Von Patrick Gilg Was haben Maurizio Gaudino, Rainer Bonhof, Jupp Posipal und Mesut Özil gemeinsam? Klar, alle sind Fußballer. Aber sie verbindet noch etwas. Alle spielten oder spielen in Kürze für die deutsche Nationalmannschaft. Und das, obwohl ihre Wurzeln nicht in Deutschland liegen.
Sie alle wurden eingebürgert. Doch es sind bei Weitem noch nicht alle. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten und skurrilsten Einbürgerungen in der deutschen Fußballgeschichte.
Jupp Posipal: Einer unserer Helden von Bern war gar kein Deutscher. Der rechte Verteidiger des Wunders von Bern stammt ursprünglich aus Rumänien. Skurril: Seinen Gegenspieler im Endspiel, Zoltan Czibor, kannte Posipal schon seit Kindertagen. Beide waren in Lugoj auf dieselbe Schule gegangen und unterhielten sich auf Ungarisch.
Rainer Bonhof: Hätten sie es gewusst? Der filigrane Freistoßspezialist besaß ursprünglich die holländische Staatsbürgerschaft. Der Sohn eines Niederländers und einer Deutschen hatte die Wahl, für welche Nation er auflaufen würde und entschied sich für sein Geburtsland. Im Nachhinein sicher die richtige Entscheidung. Wer ist schon gerne Vize-Weltmeister?
Maurizio Gaudino: Der Sohn italienischer Einwanderer gehörte auf dem Spielfeld sicher zu den Großen der Zunft. Fünf Länderspiele stehen für den gebürtigen Kurpfälzer zu Buche. In Erinnerung blieb er allerdings wegen eines anderen Aufregers. Unter Verdacht des Versicherungsbetrugs wurde er 1994 direkt nach einer Late-Night-Show verhaftet und zu einem Bußgeld von 180 000 Euro verurteilt. Neapel lässt grüßen.
Sean Dundee: Wohl die skurrilste Einbürgerung der deutschen Fußball-Geschichte. Das "Krokodil" aus Südafrika war der Shootingstar der Saison 95/96 und traf für den KSC wie am Fließband. Da wurde auch Bundestrainer Berti Vogts auf ihn aufmerksam und forderte prompt seine Einbürgerung. Deutschland brauchte einen neuen Top-Torjäger. Klingt vernünftig ... Blöd nur, dass Dundees Torgefährlichkeit schneller flöten ging, als die hiesigen Behörden den Stempel auf den neuen Pass drücken konnten. Dundee spielte lediglich einmal in der B-Nationalmannschaft.
Fredi Bobic: Er war zusammen mit Krassimir Balakow und Giovanne Elber ein Teil des magischen Dreiecks beim VfB Stuttgart. Der Sohn eines slowenischen Vaters und einer kroatischen Mutter entschied sich früh für die deutsche Nationalität. Mit Erfolg: 1996 wurde er unter Berti Vogts Europameister.
Paulo Rink: Ein deutscher Nationalspieler mit Samba im Blut. Mein Gott müssen wir damals verzweifelt gewesen sein. Einen mittelmäßigen Stürmer von der Copacabana einbürgern zu lassen, um unsere Sturmflaute zu überbrücken. Die ganze Aktion war im Übrigen ein riesen Erfolg: In 13 Partien traf Rink kein einziges Mal für die Nationalelf.
Gerald Asamoah: Ihm sieht man die deutsche Nationalität nicht wirklich an. Der Ghanaer wurde nach seiner Einbürgerung als erster gebürtiger Afrikaner für die National-Mannschaft nominiert. Seitdem ist er ein fester Bestandteil des Teams und war auch bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 für Deutschland im Einsatz.
Miro Klose und Lukas Podolski: "Prinz Poldi" und Miro - wer weiß es nicht- stammen beide aus Polen. Das deutsche Sturmduo der Weltmeisterschaft 2006 war die Vorrundenpartie gegen ihr Heimatland ein ganz besonderes Spiel. Es blieb neben dem Halbfinale die einzige Partie der WM, bei der keiner der beiden traf. Nur ein Zufall?
Mesut Özil: Er ist das neueste Geschenk an die heimischen Fußball-Fans. Der gebürtige Gelsenkirchener wird heute Abend erstmals das Trikot der deutschen A-Nationalmannschaft tragen. Für viele Experten ein bisschen früh. Aber man muss sich ja beeilen, sonst entscheidet sich das 20-jährige Talent ja doch noch gegen sein Geburtsland für eine Karriere in der türkischen Nationalmannschaft. Die Altintops haben es ihm ja schon vorgemacht.