Olympische Medaillen sind der Gral aller Spitzensportler, mit dem sie ihre Karriere schmücken – warum sie also nicht von einem Juwelierhaus entwerfen lassen? Dies war der ursprüngliche Gedanke hinter der Idee der Organisatoren der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, den Schmuck- und Uhrendesigner Chaumet mit der Gestaltung der Medaillen zu beauftragen. Dessen Werkstatt befinden sich noch immer am schicken Place Vendôme in Paris, wo sie 1780 gegründet wurde.
Der ehemalige Juwelier des Kaiserreiches entwarf unter anderem das Krönungsschwert von Napoleon und die päpstliche Tiara von Pius VII. Heute gehört Chaumet zum Luxusgüter-Konzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), der nach einigem Hin und Her im vergangenen Sommer als „Premium-Partner“ der Sportveranstaltung einstieg. Er sponsert die Olympischen und Paralympischen Spiele mit 150 Millionen Euro, um im Gegenzug die Marken seines Imperiums herausstellen zu können. Die Einbeziehung des Hauses Chaumet für die Gestaltung der Medaillen bot eine gute Gelegenheit dafür und die Beteiligung eines Juweliers eine Premiere.
18 Gramm Eiffelturm stecken in jeder Medaille für die Olympischen Spiele in Paris
Und noch ein anderer Einfall wurde umgesetzt, mit dem sich die Pariser Spiele von anderen abheben wollen. Jedes Exemplar erhält ein winziges, 18 Gramm leichtes Originalstück des Eiffelturms in Form eines sechseckigen Eisenteils. Aufgrund seiner geografischen Form wird Kontinentalfrankreich gerne als „Hexagon“, also als Sechseck, bezeichnet. Das Eisen stammt aus einem Lagerhaus, in dem die Betreibergesellschaft Reststücke des 330 Meter hohen Gebäudes aufbewahrt. Diese wurden im Laufe der Jahre während Arbeiten zur Instandhaltung entfernt.
„Wir wollen allen Gewinnern ein Stück des Eiffelturms von 1889 schenken“, so drückte es Tony Estanguet, der Organisationschef der Pariser Spiele und selbst ehemaliger Olympiasieger im Kanuslalom, bei der Vorstellung der Medaillen am Donnerstag, aus. Es handele sich um „eine Kombination der edelsten Metalle Gold, Silber und Bronze mit dem edelsten Metall unseres Landes, jenes des Eiffelturms“. Insgesamt werden 5084 Medaillen für die drei Gewinnerkategorien angefertigt.
Ein Biathlon-Olympiasieger spricht über den Wert der Medaillen
Martin Fourcade, fünffacher Biathlon-Olympiasieger und Präsident der Athletenkommission, der an der Gestaltung beteiligt war, betonte die komplexe Aufgabe, einerseits die präzisen Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu berücksichtigen, zum anderen zahlreiche Symbole einzuflechten. So wiesen die Medaillen mehrere Furchen auf, die das Licht einfangen und an Sonnenstrahlen erinnern sollen, ein Spiel mit dem Bild von Paris als „Lichter-Stadt“. Er wisse aus eigener Erfahrung um die große Bedeutung dieser Medaillen für die sieg- und erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler, so Fourcade. „Es ist die einzige materielle Erinnerung an diesen einzigartigen Moment, die man behalten kann“, sagte der 35-Jährige. „Meine Kinder waren zu klein, es mitzubekommen, als ich die Wettbewerbe gewann, nun habe ich etwas, das ich ihnen davon zeigen kann.“
Nur im Design unterscheiden sich olympische und paralympische Medaillen
Unterschiede zwischen den Medaillen für die Olympischen sowie die Paralympischen Spiele wurden auf der Vorderseite nicht gemacht. Sie ist jeweils von dem Eiffelturm-Stück geprägt, auf welchem die olympische Flamme prangt. Das jeweilige Design weicht lediglich auf der Rückseite ab. Bei den olympischen Medaillen wird in der Mitte die Siegesgöttin Nike neben dem Parthenon-Tempel auf der Akropolis von Athen sowie dem Eiffelturm gezeigt. Bei den Paralympischen Medaillen steht die „Eiserne Dame“ im Mittelpunkt, und der Schriftzug „Paris 2024“ ist in Brailleschrift darauf vermerkt. Benoît Verhulle, Chef der Chaumet-Werkstatt, sagte, für sein Team und ihn habe es sich um einen außergewöhnlichen Auftrag gehandelt. „Wir behandelten jede Medaille wie ein Schmuckstück und die Teile des Eiffelturms wie wertvolle Steine.“
Hergestellt werden die Trophäen von der historischen Münzprägeanstalt Monnaie de Paris im Zentrum der Hauptstadt – ebenso wie bereits bei den Medaillen der Olympischen Spiele vor genau 100 Jahren, als diese ebenfalls in der französischen Metropole ausgetragen wurden. In diesem Jahr finden sie vom 26. Juli bis 11. August statt, die Paralympischen Spiele vom 28. August bis 8. September.