Maxi Kleber, die 118:123-Niederlage nach Verlängerung Ihrer Dallas Mavericks bei den Miami Heat war so unglücklich wie unnötig. Wie lange brauchen Sie in diesem kurzlebigen NBA-Business grundsätzlich, um eine solche Partie abzuhaken?
Kleber: Für den Moment war es natürlich schon eine sehr bittere Niederlage. Nachdem hier aber Spiel auf Spiel folgt, müssen wir die Partie in Miami im Grunde mit der Schlusssirene abhaken und nach vorne blicken. Jedes Spiel zählt – und deshalb darf man sich mit einem jetzt vergangenen Match nicht mehr groß beschäftigen.
Um beim mentalen Aspekt zu bleiben: In der vergangenen Saison standen Sie mit den „Mavs“ im NBA-Finale gegen die Boston Celtics, mussten sich dort jedoch mit 1:4 geschlagen geben. Wie lange haben Sie dieses sicherlich bittere Gefühl – gerade auch im Hinblick auf die neue Spielzeit - mit sich herumgeschleppt?
Kleber: Klar, die Situation nach den Finals war zweifelsohne extrem ärgerlich. Wenn man schon so weit kommt, möchte man das letzte Spiel in einer solchen Serie auch gewinnen. Das hat mich den Sommer über schon begleitet. Fakt ist allerdings, dass wir jetzt eine neue Saison haben und quasi wieder bei Null anfangen. Was wir in der vergangenen Spielzeit erreicht haben, zählt nicht mehr. Nur weil wir zuletzt so weit gekommen sind, heißt es nicht automatisch, dass es auch diesmal wieder der Fall sein wird. Es sind einige neue Spieler zum Team dazugestoßen, zudem werden wir mittlerweile auch von den Gegnern anders gesehen. Daher ist es wichtig, dass wir als Mannschaft funktionieren und kontinuierlich unsere Leistung bringen.
Einer dieser neuen Akteure ist der fünffache NBA-All-Star und „Scharfschütze“ Klay Thompson, der im Sommer von den Golden State Warriors nach Dallas kam. In wieweit verändert seine Präsenz das Spiel und die Möglichkeiten der Mavericks?
Kleber: Zum einen ist Klay ein richtig guter Verteidiger. Zum anderen öffnet er in der Offense durch seinen unglaublich guten Wurf das Feld. Aufgrund der Tatsache, dass Klay dadurch sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, haben beispielsweise Kyrie Irving und Luca Doncic deutlich mehr Platz, mit dem sie arbeiten können. Das ist natürlich schon ein großer Vorteil.
Sie sind im Jahr 2017 in die NBA zu den Dallas Mavericks gewechselt. Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Zeit verändert? Würden Sie sich selbst mittlerweile als Führungsspieler und eine Art Mentor für die jungen Akteure bezeichnen?
Kleber: Ich würde sagen: Spieltechnisch hat sich die Dynamik schon verändert. Der Rest ist eigentlich gleich geblieben. Zum Thema Führungsspieler: Wir haben ja unter anderem im Februar 2023 mit Kyrie Irving einen weiteren Leader dazubekommen. Ansonsten wissen natürlich die Jungs, die – ebenso wie ich – schon länger dabei sind, was in der Liga beziehungsweise einem Team zu tun ist. Gerade auch in Sachen Spielsystem können wir den jungen, aber auch neuen Spielern entsprechend helfen.
Aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung kennen Sie die NBA-Knochenmühle mit ihren 82 Hauptrunden- sowie den Vorbereitungs- und Play-off-Partien in- und auswendig. Durch die aktuell zahlreichen längerfristigen Verletzungen von Stars wie Kevin Durant (Phoenix), Kahwi Leonard (Los Angeles Clippers), Paulo Banchero (Orlando), Paul George (Philadelphia) oder Chet Holmgren (Oklahoma City) gibt es wieder Diskussionen, wonach die körperliche Belastung für die NBA-Profis aufgrund der hohen Anzahl an Spielen deutlich zu hoch sei. Würden Sie sich hier eine Veränderung wünschen?
Kleber: Das ist sicherlich ein schwieriges Thema. Was Verletzungen betrifft, kann ich ja selbst ein Lied davon singen. Im Grunde muss man für sich selbst eine Lösung finden, um bestmöglich durchzukommen. Dazu zählt natürlich auch, dass man gerade zwischen den Spielen immer wieder Zeit findet, um sich zu erholen, damit der Körper entsprechend regenerieren kann. Klar, aufgrund der Tatsache, dass das Spiel im Laufe der Zeit immer schneller geworden ist, ist gleichzeitig auch die Intensität und Belastung deutlich höher. Dennoch bin ich der Meinung, dass der Körper insgesamt doch sehr anpassungsfähig ist.
