Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Eröffnungsfeier Olympische Spiele Paris: Ein Spektakel auf der Seine

Olympia 2024

Spektakel auf der Seine

    • |
    • |
    Am Ende der Fackelkette stand dann ein riesiger Ballon. Judoka Teddy Riner und Leichtathletin Marie-José Perec entzündeten in diesem das olympische Feuer, das dann nach oben schwebte. 
    Am Ende der Fackelkette stand dann ein riesiger Ballon. Judoka Teddy Riner und Leichtathletin Marie-José Perec entzündeten in diesem das olympische Feuer, das dann nach oben schwebte.  Foto: Marijan Murat, dpa

    Es gehört zu den beliebtesten Disziplinen im Vorfeld Olympischer Spiele, über den genauen Ablauf der Eröffnungsfeier zu spekulieren. Welche Stars treten auf? Wie spektakulär wird die Show? Und vor allem: Wer entzündet das olympische Feuer? Vor drei Jahren in Tokio hatte das die Tennisspielerin Naomi Osaka erledigt. Historisch bedeutsamer war, als im Jahr 2000 die Leichtathletin Cathy Freeman im australischen Sydney zur Tat schritt. Sie stammt von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, ab und sollte so ein Zeichen der Versöhnung mit der weißen australischen Bevölkerung setzen. Als Freemann zehn Tage später dann Gold über 400 Meter gewann, hatten die Spiele ihre größte Erzählung. Auf der Ehrenrunde schwenkte sie die Fahne ihres Volkes und die australische. Szenen voller Symbolkraft.

    Ähnlich war es vier Jahre zuvor gewesen, als die Box-Legende Muhammad Ali das olympische Feuer entzündete. Schwer gezeichnet von der Parkinson-Krankheit. Ikonisch die Bilder, als er mit zitternder Hand die Fackel hochhielt, während 85.000 Menschen im Olympiastadion von Atlanta wie von Sinnen „Ali, Ali“ schrien und der damalige US-Präsident Bill Clinton in Tränen ausbrach. „Meine linke Hand zitterte wegen Parkinson, die rechte vor Angst“, sagte Ali, Olympiasieger von 1960 in Rom, später. Mit beiden Händen schaffte er es, die Flamme zu entzünden.

    26.07.2024, Frankreich, Paris: Olympia, Paris 2024, Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele, eine Lichtershow mit dem Eiffelturm färbt den Himmel. Foto: Joel Marklund/bildbyrån-Pool/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Icon Galerie
    44 Bilder
    Mit einer gigantischen Show haben die Olympischen Spiele 2024 in Paris begonnen. Hier finden Sie die besten Bilder der Eröffnungszeremonie.

    Und in Paris? Es dauerte bis weit nach 23 Uhr, ehe das Geheimnis gelüftet wurde. Überstrahlt vom sensationell illuminierten Eiffelturm war zunächst Tennis-Ikone Serena Williams mit der Fackel in der Hand auf einem Boot die Seine entlanggefahren. Leichtathletik-Legende Carl Lewis war ebenso an Bord wie Tennisspieler Rafael Nadal. Am Ufer übernahm Amelie Mauresmo, ebenfalls eine Tennisspielerin, die die Fackel in den Louvre trug und weiter gab. Am Ende der Kette stand dann ein riesiger Ballon. Judoka Teddy Riner und Leichtathletin Marie-José Perec entzündeten in diesem das olympische Feuer, das dann nach oben schwebte. Zeitgleich begann Céline Dion zu singen.

    Sehr viel früher war klar gewesen, dass diese Eröffnungsfeier eine der spektakulärsten ihrer Art in der olympischen Geschichte sein würde. Erstmals liefen die Aktiven nicht in ein Stadion ein, sondern wurden den hunderttausenden Zuschauern mit Ausflugsbooten auf der Seine vorgefahren, dem Fluss, der mitten durch Paris fließt. Dort, wo sonst Touristen sitzen, Weißweinschorle trinken und sich die Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt anschauen, standen nun die besten Sportlerinnen und Sportler der Welt im strömenden Regen, schwenkten kleine Flaggen in den jeweiligen Landesflaggen und winkten den Zuschauern zu. Die Judoka Anna-Maria Wagner und der Basketballer Dennis Schröder fungierten als deutsche Fahnenträger und mussten keinen Schritt laufen.

