Stimmungsmäßig wird das NFL-Spiel zwischen den New York Giants und den Carolina Panthers bestimmt wieder ein Höhepunkt: 80.000 Fans freuen sich, das Footballspiel live in München zu erleben. Der sportliche Wert dürfte sich aber in Grenzen halten. Beide Teams haben erst zwei ihrer neun Saisonspiele gewonnen. Das hängt in hohem Maße damit zusammen, dass die Hoffnungsträger auf der Spielmacherposition nicht das gehalten haben, was sich ihre Teams und Fans von ihnen versprochen haben. Beide Quarterbacks sind wegen schwacher Leistungen derzeit nur Anführer auf Abruf.
Daniel Jones‘ Karriere bei den Giants sorgt seit dem Start für Kopfschütteln bei Fans und Experten. Dass das traditionsreiche Team den Quarterback nach einer guten, aber nicht großartigen Collegekarriere als sechsten Spieler in der jährlichen Talentauswahl Draft zog, kam unerwartet: Die Giants hatten viele Löcher im Kader, die sie mit talentierteren Spielern hätten stopfen können, urteilten die Experten einhellig. Nach drei eher unterdurchschnittlichen Jahren, schien es 2022, als hätte Jones unter Trainer Brian Daboll den Durchbruch geschafft. Er stellte zahlreiche Karrierebestwerte auf und führte die Giants sogar in die Play-offs.
160 Millionen Dollar für vier Jahre
Die Giants belohnten ihn dafür mit einem Vier-Jahres-Vertrag über 160 Millionen Dollar - und lösten damit noch mehr Widerspruch aus. Die große Frage: Rechtfertigt ein gutes Jahr so einen dicken Vertrag? Die folgenden Spielzeiten gaben den Kritikern recht. Jones startete schlecht, verletzte sich dann - und die Offensive seiner Mannschaft funktionierte in seiner Abwesenheit besser als mit ihm. Mittlerweile ist Jones zwar wieder fit, an seine starke Saison 2022 kann er aber nicht mehr anknüpfen. Er blieb fast zwei Jahre ohne Touchdown-Pass im heimischen Stadion und bringt nur 63 Prozent seiner Würfe an, acht Pässen zum Touchdown stehen fünf abgefangene Bälle gegenüber. Das ist unteres Mittelfeld für einen NFL-Spielmacher und deutlich zu wenig für sein recht üppiges Jahresgehalt.
Während bei Jones der Druck der Erwartungshaltung der Stadt New York lastet, war es bei seinem Gegenüber die Draftposition: Die Carolina Panthers wählten Bryce Young im vergangenen Jahr als ersten Spieler aus. Von so jemandem wird nicht weniger erwartet, als vom ersten Tag weg der beste Spieler des Teams zu sein. Young schien diesen Anforderungen gewachsen zu sein: Am College hatte er sein Team zu einer Meisterschaft geführt und zahlreiche Rekorde aufgestellt. Außer seiner vergleichsweise kleinen Statur von nur 1,78 Meter brachte er alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche NFL-Karriere mit.
Die Premierensaison geriet dennoch zum Fiasko: Young präsentierte sich verunsichert, wirkte überfordert mit den Herausforderungen, eine NFL-Angriffsreihe anzuführen, und machte sein schwaches Team nicht besser. Die aktuelle Saison begann ähnlich desaströs, trotz besserer Mitspieler und einem neuen Cheftrainer Dave Canales, der sich als Quarterback-Flüsterer einen Namen gemacht hat. Der setzte Young nach zwei katastrophalen Spielen auf die Bank, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Das scheint zumindest etwas gefruchtet zu haben. Nach einer Verletzung seines Vertreters Andy Dalton musste Young wieder übernehmen und zeigte in den zwei Einsätzen ein paar der Eigenschaften, die ihn 2023 zum begehrtesten Nachwuchsspieler machten. Das reichte sogar zu einem Sieg gegen die New Orleans Saints. Vielleicht gelingt ihm mit einer guten Leistung in München der Schritt zurück zum Hoffnungsträger.
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