Ein bisschen wirkt Sideris Tasiadis wie der Vater der Kompanie. Wie er so dasitzt, in sich ruhend, der Canadier-Weltmeister von 2021 auf dem Podium bei der letzten Pressekonferenz vor dem Start in die olympischen Kanuslalom-Wettkämpfe. Flankiert wird er von der Kajak-Olympiasiegerin Ricarda Funk und seiner Vereinskameradin von Kanu Schwaben Augsburg, der Canadier-Weltmeisterin Elena Lilik. Mit Stefan Hengst ist auch der Kajak-Cross-Spezialist dabei, der Fünfte im Bunde, Noah Hegge, hat lieber noch eine Trainingseinheit eingelegt.
Von den fünf Aktiven, die alle in Augsburg leben und trainieren, kommt aber nur Sideris Tasiadis auf die Erfahrung von vier Olympischen Spielen. Nur er hat mit Silber (London 2012) und Bronze (2021 in Tokio) bereits zwei olympische Medaillen zu Hause. Wenn ein Märchen wahr werden könnte, dann holt Tasiadis Gold in Paris und macht seinen Medaillensatz komplett. Es wäre das krönende Sahnehäubchen auf die erfolgreiche Karriere des 34-jährigen Augsburgers mit griechischen Wurzeln.
Am Samstag beginnen um 15 Uhr die Vorläufe in zwei Disziplinen. Sollten sie sich den Finaleinzug sichern, geht es für Funk im Kajak Einer am Sonntag (17.45 Uhr) und für Tasiadis im Canadier Einer am Montag (17.20 Uhr) um die Medaillen. Schon seit einigen Tagen ist das deutsche Kanuslalom-Team vor Ort und trainierte mehrfach im Wassersportstadium Varies-sur-Marne, wo 12.000 Menschen auf den Tribünen für eine einzigartige Stimmung sorgen werden.
Soundcheck reißt Slalomkanutin Ricarda Funk fast aus dem Boot
Die Bässe der Musikanlage stehen so dicht am Kanal, dass ein Soundcheck am Vortag Ricarda Funk und Elena Lilik fast aus dem Boot gerissen hätte. „Ich habe mich gefühlt, als wäre ich mit meinem Boot in einem Kinosaal. Da war noch nix mit Zuschauern. Ich stelle mir das noch einmal dreimal so laut vor“, erzählt Lilik und spricht von „purer Gänsehaut, wenn man auf dem Förderband hoch zum Start fährt und die hohen Tribünen sieht. Es ist unvorstellbar.“ Teamkollegin Funk erging es ähnlich: „Mich hat dieser Soundcheck eiskalt erwischt. Ich habe in dem Moment auf die Tribünen geschaut und mir vorgestellt, dass meine Familie da sitzen wird. Da hätte ich fast schon ein paar Tränen in den Augen gehabt“, erzählt Funk.
Dennoch müssen sich alle in den nächsten Tagen auf ihre sportlichen Aufgaben fokussieren. Trotz vieler Trainingseinheiten sei das nicht einfacher geworden. „Wir waren überrascht, dass es immer noch Tore gab, die man noch nicht so oft trainiert hat. Die Möglichkeiten sind unendlich. Wir waren jetzt schon oft hier, aber den Kursdesignern fällt immer noch etwas Neues ein“, beschreibt Lilik die Schwierigkeiten, das künstliche Wildwasser von Paris in den Griff zu bekommen.
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