jahrtausend geboren wurde, "cringe" sagen die jüngeren Semester. Gewissermaßen stellte das, was am Sonntag nach dem Spiel von Bayer Leverkusen beim SC Freiburg zu sehen war, die Maximalstufe der Fremdscham dar.
Nach Abpfiff stand Nationalspieler Florian Wirtz beim Sender DAZN Rede und Antwort. Es ging ums Übliche: flach spielen, hoch gewinnen, so Zeugs eben. Alles normal. Bis Fieldreporter Mario Rieker eine Szene nach Schlusspfiff einspielt, in der Wirtz zwei ältere Herrschaften umarmt. "Ein schönes Bild, das wir von ihnen einfangen haben", befindet Rieker noch und stellt dann Wirtz die verhängnisvolle Frage: "Sind das Oma und Opa?"
DAZN-Reporter Mario Rieker: "Oh Gott! Was für ein Fettnäpfchen von mir!"
Wirtz antwortet wahrheitsgetreu: "Nein, das sind tatsächlich meine Eltern." Ab diesem Moment ist das Interview nicht mehr zu retten. Das weiß auch Rieker: "Ah, oh Gott! Was für ein Fettnäpfchen von mir!" Der Reporter setzt zu einem verzweifelten Versuch an, das Gespräch noch zu retten – und macht alles noch schlimmer, als er über Wirtz‘ Eltern sagt: "Ich finde, sie sehen frisch aus."
Zu Riekers Rettung sei gesagt: Tatsächlich könnten Hans Wirtz (70) und seine Frau Karin Groß (63) biologisch durchaus die Großeltern ihres Sohnes Florian (20) sein. Allerdings ist der Leverkusen-Profi auch das jüngste von zehn Kindern des Paares. Hans Wirtz, der seinen Sohn als Berater vertritt, hat die Sache mit Humor genommen, wie er der Bild sagte: "Wir haben darüber herzlich gelacht. Das ist alles in Ordnung." Immerhin.