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Olympia zwischen Kunst und Kontroverse: Ist das Fest des Sports noch zu retten?

Olympia 2024

Über den Sinn und Unsinn Olympischer Spiele

Andreas Kornes
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    Paris ist Gastgeberin der Olympischen Sommerspiele.
    Paris ist Gastgeberin der Olympischen Sommerspiele. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Ist das (noch) Olympia, oder kann das weg? Hinter der freien Interpretation eines alten Witzes aus der Kunstwelt verbirgt sich mehr, als nur ein Körnchen Fatalismus. Denn Olympia hat mit einem Fest des Sports, das es ja eigentlich sein will, nicht mehr viel zu tun. Da reist eine chinesische Mannschaft an, zu der Sportlerinnen und Sportler gehören, die positiv auf ein verbotenes Dopingmittel getestet wurden. Der Fall aus dem Jahr 2021 war erst vertuscht worden, was die zuständigen Stellen natürlich ganz anders darstellen. Im Nachhinein muss ein kontaminiertes Lebensmittel als Erklärung herhalten. Hätten nicht ein paar Journalisten besonders tief gegraben: Niemand hätte je davon erfahren. Diese Geschichte sollte ganz offensichtlich nicht Teil der olympischen Erzählung sein.

    Oder jene, die davon handelt, dass der Sport doch unpolitisch ist. Gleichzeitig darf nur eine Handvoll russischer Sportlerinnen und Sportler teilnehmen, weil ihr Land einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Natürlich ist es richtig, Russland keine Bühne zu bieten. Doch gleichzeitig ist das doch politisch. Genauso wie die (unerfüllte) Forderung der Palästinenser, die Israelis wegen ihres Handelns im Gazastreifen von den Spielen auszuschließen. Ein Märchen, dass der Sport unpolitisch ist. Er war schon immer politisch und wird es auch immer bleiben. Und sei es nur schnöde Machtpolitik an seiner Spitze, wo Thomas Bach seit 2013 thront. Nächstes Jahr endet diese Ära, zumindest sieht das die Charta des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) so vor. Längst schon gibt es Gedankenspiele, die entsprechende Klausel zu ändern, um dem Deutschen eine weitere Amtszeit zu spendieren. Oder aber Bach setzt einen ihm genehmen Nachfolger auf den Thron und zieht weiterhin die Fäden im olympischen Milliardenspiel, nur dann eben aus dem Hintergrund.

    Kunst und Künstler sollen bitte getrennt voneinander betrachtet werden

    Es geht um Macht und Ansehen und sehr viel Geld. Darum wird mit allen Mitteln gekämpft. Man mag es nicht mehr lesen, hören oder sehen, und doch gehört es zum olympischen Alltag. Wie schön wäre es da doch, sich einfach nur der Magie des Sports hinzugeben. Womit wir wieder bei der Kunst wären. Wer sich in ihr verliert, will nicht mehr fragen, wie sie entstanden ist. Man biegt es sich dann so zurecht, dass Kunst und Künstler doch bitte schön zu trennen seien. Das hingegen ist im Sport unmöglich, denn Kunst und Künstler, Sport und Sportler, bilden dort eine Einheit. Ist der Künstler gedopt, macht das seine Kunst hinfällig. Das Hinterlistige daran ist, dass es diese Erkenntnis oft erst viele Jahre später gibt, wenn eingefrorener Urin von damals mit den Methoden von heute untersucht wird. Die Geschichten sind dann längst erzählt. Die Medaillen kommen per Post.

    Ist das alles also noch Olympia, oder kann das weg? Verborgen hinter dem Kommerz und Gigantismus, hinter Zweifel und Misstrauen, hinter Abgestumpftheit und Desinteresse liegt die Antwort. Wer dieser Tage durch Paris geht, spürt, dass Olympia noch immer ein Fest des Sports sein kann, das die Macht hat, Menschen aus der ganzen Welt zusammenzubringen und in seinen Bann zu ziehen. Es ist der Kontrast zu den sterilen Corona-Spielen von Tokio, der das eindrücklich zeigt. Die olympische Idee ist nicht so leicht totzukriegen, auch wenn sich schon viele daran versucht haben. Sie lebt durch die Menschen, die es trotz aller berechtigter Kritik schaffen, sich auf die Sportlerinnen und Sportler einzulassen. Das mag man naiv finden, ist es auch. Doch jetzt lasset die Spiele erst einmal beginnen. Zeit zum Ärgern bleibt dann noch genügend.

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