    Teil der gigantischen Show war auch der US-amerikanische Pop-Superstar Lady Gaga, die auf Französisch sang. Auf der Tribüne mit den Ehrengästen winkten IOC-Präsident Thomas Bach und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron höchst staatsmännisch ins Volk. Mit Einbruch der Nacht wirkten die Lichtspiele auf und neben dem Fluss immer besser. Gleichzeitig tauchte immer wieder ein mysteriöser Fackelträger auf, teilweise auf den Dächern der Stadt balancierend, an einem langen Stahlseil durch die Luft schwebend oder durch geschichtsträchtige Orte laufend. Am Ende ritt er auf einem Stahlpferd auf der Seine in Richtung Eiffelturm.

    63.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz

    Nichts zu sehen dagegen von dem gigantischen Aufwand, mit dem die Veranstaltung gesichert wurde. Schon den ganzen Tag hatte das Thema im Blickpunkt gestanden. Förmlich zu spüren waren Nervosität und Angespanntheit in der Stadt. Schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten patrouillierten durch die Straßen. Insgesamt 63.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Immer wieder rauschten Kolonnen von Einsatzwägen mit Blaulicht und Sirene durch die Häuserschluchten. Selbst für eine Weltstadt wie Paris sind Olympische Spiele eine außergewöhnliche Veranstaltung, viele Kritiker sagen Belastung. Von A nach B zu kommen war rund um die Eröffnungsfeier schwierig bis unmöglich. Überall gab es Absperrungen und Kontrollen.

    Verwirrung gab es im Vorfeld rund um das deutsche Team. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sah sich zu einer Klarstellung dahin gehend genötigt, auf welchem der insgesamt 85 Boote denn nun die deutschen Sportlerinnen und Sportler die Seine hinunterfahren würden. Grundlage für die Reihenfolge sei das französische Alphabet und dort stehe, so ein DOSB-Sprecher, Deutschland an der fünften Stelle hinter Afghanistan, Südafrika, Albanien und Algerien. Zitat: „Mit diesen vier Nationen teilt sich das Team D als größte Delegation ein Boot. In der Reihenfolge der Nationen sind wir somit an siebter Stelle nach Griechenland, Refugee Olympic Team und den anderen vier Nationen. Wir befinden uns aber auf dem dritten Boot.“

    Diskutieren Sie mit
    3 Kommentare
    Rainer Kraus

    Chapeau & Bravo, Paris beschritt bei der Eröffnungsfeier neue Wege. Leider glänzte die deutsche TV-Berichterstattung nicht mit Information und Unterhaltung. Sorry, aber die Moderatoren Bartels & Hofmann waren mediale "Schlaftabletten".

    Maja Steiner

    Es war beeindruckend - am Ende etwas zu lang. Und ob die Zuschauer vor Ort, die stundenlang im Regen saßen, so viel davon hatten... hoffentlich haben sich die Athleten nichts geholt. Das wäre fatal. Die Botschaft, die Paris senden wollte und gesendet hat, war wundervoll. Dass diese wieder mit Hassbotschaften kommentiert werden wird - EGAL-ITÉ

    Helmut Eimiller

    Die Übertragung im ARD hat mich überfordert. Zwar liebe ich Carmen und die Marseillaise sowieso (vgl. „Das Genie einer Nacht“ in Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“), aber den Kommentaren merkte man leider an, dass Sportreporter nicht so sehr darin geübt sind, den Gesamteindruck mit ruhigen Worten zu beschreiben. Als ich deshalb etwas enttäuscht umschaltete und dann im „heute journal“ von Thomas Walde hörte, die Eröffnungsfeier sei der französische „Versuch, einen intellektuellen Führungsanspruch auch in dieser Welt zu begründen“, war für mich der Fernsehabend gelaufen. « ↵↵ » Nun denke ich aber, zumindest hat Macron im Gegensatz zu George W. Bush nicht die Eröffnungsformel missbraucht. (Der damalige US-Präsident hat sie 2004 zu einer patriotischen Parole umgeformt.)

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden