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Neuer Trainer beim FC Bayern: So schlimm wird´s schon nicht werden

FC Bayern

FC Bayern auf Trainersuche: So schlimm wird's schon nicht werden

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    Der FC Bayern erlebte unter Trainer Sören Lerby eine seltene Phase des Misserfolgs. Rechts daneben: Hermann Gerland (der auch heute noch ähnlich unzufrieden dreinschauen kann).
    Der FC Bayern erlebte unter Trainer Sören Lerby eine seltene Phase des Misserfolgs. Rechts daneben: Hermann Gerland (der auch heute noch ähnlich unzufrieden dreinschauen kann). Foto: Imago

    Interessant ist ja, dass derart vertrackte Situationen die Fantasie ungemein anregen. Arg herausfordernde Probleme fordern arg kreative Lösungen. Die Fans weltweit würden Lionel Messi nicht huldigen, wenn er den Ball immer nur schlicht aus fünf Metern über die Linie drückt. Sie wollen sehen, wie er den Houdini gibt und sich aus der Gefangenschaft der Verteidiger befreit, um dann die Kugel ins Tor zu streicheln. Der FC Bayern ist lediglich ein Gefangener seiner eigenen Ansprüche. Ansonsten geht es dem Münchner Klub immer noch recht gut. Finanziell ist er pumperlg'sund, nächste Woche steht ein aufregendes Spiel in Madrid an, und dass einmal in 12 Jahren nicht die Meisterschaft gewonnen wird: Mei, Liberalitas Bavariae. Man muss halt auch mal gönnen können.

    Aber die Sache mit dem eigenen Anspruch, die hängt ihnen halt jetzt schon nach. Weil es ja jahrzehntelang Gewohnheit war, zu schnipsen oder den Geldbeutel zu zücken oder auf diese wirklich ausgezeichneten Spieler zu verweisen, um einen Trainer zum Kommen zu überzeugen.

    Da musste selbst an einen Trainer von Weltrang wie Pep Guardiola nicht lange hingeredet werden, auf dass er seinen Lebensmittelpunkt zumindest für drei Jahre nach München verlegt. Anschließend waren die Münchner derart von sich selbst berauscht, dass sie Carlo Ancelotti nach einem Jahr nicht mehr als gut genug für ihr exquisites Ensemble empfanden. Zeiten ändern sich. Der Italiener sitzt bei diesem aufregenden Spiel in Madrid auf der gegnerischen Bank, und selbst der Coach des europäischen Kleinstaates Österreich verspürt keine Lust, in München aus echten Stars eine echte Mannschaft zu formen.

    So schlimm wie die Bayern-Saison 91/92 kann es gar nicht werden

    Ist natürlich jetzt eine der komplizierteren Phasen in der Vereinsgeschichte der Bayern. Allerdings auch wieder nicht zu vergleichen mit der sagenumwobenen Saison 1991/92, als die Bayern Jupp Heynckes entließen, um mit Trainernovize Sören Lerby dem Abstieg entgegenzutaumeln und eine beeindruckende 2:6-Klatsche im Uefa-Pokal gegen den dänischen Vertreter Boldklubben zu kassieren. Lerby war schnell wieder weg, und das einzig Positive, was sie in München über Nachfolger Erich Ribbeck sagten, war, dass er die Klasse hielt und über sehr, sehr gute Umgangsformen verfügte.

    Die Bayern waren mit Lerby sehr kreativ, aber das kann eben auch mal reichlich danebengehen. Künstlerpech. Im Frühsommer des Jahres 2024 müssen sie nun wieder nach Lösungen suchen, die nun nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Ehrlicherweise hatten sie auf den ersten, zweiten und dritten Blick diesmal keinen Erfolg. Und nun muss es notgedrungen mal ein bisschen was anderes sein, wie der Möbelverkäufer beim Segmüller sagen würde, wenn er einen Sessel verkaufen will, für den die Zielgruppe recht spitz sein dürfte.

    FC Bayern auf Trainersuche: Warum nicht weiter Tuchel?

    Im Umfeld wird beispielsweise immer mal wieder der Gedanke geäußert, Thomas Tuchel könne doch einfach weitermachen als Trainer. Dass schon vor Monaten die Abmachung getroffen wurde, sich am Ende der Saison zu trennen? Ebenso egal, dass es nachvollziehbare Gründe gab und gibt, besser nicht in dieser Kombination weiterzumachen. Der Noch-Trainer verfolgt die Debatte um seinen Nachfolger zunehmend amüsiert. Während der Pressekonferenz des FC Bayern vor dem Spiel beim VfB Stuttgart lächelte er mehrfach, wenn denn wieder mal die Frage aufkam, ob er es sich denn vorstellen könne, weiterzumachen oder wie sehr die Nebengeräusche seine Mannschaft stören. Die Zusammenfassung seiner Antworten: Nein und gar nicht. 

    "Ich würde es vorziehen, dazu zu schweigen", sagt er zur Trainersuche der Münchner. Möglicherweise beruhigt es die Fans, dass sich zumindest Tuchel "um die Zukunft der Bayern keine Sorgen" mache. Ernstlich ist das bajuwarische Imperium nun auch wirklich nicht in Gefahr. Die segensreiche, weil Millionen bringende Teilnahme an der Champions League ist gesichert, und der Kader ist bei aller Kritik der vergangenen Monate immer noch gut genug, um Real Madrid im Halbfinale der Königsklasse ein ernsthafter Widersacher zu sein. Damit sich das auch im Rückspiel am Mittwoch zeigt, wird Tuchel in Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf einige seiner Stammkräfte verzichten. Jamal Musiala beispielsweise tritt die Fahrt zu den Schwaben gar nicht erst an. Matthjis de Ligt fällt immer noch verletzt aus und ansonsten werden die Spielminuten in derart aufgeteilt, dass sich auch Akteure zeigen dürfen, die zuletzt eher seltener gespielt haben. Da ist natürlich viel Fantasie gefragt. Vielleicht feiert ein Jugendspieler seine Premiere für die Bayern. Max Eberl übrigens hat genau ein Spiel für die Bayern gemacht. Damals, unter Lerby.

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