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Olympia 2024: Gelungener Ritt auf der Rasierklinge

Olympia 2024

Gelungener Ritt auf der Rasierklinge

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    Jessica von Bredow-Werndl jubelt nach ihrem Ritt auf Dalera.
    Jessica von Bredow-Werndl jubelt nach ihrem Ritt auf Dalera. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Während die Medaillenausbeute der Deutschen in anderen Sportarten bei den Olympischen Spielen in Paris nicht immer wie erhoft verläuft, ist auf das deutsche Dressurteam einmal mehr Verlass. Mit drei Medaillen (zweimal Gold und einmal Silber), sind die Bewegungskünstlerinnen und -künstler im Viereck weiterhin zuverlässiger Medaillen-Lieferant. Mit nur einer Ausnahme hat die deutsche Equipe bei den letzten neun Olympischen Spielen Gold gewonnen. Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth und Fredric Wandres setzten diese Tradition in Paris erfolgreich fort.

    Trotzdem ähnelte der Kampf um Edelmetall fürs Team einem Ritt auf der Rasierklinge. Selbst wenn anfangs nach sicherem Gold aussah. Doch dann gab es da im Grand Prix Special plötzlich ein kleines Missverständnis zwischen Jessica von Bredow-Werndl und ihrer Dalera. Die Reiterin wollte aus dem Schritt in die Piaffe wechseln, Dalera lieber in den Galopp. Es dauerte eine Weile, bis sich die beiden geeinigt hatten und so verflogen wertvolle Punkte.

    Dann präsentierten sich die beiden ohne Fehler

    Doch weil die zweifache Olympiasiegerin von Tokio eine Kämpfernatur ist und ihre 17-jährige Stute eine wahre Bewegungskünstlerin, präsentierten sie sich davor und danach bis zur perfekten Grußaufstellung ohne jeglichen weiteren Fehler. Dann aber die bange Frage: Würde es trotz des Patzers für Team-Gold reichen? Die Briten hatten schon stark abgeliefert, die Dänen noch stärker. Jetzt waren Rechenkünste gefragt, und die hatten Bredow-Werndls Teamgefährten nicht. Wandres und Werth glaubten nämlich zuerst, Gold sei verloren. Bis sie von kundiger Seite aufgeklärt wurden. Es reichte für den Olympiasieg – mit einem minimalen Vorsprung von 0,121 Prozentpunkten. Silber ging schließlich an die Dänen, Bronze an Großbritannien.

    „Da sag noch einer, Dressurreiten ist langweilig“, stöhnte Isabell Werth, als klar war, dass sie und das Team es doch geschafft hatten. Alle drei konnten es kaum fassen, dass Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem Patzer doch noch eine solche Aufholjagd gelungen war. „Es war emotional ziemlich anstrengend. So spannend wollte ich es nicht machen“, sagte die Aubenhauserin, die als letzte der drei ins Dressurviereck gegangen war. „Dalera hat sich dennoch hammermäßig angefühlt. Sie war on fire und trotzdem total konzentriert. Da gab es nur dieses riesengroße Missverständnis, das sehr teuer war beim Übergang vom Schritt zur Piaffe. Dann ging die Aufholjagd los. Und ich bin sehr dankbar, dass uns das noch ziemlich gut gelungen ist.“

    Ihre beiden Teammitglieder hatten schon ordentlich vorgelegt, waren aber selbst nicht ohne Fehler geblieben. Olympia-Rookie Fredric Wandres war in einer Galopp-Pirouette von der Ideallinie abgekommen, hatte das Team aber mit einer ansonsten soliden Leistung auf den vorübergehenden dritten Platz gebracht. Und auch Isabell Werth lieferte die von ihr so gewohnte Wert(h)-Arbeit ab. Mit einer fehlerlosen, kraftvoll präsentierten Piaffe-Pasage-Tour punkteten sie und ihre Stute enorm und konnten es sogar verschmerzen, dass Wendy auf der letzten Galopp-Linie kurz aus dem Tritt kam, was einen Fehler in den fliegenden Galoppwechseln zur Folge hatte. Die Abzüge waren aber so gering, dass Werth mit 79,894 Prozent das bis dahin beste Ergebnis des Tages hinlegte, was die deutsche Equipe auf Rang eins führte.

    „Wenn jetzt diese Mittellinie daran schuld ist, dass uns ein halbes Prozent zum Sieg fehlt, dann bohre ich mich in den Boden“, hatte Werth nach ihrem Ritt gesagt. Fast wäre es dazu gekommen. Doch Schlussreiterin von Bredow-Werndl riss das Eisen mit letzter Kraft und 79,945 Prozentpunkten noch aus dem Feuer. Trotz der besten Vorstellung des Tages von Cathrine Laudrup-Dufour mit 81,216 Prozent schaffte es Dänemark nicht mehr, dem deutschen Trio Gold zu entreißen.

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