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NHL: Eishockey-Trainer will Privatfotos von Spielern sehen – und fliegt

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Eishockey-Trainer will Privatfotos von Spielern sehen – und fliegt

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    Kontrollfreak Mike Babcock ist seinen Job wieder los.
    Kontrollfreak Mike Babcock ist seinen Job wieder los. Foto: John E. Sokolowski, Imago

    Ein Trainer ist weit mehr als ein Übungsleiter. Er genügt lange nicht die Hütchen auf den Platz zu stellen oder die Übungen auf dem Eis zu erklären. Die Trainer-Rolle hat nie jemand prägnanter erklärt, als dereinst Giovanni Trappatoni in seiner Wutrede aus dem Jahr 1998: "Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler." Weil: die Spieler machen Sachen in ihrer Freizeit, die Vati nicht gefallen würden. Wenn Trappatoni und seine Kollegen wissen wollten, was ihre Schäfchen am Abend vor dem Spiel trieben, durchstreiften sie die örtlichen Diskotheken und Nachtclubs. Das war damals, als Handys groß wie Backsteine von Felix Magath allenfalls zum Krafttraining genutzt wurden. 

    Heute wäre ein Blick ins private Smartphone wertvoll, um zu sehen, welches Tattoo-Studio angesagt ist oder ob der Spieler mal eben zur Modewoche nach Paris gejettet ist, um den leeren Garderobenschrank aufzufüllen. Womit wir bei Mike Babcock landen. Der 60-Jährige ist einer der erfolgreichsten Eishockeytrainer in der National Hockey League. 2008 gewann er mit Detroit den Stanley Cup. Mit der kanadischen Nationalmannschaft holte Babcock 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi jeweils die Goldmedaille. Vielleicht, weil er alles wusste von seinen Spielern. Offenbar ist der 60-Jährige ein Kontrollfreak. 

    Spielervereinigung in der NHL schäumt vor Wut

    Die Columbus Blue Jackets hatten sich erst vor Kurzem die Dienste des Erfolgscoaches gesichert. Nach nur zwei Monaten muss er schon wieder die Koffer packen. Babcock hatte von seinen Profis verlangt, ihm die privaten Fotos auf ihren Handys zu zeigen. In einem Eishockey-Podcast wurde verraten, dass der Coach die Fotos auf einem Bildschirm in seinem Trainer-Büro ansehen wollte. Die NHL-Spielervereinigung NHLPA schäumte vor Wut und forderte, dass ihre Angestellten es verdient hätten, "am Arbeitsplatz mit Respekt behandelt zu werden." Der Klub und der Trainer zogen die Konsequenzen und trennten sich.

    Vielleicht hätte jemand zuvor Mike Babcock einen Tipp geben sollen: Ein Blick in die weltweit einsehbaren Social-Media- Kanäle seiner Schäfchen und ihrer Frauen – der Coach hätte vermutlich mehr Privates und Intimes erfahren, als er je hätte wissen wollen.

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