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Nordische Ski-WM: Planica, Pech und Pleiten

Nordische Ski-WM

Planica, Pech und Pleiten

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    Katharina Althaus holte bislang drei Goldmedaillen bei der WM. Da können ihr auch die fehlenden Fans nicht die Stimmung vermiesen.
    Katharina Althaus holte bislang drei Goldmedaillen bei der WM. Da können ihr auch die fehlenden Fans nicht die Stimmung vermiesen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    "Pfff, mir doch egal". Maximilian Mechler, der Bundestrainer der deutschen Skispringerinnen, kommentierte es noch mit der größtmöglichen Portion Gelassenheit weg, worüber sich sonst sehr viele mächtig aufregen – oder sich zumindest wundern. Kein Wunder, Mechler hat in seinen ersten drei Weltmeisterschaftswettbewerben dreimal Gold mit seinen Schützlingen gewonnen. Was kümmert ihn die Stimmung? Andere sind sich einig: Die Atmosphäre während der Nordischen Titelkämpfe in Planica ist alles andere als WM-würdig.

    Dabei hatte sich in den Köpfen der Athleten, Trainer und Fans doch festgebrannt, dass Jahr für Jahr zum traditionellen Skiflug-Weltcup am Ende der Saison täglich über 30.000 Zuschauer ins Tal der Schanzen strömen. Und ordentlich Radau machen. Und nun? Bei dieser ersten Nordischen Ski-WM in Slowenien, dem angeblich größten Sportereignis, das es in dem erst seit 1991 existierenden Nationalstaat jemals gegeben hat, herrscht Ruhe statt Rabatz, Tristesse statt Trubel. Zu den 13 (von insgesamt 24) Wettkämpfen in der ersten WM-Woche sollen laut Organisatoren angeblich 27.000 Zuschauer gekommen sein. Selbst die offiziellen Tageszahlen wurden, so scheint es, großzügig nach oben korrigiert. Die offiziell 6600 Zuschauer könnten nur zusammenkommen, wenn jeder Besucher dreifach in die Statistik einfließe: nämlich im Sprungstadion, im Langlauf-Stadion und in der Partyzone dazwischen.

    Deutsche Enttäuschung wegen der fehlenden Fans

    Tomaz Sustersic, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees in Planica, hält an den offiziellen Zahlen fest, hat aber gegenüber dem Nachrichtenportal Siol schon zwei Gründe gefunden: "Ich weiß, dass der Besuch in gewisser Weise von slowenischen Erfolgen abhängig ist", sagte er. Und: "Was wir wirklich vermissen, sind vor allem die Fans aus dem deutschsprachigen Raum – Deutsche, aber auch Österreicher." Die WM-Werbeaktivitäten, das bestätigte eine österreichische Journalisten, seien jenseits des Wurzenpasses nicht wahrnehmbar gewesen. Nicht zu Weihnachten, und nicht in den Wochen vor der WM. Stattdessen soll es immer wieder geheißen haben, die Skisprung-Veranstaltungen seien ausverkauft.

    Die erwartete Zuschauerzahl von 150.000 bis 200.000 Fans ist nicht mehr zu erreichen und als klassische Fehlkalkulation einzustufen. Niemand rechnet mit einer Trendwende, was die Tribünenauslastung angeht. "Es ist schade, dass so wenige Fans da sind. Ich hätte mir ein bisschen mehr Stimmung gewünscht", sagte am Montag Bundestrainer Hermann Weinbuch und blickte wehmütig zurück: "Wenn ich an Oberstdorf, Seefeld oder Oslo denke, dann fehlt mir das ein bisschen." Auch Weinbuchs Schützlinge wunderten sich. Olympiasieger Vinzenz Geiger aus Oberstdorf sagte: "Das ist schon komisch. Wir hatten uns alle darauf eingestellt, dass das Tal voll ist, weil wir die Bilder vom Skifliegen kennen." Und sein Zimmerkollege und Silbermedaillengewinner von der Normalschanze, Julian Schmid, sagte gewohnt knapp: "Ich war erstaunt, dass nicht so viel los war."

    Die Gründe für das schwache Zuschauerinteresse sind vielschichtig. Kaum Besucherparkplätze, ein beschwerlicher, mindestens halbstündiger Fußmarsch von der Fanschleuse am Kreisel in Ratece bis zu den Stadien – und Ticketpreise, die die Slowenen für reichlich überteuert halten. Beim Skifliegen mussten sie in den letzten Jahren 30 Euro berappen und durften Essen und Trinken mitbringen. Am Sonntag waren für einen WM-Stehplatz 64 Euro fällig, ein einfacher Burger zum Mittag kostet 12 Euro. Dazu ist das Unterhaltungsprogramm in den Stadien überschaubar. Kein Stadion-TV (und damit beim Langlauf keine Bilder von der Strecke), keine Sportler-Interviews. Das führt dazu, dass beim Mixed-Skispringen, bei dem Slowenien mit Bronze die erste Medaille gewann, zwischen Trubel und Tristesse nur wenige Minuten lagen. Das Stadion war schnell menschenleer.

    Das ZDF steigt vor den Entscheidungen aus der Übertragung aus

    Auch beim Sport leisten sich die Organisatoren ungewöhnliche Pannen. Olympiasiegerin Katharina Hennig verriet: "Beim Sprint hatten sie anscheinend Probleme mit dem Pistenbully und haben, so weit ich weiß, das falsche Salz genommen." Auch 15 Zentimeter Neuschnee in der Nacht von Samstag auf Sonntag überforderten das Schanzenteam von Planica: Der Kombi-Wettbewerb musste mehrfach unterbrochen werden.

    Die größte WM-Panne zu Hause leistete sich das ZDF, weil es die Liveübertragungen vor der heute-Sendung um 19 Uhr beendete. Horst Hüttel , Teammanager des DSV für die nordischen Disziplinen, schrieb am Sonntagabend in den sozialen Netzwerken: "Liebe Skisprungfans, extrem mies die Performance des ZDF gestern und heute. Wir gewinnen drei Medaillen, und dieser Sender geht zwei Mal aus der Sendung." Garniert mit zwei Emojis, die die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ab Mittwoch darf die ARD ran.

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