Olympische Spiele sind immer auch ein Schaulaufen ehemaliger Sportlerinnen und Sportler. Sie firmieren dann als Experten und geben dem Fernsehvolk Einblicke in die Geheimnisse ihrer Sportarten. Jetzt, da die Winterspiele in Peking auf der Zielgeraden sind, ist klar, dass die ARDdieses Mal die beste Wahl in Sachen Expertinnen und Experten getroffen hat. Das hat weniger mit deren fachlichen Expertise zu tun, sondern vielmehr mit der emotionalen Art, wie sie die Geschehnisse begleiten und einordnen.
Bemerkenswerter Auftritt von Katarina Witt
Vor allem die einstige Eiskunstlaufkönigin Katarina Witt hatte einen bemerkenswerten Auftritt, als sie am Donnerstag die Darbietung der unter Dopingverdacht stehende Russin Kamila Walijewa kommentieren sollte. Die gerade mal 15-Jährige Eiskunstläuferin hatte dem enormen Druck auf ihre Person nicht standhalten können und die Kür verpatzt. Die Regie schaltete zurück ins Studio nach Mainz, wo Witt komplett aufgelöst an ihrem Pult stand und ihren Emotionen freien Lauf ließ. „Das, was jetzt passiert ist, ist das Allerschlimmste. Sie ist daran zerbrochen“, sagte Witt mit zittriger Stimme und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg durch das üppig aufgetragene Make up. Es sei genau das eingetreten, wovor man die junge Sportlerin hätte schützen müssen. „Sie ist 15, sie ist ein Kind. Du siehst sie da sitzen, wie sie zusammenbricht.“
Jetzt brachen alle Dämme. Witt blickte kurz direkt in die Kamera, drehte sich dann weg und rang sichtlich um Fassung. „Könnt ihr erst mal wegschalten?“, fragte sie. „Das ist eigentlich nicht zu ertragen.“ In den sozialen Medien bekam Witt extrem viele positive Reaktionen auf ihren Gefühlsausbruch, der das ganze Drama um Walijewa so wunderbar zusammenfasste.
Felix Neureuther sorgt für Auflockerung
Gut, dass die ARDmit dem ehemaligen Skifahrer Felix Neureuther eine Frohnatur in der Hinterhand hat, die es schafft, derart verfahrene Situationen auf charmante Art und Weise zu entspannen. Da macht es auch nichts, dass Neureuther seit einigen Tagen aus einem Hotelzimmer zugeschaltet werden muss, da er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Vielmehr ist ihm deutlich anzumerken, dass er jede Ablenkung des tristen Quarantäne-Alltags in seinem augenscheinlich noch tristeren Zimmer genießt. Neureuther lebt neben seinem Humor zudem davon, noch immer hervorragende Kontakte in die deutsche Mannschaft und den Alpinen Weltcupzirkus zu haben. Da fällt dann auch die ein oder andere Anekdote ab.
Gleiches gilt für den ehemaligen Skispringer Sven Hannawald, der vor allem rund um den Anzugskandal im Mixed-Wettbewerb zu Hochform auflief und seiner Fassungslosigkeit mehr als deutlich Ausdruck verlieh. Sein mit jeder weiteren Disqualifikation weiter steigende Blutdruck war auch für medizinische Laien mühelos per Ferndiagnose erkennbar.
Eher nüchtern geht es im ZDF zu
Im ZDFdagegen sind eher nüchterne Charaktere am Werk. Vor allem Ex-Biathlet Sven Fischer besticht durch nüchtern vorgetragene Analysen. Trotz klirrender Kälte notiert er auf einem Klemmbrett die Schießergebnisse und Zwischenzeiten mit. Im Mainzer Studio sitzt Ex-Biathletin Laura Dahlmeier und schreibt ebenfalls fleißig mit. Auch sie war schon zu aktiven Zeiten eher eine stille Zeitgenossin. Beim Skispringen ruht Toni Innauer derart tief in sich, dass er neben seinem Expertenjob getrost auch noch Meditationskurse anbieten könnte. Er spricht so sanft, als entschärfe er nebenbei, nur so zum Vergnügen, eine Autobombe.
Beim Spartensender Eurosport, der quasi rund um die Uhr Olympia zeigt, setzen sie im Gegensatz zu ARDund ZDFauf Masse. In der dargebotenen Expertenflut fällt es schwer, Highlights herauszufiltern. Die Expertise ist gewaltig. Raum für gut erinnerliche Auftritte, wie den einer Witt ,lässt das allerdings kaum.