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Olympia: Die Seine wird zur Bademöglichkeit

Olympia

Die Seine wird zur Bademöglichkeit

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    Noch ist die Wasserqualität der Seine für olympische Schwimmwettkämpfe nicht durchgängig ausreichend.
    Noch ist die Wasserqualität der Seine für olympische Schwimmwettkämpfe nicht durchgängig ausreichend. Foto: Thibault Camus, dpa

    Es sollte eigentlich an einem Sonntag Ende Juni passieren. Doch als der Termin aufgrund der starken Regenfälle ein erstes, dann wegen der Neuwahlen in Frankreich ein zweites Mal verschoben wurde, wuchsen die Zweifel: Würde die Seine sauber genug sein, damit sich die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo noch rechtzeitig vor den Olympischen Sommerspielen darin baden kann als eine Art Vortesterin für die Athletinnen und Athleten?

    Am Mittwoch will die Bürgermeisterin in der Seine baden

    Nun sind Journalisten und Kamerateams erneut vorgewarnt: An diesem Mittwoch um neun Uhr will Hidalgo endlich ihr medienwirksames Bad in dem Hauptstadtfluss nehmen. Vor wenigen Tagen wagte sich schon die französische Sportministerin, die frühere Profi-Tennisspielerin Amélie Oudéa-Castéra, in einem schwarzen Tauchanzug ins kühle Nass, begleitet vom Para-Triathleten Alexis Hanquinquant. Noch vor Kurzem war genau das für viele Bewohner eine unappetitliche Vorstellung. Vor Hidalgos erstem, dann abgesagten Bade-Termin gab es sogar den Aufruf in den öffentlichen Netzwerken, den Fluss absichtlich mit Fäkalien zu befüllen. Das sagte etwas über die Unbeliebtheit der Bürgermeisterin aus – und das Bild, das sich viele von der Sauberkeit der Seine machen, in der bei Reinigungsaktionen stets allerlei Unrat gefunden wurde und wird.

    Die Wasserqualität wird immer besser

    Tatsächlich hatten sich die von der Stadt Ende letzter Woche vorgelegten Daten deutlich verbessert. Demnach waren nun mehr als 80 Prozent der Wasseranalysen konform mit den vorgegebenen Grenzwerten. Zuvor hatte eine geplante Übungseinheit der französischen Mannschaft im Freiwasserschwimmen abgesagt werden müssen. „Wir hoffen, dass sich das Wetter noch weiter bessert, aber wir machen uns keine Sorgen um die Veranstaltung der Wettkämpfe“, versicherte Pierre Rabadan, der für die Olympischen Spiele zuständige stellvertretende Pariser Bürgermeister.

    Eineinhalb Wochen vor deren Beginn könnte damit eine der letzten großen Unsicherheiten aufgelöst sein: Die bange Frage nach ausreichend guten Wasser-Werten, um Olympische Wettkämpfe in der Seine abzuhalten, ohne die Athletinnen und Athleten einer Gesundheitsgefahr auszusetzen. Es war ein Plus bei der Bewerbung von Paris für die Groß-Veranstaltung, dass der Fluss, der die Stadt durchzieht und an dessen Ufer etliche Sehenswürdigkeiten stehen, eine zentrale Rolle erhalten sollte.

    Bereits am Tag der Eröffnungszeremonie, dem 26. Juli, steht er im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dann werden 160 Boote insgesamt 10.500 Athletinnen und Athleten sechs Kilometer lang über die Seine von der Brücke Pont d’Austerlitz im Osten bis zur Brücke Pont d’Iéna am Eiffelturm transportieren, wo gegen Mitternacht das große Finale stattfindet. Erstmals in der Geschichte der Spiele wird das Spektakel mitten in der Stadt ausgerichtet – es sei denn, es gibt in letzter Minute eine konkrete Sicherheitsgefahr. Dann könnte die Feier verkleinert oder ganz in ein geschlossenes Stadion ausgelagert werden. Doch keiner der Organisatoren will Plan B und C – denn durch die Ausrichtung der Zeremonie auf der Seine wird ein Schlaglicht auf ganz Paris geworfen.

    Drei Wettbewerbe sollen in der Seine stattfinden

    Darüber hinaus werden drei Wettbewerbe in dem Fluss organisiert: der Triathlon am 30., 31. Juli und 5. August, die Freiwasser-Wettbewerbe am 8. und 9. August sowie am 1. und 2. September der Para-Triathlon im Rahmen der Paralympischen Spiele, die von 28. August bis 10. September stattfinden.

    Um dies möglich zu machen, haben der französische Staat und die betroffenen Gebietskörperschaften inklusive Paris seit 2018 insgesamt 1,4 Milliarden Euro für die Reinigung der Seine wie auch ihres Zuflusses Marne aufgewendet. Kläranlagen wurden modernisiert und Gemeinden dazu angehalten, dafür zu sorgen, dass das Abwasser von tausenden Wohnungen nicht mehr in die Seine geleitet wurde, auch jenes der Hausboote. Seit einem Jahrhundert war es verboten, sich in Paris in der Seine zu baden. Dabei hatte bereits 1988 der damalige Bürgermeister und spätere französische Präsident Jacques Chirac vor laufender Kamera versprochen, er werde „in drei Jahren vor Zeugen“ ins Wasser springen. Eingelöst hat er das nie.

    Umso mehr hatten die Spiele beschleunigende Wirkung, weil sie den Staat und die betroffenen Städte unter Druck setzten, um endlich genug politischen Willen zu zeigen und Geld in die Hand zu nehmen, die Wasserqualität dauerhaft zu verbessern. Bademöglichkeiten in der Seine und in der Marne sollen ab Sommer 2025 zum Erbe dieser Olympischen Spiele gehören.

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