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Olympia-Fußball: Argentinien empört über VAR-Chaos

Olympia 2024

Ein Videobeweis nach zwei Stunden: Das Fußballturnier startet mit einem VAR-Chaos

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    Schiedsrichter Glenn Nyberg ließ erst 16 Minuten nachspielen und entschied dann nach fast zweistündiger Unterbrechung auf Abseits.
    Schiedsrichter Glenn Nyberg ließ erst 16 Minuten nachspielen und entschied dann nach fast zweistündiger Unterbrechung auf Abseits. Foto: Silvia Izquierdo/AP/dpa

    Die Olympischen Spiele hatten noch nicht mal ihre Eröffnungsfeier, da gibt es im Fußball-Turnier der Männer schon den ersten großen Aufreger. Die Zutaten dafür: Der mit zwei Stunden Wartezeit längste Videobeweis der Geschichte, eine XXL-Nachspielzeit samt Platzsturm und zu guter Letzt einen argentinischen Verband, der vor Wut schäumt und einen „Skandal“ wittert und von einer „historischen Schande“ spricht.

    Doch der Reihe nach: Tatsächlich war es äußerst ungewöhnlich, was im ersten Gruppenspiel zwischen Marokko und Argentinien geschah. Die Afrikaner führten nach Ende der regulären Spielzeit mit 2:1 gegen die Südamerikaner. Wegen Verletzungsunterbrechungen ließ der schwedische Schiedsrichter Glenn Nyberg lange nachspielen – und in der 16. Minute der Nachspielzeit bejubelte Argentinien den vermeintlichen Ausgleich: Nach zwei Lattentreffern schoss Christian Medina den Ball in den Kasten. Das wiederum sorgte für großen Unmut bei Marokkos Anhang. Die Fans der Afrikaner stürmten den Platz, die Polizei musste eingreifen, an ein Weiterspielen war nicht zu denken. Unklar war zunächst, ob das Spiel nun unterbrochen oder abgepfiffen war – viele Beobachter, inklusive der Zuschauer, gingen vom Spielende aus. Selbst der offizielle Fifa-Liveticker, die das Turnier offiziell austrägt, sowie viele Sportportale vermeldeten bereits die Kunde vom Ausgleich in letzter Sekunde.

    Nach zwei Stunden Pause traten Argentinien und Marokko wieder an

    Geschlagene zwei Stunden später bat Nyberg die beiden Mannschaften aber wieder auf den Platz – ohne Zuschauer. Die letzten drei Minuten der Nachspielzeit sollten nachgeholt werden. Zuerst stand aber die Verkündung des VAR-Checks auf dem Plan. Demnach ging dem vermeintlichen Treffer Argentiniens eine Abseitsstellung voraus. Die Folge: kein Tor, weiterhin 2:1 für Marokko. Das Team brachte die Führung in der verbleibenden Zeit über die Runden.

    In Argentinien ist der Furor riesig. Wie der Verband bestätigt, wurde bei der Fifa Beschwerde gegen die Wertung des Spiels eingelegt. Verbandspräsident Claudio Tapia begründete das in einem Statement in den sozialen Medien wie folgt: Die Fortsetzung des Spiels sei „sinnlos“ gewesen und verstoße „gegen die Regeln des Wettbewerbs“. Javier Mascherano, der hinter Lionel Messi Rekordnationalspieler des Landes und Trainer der Olympia-Mannschaft ist, sagte: „Was auf dem Spielfeld passiert ist, war ein Skandal.“ Dieses Spiel mit seinen Folgen sei „der größte Zirkus, den ich je in meinem Leben gesehen habe“.

    Argentiniens Spieler hatten Frankreichs Profis rassistisch und homophob beleidigt

    Argentinien vermengte den Protest gegen das Spiel mit Vorwürfen gegen das Gastgeberland Frankreich, das bei der Organisation versagt habe. Ohnehin ist die Beziehung zwischen den beiden Ländern gerade als mindestens problematisch einzustufen. Auslöser waren rassistische und homophobe Beleidigungen einiger argentinischer Spieler nach dem Gewinn der Copa America vor eineinhalb Wochen. Ein Instagram-Live-Video von Chelsea-Profi Enzo Fernandez zeigte, wie in einem Fansong der unterlegene Gegner aus dem WM-Finale 2022 verhöhnt wird. Demnach seien viele französische Spieler, darunter Kylian Mbappé, „nur aus Angola“ und keine echten Franzosen. Garniert ist das ganze noch mit vielen weiteren Beleidigungen. Hugo Lloris, der langjährige Torwart Frankreichs, wertete dieses Vorgehen als „Attacke auf die Werte aller Franzosen“.

    Fernandez, der bei Chelsea mit mehreren französischen Profis zusammenspielt, bat umgehend um Entschuldigung, erhielt von der populistischen Regierung seines Landes aber Unterstützung. Die französischen Zuschauer, die in Saint-Denis im Stadion waren, pfiffen die Hymne Argentiniens vor dem Anpfiff gnadenlos aus. Es gab schon mal einfachere Zeiten.

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