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Olympische Spiele: Breaking ist olympisch: Von der Bronx nach Paris

Olympische Spiele

Breaking ist olympisch: Von der Bronx nach Paris

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    B-Girl Jilou präsentiert sich vor dem Eiffelturm. Bei den Olympischen Spielen ist sie allerdings nicht dabei.
    B-Girl Jilou präsentiert sich vor dem Eiffelturm. Bei den Olympischen Spielen ist sie allerdings nicht dabei. Foto: Nady El Tounsy

    Es war eng, hat aber letztlich doch nicht gereicht für eine deutsche Beteiligung bei den olympischen Wettwerben im Breaking. B-Girl Jilou, die beste deutsche Breakerin, verpasste knapp die Qualifikation, um nach Paris zu reisen. Eigentlich heißt sie Jilou Rasul, sie hat sich allerdings in der Szene einen Namen als B-Girl Jilou gemacht. Ist Markenbotschafterin für Nike. Sieht sich als Künstlerin. Madonna wird auch nicht Madonna Louise Ciccone genannt. Neben Surfen, Skateboarding und Sportklettern handelt es sich beim Breaking um eine der vier neuen Sportarten der Spiele.

    Nur 16 B-Girls und 16 B-Boys werden in Paris dabei sein. „Ein kleiner Traum wäre in Erfüllung gegangen“, sagt die quirlige Jilou. „Aber was zählt, ist das gestiegene öffentliche Interesse am Breaking.“ Und daneben auch die Tatsache, dass der Anteil der Frauen in dieser Männerdomäne steigt. „Es ist wichtig für uns, dass wir endlich diese größere Sichtbarkeit bekommen, für die ich mich schon so lange einsetze.“ Mit ihren 31 Jahren gehöre sie, die in Köln aufwuchs und jetzt in Berlin lebt, in ihrer Domäne bereits zu einer Generation der Älteren, die sich jahrelang Respekt erkämpfen mussten. Bei Wettbewerben – den Battles – war sie oft die einzig teilnehmende Frau. „Wir Frauen wurden immer ein wenig separat behandelt und mussten stets beweisen, dass wir genauso gut sind“, so Jilou. Ob sie eine Pionierin war? „Das sind wir alle, weil wir für die jeweils jüngere Generation Vorbildfunktion haben und Mentorinnen sind.“

    Breaking war früher als Breakdance bekannt

    Breaking – früher bekannt unter dem Namen Breakdance – ist eine urbane Tanzkultur, die mit der Hip-Hop-Kultur in den 1970er-Jahren in den USA, insbesondere im New Yorker Stadtteil Bronx, entstand. Entwickelt und ausgeübt wurde sie vor allem von Jugendlichen aus marginalisierten Communities, zunächst der afroamerikanischen, dann auch der puerto-ricanischen. Breaking zeichnet sich durch akrobatische Bewegungen und schnelle Tanzschritte zum Beat der Musik aus. Ab den 1980er-Jahren entdeckten es die Medien und es begann sich weltweit zu verbreiten.

    „Heute ist Breaking nicht nur eine Tanzkultur, sondern auch eine Kunstform und ein Sport, man kann es als globales Phänomen bezeichnen“, sagt Frieda Frost, eine weitere Pionierin, die möglicherweise als Breaking-Judge zu den Olympischen Spielen reist. Zwei der neun Juroren-Plätze sind dort für Frauen reserviert – auch hier gibt es eine Ungleichverteilung. Allerdings habe sich in einigen Bereichen viel getan, sagt Frost: Bei den olympischen Breaking-Qualifikationen seien das Wettbewerbssystem, die Sichtbarkeit und die Preisgelder für weibliche und männliche Teilnehmer gleich.

    Die gebürtige Berlinerin ist Tänzerin, Choreografin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Cologne HipHop-Institut an der Universität zu Köln sowie Kulturmanagerin in der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Von der Basis her sei Breaking ein Tanz, in dem viel Kultur stecke: Geschichte, Musik, die Bedeutungen von Bewegungen, Werte und Normen.

    Breaking gebe es nicht ohne Musik, erklärt die 39-Jährige: „Die B-Girls und B-Boys müssen alle ihre Moves an die Musik anpassen, das erfordert Spontaneität, Kreativität und Improvisation.“ Zugleich lasse es sich als Leistungssport einordnen, da die große Bandbreite athletischer Bewegungen dem Körper viel abverlangen.

    Beim Breaking kommt es auf das Improvisieren an

    Bei den Olympischen Spielen treten jeweils 16 B-Boys und 16 B-Girls in Einzelbattles gegeneinander an. Mit 15 bis 18 Runden, die jeweils 30 bis 50 Sekunden lang sind, ist dieses System fordernder als die im Breaking sonst üblichen Battles. Hinzu kommt, dass die Athletinnen und Athleten ihre Runden zwar vorbereiten, aber trotzdem stets improvisieren müssen, da sie ihre Bewegungen an die Musik anpassen, die sie vorab nicht kennen.

    „Der Blick auf Tanz und Kunst ist immer zu einem Teil subjektiv, es gibt aber fünf Hauptkriterien, die wir nutzen um so objektiv und transparent wie möglich zu entscheiden: Technik, Musikalität, Originalität, die Umsetzung der Bewegung und Bewegungsvokabular“, sagt Frost. Bestimmte Grundlagenbewegungen werden erwartet, während gleichzeitig viel Raum für Individualität und den eigenen Stil bleibe. „Wenn der Tänzer oder die Tänzerin hinter einer Schattenwand tanzen würde, sollte man sie anhand der Bewegungen erkennen können.“ Auch die eigene Kultur spiele eine Rolle und kann als Inspiration genutzt werden, denn manche lassen Bewegungen aus traditionellen Tänzen, ob aus Marokko oder aus China, mit einfließen.

    Sie konzentriere sich darauf, ihren eigenen Stil zu zeigen, anstatt sich an die möglichen Erwartungen der Jury anzupassen, sagt B-Girl Jilou. Auch wenn sie sich in Paris nicht zeigen kann, so hat das Breaking an sich schon einen Sieg errungen: Als eine der 32 Olympischen Sportarten präsentiert es sich der Welt.

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