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Olympia: Denise Herrmann schafft die Gold-Sensation

Olympia

Denise Herrmann schafft die Gold-Sensation

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    Denise Herrmann feiert den Gewinn der Goldmedaille.
    Denise Herrmann feiert den Gewinn der Goldmedaille. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

    Denise Herrmann war überwältigt. Die Tränen flossen, sie rief ihre Mannschaftskolleginnen zum gemeinsamen Siegerfoto zusammen. Kein Wunder. Mit einem solchen Abend hatte keiner gerechnet. Das Einzel der Biathlon-Frauen über 15 Kilometer stand bei den wenigsten Beobachtern ganz oben auf der Liste möglicher deutscher Medaillen. Getäuscht.

    "Dass ich das heute geschafft habe, macht mich unglaublich stolz", sagte die Siegerin. Hermann lief schnell und schoss präzise. Ein Fehler unterlief ihr nur. Das reichte für den ganz besonderen Moment. Im Ziel hatte sie 9,4 Sekunden Vorsprung auf Anais Chevalier-Bouchet (Frankreich). Bronze gewann Marte Olsbu Roeiseland (Norwegen), die 15,3 Sekunden hinter Herrmann lag. Noch zum Auftakt am Samstag mit der Mixed-Team-Staffel waren die deutschen Athletinnen enttäuscht gewesen. Platz fünf, ein beinahe katastrophales Schießen bei allerdings schwierigen, weil windigen Bedingungen hatten aufs Gemüt geschlagen.

    Denise Herrmann freut sich bei der Flower Ceremony über den Gewinn der Goldmedaille.
    Denise Herrmann freut sich bei der Flower Ceremony über den Gewinn der Goldmedaille. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

    Denise Hermann: "Ich habe mächtig auf die Fresse bekommen"

    Wie schon die gesamte Saison über. "Ich habe mächtig auf die Fresse bekommen", sagte sie am Montag. Im Weltcup wollte es nicht laufen, ein dritter Rang zum Auftakt in Östersund steht als einzige  Podestplatzierung in den Statistiken.   Herrmann blieb ruhig, trotz der ausbleibenden Erfolge. Sie hatte die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele ausgerichtet. Der Plan ging auf.  "Es war wichtig, dass wir ruhig geblieben sind", sagte Bernd Eisenbichler, der sportliche Leiter Biathlon. Er hofft nun, dass die Männer Kraft  und Zuversicht aus Hermanns Überraschungsgold ziehen können. Am Dienstag (9.30 Uhr/MESZ) steht für Benedikt Doll, Erik Lesser, Roman Rees und Johannes Kühn das Einzel über 20 Kilometer auf dem Programm. Frauen-Bundestrainer Florian Steirer war sich auch der Tragweite des Erfolgs bewusst: "Jetzt die Medaille mitzubringen, bringt Ruhe in das ganze Team."

    Herrmann hatte ihre nordische Karriere 2009 im Langlauf gestartet. 2014 gewann sie mit der deutschen Staffel in Sotschi Bronze. Ein erster großer Erfolg. Herrmann wollte aber mehr. Sie lernte Schießen und wechselte 2016 zum Biathlon. Sie kommt aus Sachen, mittlerweile aber trainiert und lebt sie in Ruhpolding.

    Hermann hatte sich für das Rennen einen perfekten Plan zurechtgelegt. Sie schoss recht langsam, dafür aber konzentriert. Sie wusste, was sie kann. Auch nach dem Rennen am Samstag "war ich sehr entspannt", erklärte sie. Sie habe am Sonntag noch einmal intensive, wichtige Gespräche geführt und Tipps bekommen. Tipps, die halfen. Tipps, die sie zu Gold führten. Nach dem Rennen hatte sie ein volles Programm. Wie alle Olympiasieger.  Die 33-Jährige war überwältigt vom großen Triumph. "Das ist der größte Sieg für mich - der über mich selbst", sagte sie.

    Richtig aufgeregt war Herrmann an ihrem Gold-Tag erst, als sie schon im Ziel war. Als sie warten musste, was die Konkurrenz machte. Zu früh wollte sie sich nicht freuen. "Ich habe immer gedacht, da kommen ja noch welche", erzählte sie. Als allerdings immer weniger Starterinnen noch in der Loipe waren, wurde die Überraschung immer mehr zur Gewissheit. Eine Favoritin nach der anderen scheiterte an Herrmanns Zeit. Sie schoss nicht nur gut, sondern war auch die drittschnellste Läuferin des Tages. Ihre Langlauf-Ausbildung bleibt ein Pfund.

    Beendete das Rennen auf Rang vier: Vanessa Voigt auf der Strecke.
    Beendete das Rennen auf Rang vier: Vanessa Voigt auf der Strecke. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

    Vanessa Voigt verpasste eine Medaille nur knapp

    Auch Vanessa Voigt kam nicht an ihre Kollegin heran. Beinahe aber wäre der Olympia-Debütantin eine weitere Überraschung gelungen. Auf Rang vier verpasste sie eine Medaille nur knapp. Beim Mixed am Samstag hatte sie noch zu den großen Verliererinnen gehört. Sie hatte beim Schießen gepatzt. "Die letzten Tage und Stunden waren nicht leicht für mich", sagte sie, "ich habe auch an mir selbst gezweifelt." Dann aber habe sie alles ausgeblendet, gar nicht mehr auf ihr Handy geschaut. Sie wollte nichts mehr lesen und hören. Keine Aufmunterung, aber erst recht keine Kritik. Es funktionierte. Am Montag zeigte sie sich in starker Form. In der Schlussrunde gelang ihr die schnellste Laufleistung. Am Schießstand schoss sie sie nur einmal daneben. Viel hat nicht gefehlt, und es wäre der perfekte Tag für die deutschen Biathletinnen geworden. So aber war er durch das Überraschungsgold auch nicht ganz schlecht.

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