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Nordische Ski-WM: Routiniers bekommen in der Kombination den Vorzug

Nordische Ski-WM

Routiniers bekommen in der Kombination den Vorzug

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    Johannes Rydzek darf am Mittwoch in der Staffel starten - anders als sein Mannschaftskollege Manuel Faißt.
    Johannes Rydzek darf am Mittwoch in der Staffel starten - anders als sein Mannschaftskollege Manuel Faißt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Er ist ein alter Trainerfuchs. Hat viel erlebt in den letzten 27 Jahren als Bundestrainer der Nordischen Kombinierer. Im Spätherbst seiner Karriere wird Hermann Weinbuch aber nicht etwa gelassener, sondern eher emotionaler. Der 62-Jährige aus dem Berchtesgadener Land lässt viel häufiger als früher einen Blick in sein Seelenleben zu. Das könnte auch daran liegen, dass die Tage gezählt sind bis zum 27. März, wenn im finnischen Lahti – wo 2017 alle vier WM-Titel an Deutschland gingen und aus Kombinierern Dominierer wurden – nicht nur die diesjährige Weltcup-Saison zu Ende geht, sondern eben auch die große Trainer-Karriere des

    Hermann Weinbuch: "Einen Ersatzmann brauche ich immer"

    Diese Last würde er am liebsten wegkippen. Vielleicht ja genau in die zwei Mülltonnen, die da in der vom DSV spontan geschaffenen Interview-Zone im Nordic Centrum von Planica stehen. Weinbuch redet über die erste Hälfte der WM: Dass es bislang hervorragend lief mit den drei Silbermedaillen für Julian Schmid, Nathalie Armbruster und das Mixed-Team. Dass alle heiß seien auf die zweite Hälfte der Titelkämpfe. Und dass er eine verdammt schwierige Aufgabe habe zu entscheiden, wer denn nun zum Einsatz komme bei der Staffel am Mittwoch – und wer nicht.

    Am Ende des knapp 20-minütigen Gesprächs wird Weinbuchs Stimme immer dünner. "Einen Ersatzmann brauche ich immer. Vielleicht ist es vor dem Einzel am Samstag so, dass jemand, für den es zweimal nicht gereicht hat, wegen einem Meter oder so, dann zum Einsatz ..." Das Wort "kommt" kommt nicht mehr. Nur ein leises "Ich weiß es nicht". Weinbuch ringt mit den Emotionen. Schon zuvor hatte der 62-Jährige den Journalisten erklärt, in welch großem Dilemma er bei solchen unliebsamen Nominierungen stecke. "Ich hatte es schon öfter, dass ich jemandem gesagt habe: Du bist nicht dabei, ich nehme dir eine Medaille weg." Weinbuch schob hinterher: "Das beschäftigt uns sehr." Und meinte: Das beschäftigt ihn sehr.

    Manuel Faißt muss bei Nordischer Ski-WM zuschauen

    Er selbst habe das nämlich auch einmal hautnah miterlebt. 1988, als Thomas Müller, Hans-Peter Pohl und Hubert Schwarz Gold für die damalige BRD gewannen, habe er auch tatenlos zuschauen müssen. Obwohl auch er nicht weit weg war von den Top 3 und ein Jahr zuvor in Oberstdorf noch zur Gold-Staffel gehört hatte.

    Weil Julian Schmid und Vinzenz Geiger diesmal aufgrund ihrer Vorleistungen fix gesetzt waren für das Quartett am Mittwoch (Springen 11 Uhr/Langlauf 15.10 Uhr, ARD und Eurosport), hatte Weinbuch diesmal die Qual der Wahl und musste "zwei aus drei" spielen. Einen musste es treffen: Manuel Faißt, 30, Johannes Rydzek, 31, oder den Ältesten, Eric Frenzel, 34. Nach zwei Ausscheidungssprüngen auf der Großschanze und einer "langen Rechnerei" stand dann am Dienstagmittag fest: Faißt wird zuschauen müssen, die beiden Routiniers Rydzek und Frenzel bekommen den Vorzug. Weinbuch begründete es so: "Wir haben mehrere Statistiken herangezogen, um alles möglichst fair zu entscheiden. Manu war 3,1 Punkte gegen Ritschi und 3,7 Punkte gegen Eric hintendran – in der Gesamtleistung Sprung und Lauf."

    Das ermöglicht dem Sachsen Frenzel, seiner Karriere noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen und mit der 18. WM-Medaille den Rekord der norwegischen Langlauf-Legende Björn Dählie zu knacken. Frenzel war erleichtert: "Ich bin glücklich, dabei sein zu können, und freue mich auf den Wettkampf." Auch Rydzek, bei dieser WM bislang noch ohne Wettkampf, zeigte sich demütig: "Ich bin froh und dankbar, dass ich das Team unterstützen darf." Euphorie klingt irgendwie anders.

    Weinbuch hat die Erklärung dafür: Die Nervenanspannung sei zu sehen und zu spüren gewesen bei diesen Trainingssprüngen. "Ich hoffe, dass da schon noch eine Leistungssteigerung im Wettkampf kommt." Und dann folgte noch ein Satz, den der ewig junge Trainer Weinbuch sagte: "Ich hoffe auf richtig geile Teamleistung." 

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