In Ihren ersten beiden Saisons bei den Mavericks (2017 bis 2019) hatten Sie noch die Gelegenheit, mit Dirk Nowitzki zusammenzuspielen. Wie präsent ist der heute 46-Jährige, dem vor knapp zwei Jahren aufgrund seiner immensen Verdienste eine Statue vor dem American Airlines Center errichtet wurde, nach wie vor bei den „Mavs“?
Kleber: Bei unseren Spielen ist Dirk schon hin und wieder anwesend, im Training dagegen eigentlich nicht. Auch während der Vorbereitung habe ich ihn ein- oder zweimal gesehen. Von dem her ist Dirk sicherlich nach wie vor präsent, zumal er ja eine riesengroße Nummer sowohl im Verein als auch bei den Fans ist. Welche genaue Aufgabe oder Position er bei uns aktuell bekleidet, kann ich allerdings nicht wirklich sagen. Das kann er sicher am besten selbst erklären.
Wenn Sie nochmals auf Ihre bisherige NBA-Karriere zurückblicken: Würden Sie sagen, dass sich das Ansehen und der Stellenwert des deutschen Basketballs beziehungsweise Basketballers in diesem Zeitraum innerhalb der Liga verändert hat?
Kleber: Das würde ich schon sagen, ja! Gerade durch das starke Auftreten der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen, als das Team mindestens zu den Geheimfavoriten gezählt hat. Aber auch wegen der Nachwuchsteams bin ich definitiv der Meinung, dass Deutschland mittlerweile einen Platz auf der Karte der US-Amerikaner eingenommen hat. Gerade durch Jungs wie die Wagner-Brüder Franz und Mo, die ja in Orlando gemeinsam mit Tristan da Silva spielen, oder auch Dennis (Schröder, Anm. d. Red.) und Isaiah (Hartenstein) ist die Aufmerksamkeit nochmals deutlich gestiegen.
Sie haben die Olympischen Spiele in Paris gerade erwähnt. Haben Sie das dortige Basketball-Turnier eigentlich verfolgt?
Kleber: Ja schon.
Mit welchem Gefühl haben Sie die Partien der DBB-Auswahl verfolgt? Als begeisterter Fan oder doch auch hin und wieder mit etwas Wehmut, bei einem solchen Großereignis nicht dabei zu sein?
Kleber: Nun, die Situation war ja so, wie sie war. Deshalb hatte ich persönlich damit auch abgeschlossen. Ansonsten habe ich mir die Spiele natürlich als Fan angeschaut, da es für den deutschen Basketball immer gut ist, wenn das Team erfolgreich spielt. Im Großen und Ganzen geht es ja letztlich darum, dass der Basketballsport in Deutschland weiter wächst. Und dafür sind die Olympischen Spiele, bei denen man sich alle Begegnungen im Fernsehen anschauen kann, ein geiles Event. Ganz abgesehen davon: Nachdem ich ja viele Jungs sehr gut kenne beziehungsweise mit ihnen befreundet bin, macht es auch riesigen Spaß, ihnen zuzuschauen und die Daumen zu drücken.
Mit dem Spanier Alex Mumbru, der den zum FC Bayern München abgewanderten Gordon Herbert ersetzt hat, gibt es nun einen neuen deutschen Nationaltrainer. Haben Sie sich mit ihm bereits ausgetauscht beziehungsweise können Sie sich denn grundsätzlich eine Rückkehr in die DBB-Auswahl vorstellen?
Kleber: Ich kenne Alex Mumbru, habe mit ihm allerdings noch nicht gesprochen. Das Thema Nationalmannschaft ist für mich jedoch endgültig durch. Daher wird auch keine Rückkehr geben.
Durch Ihren frühzeitigen Olympia-Verzicht hatten Sie nach einer langen NBA-Saison 2023/24 zumindest die Gelegenheit, entsprechend zu regenerieren und Ihrem Körper eine Pause zu gönnen. Wie sahen die Sommermonate bei Ihnen aus? Stand auch ein Heimatbesuch in Würzburg auf dem Programm?
Kleber: Ja, ich war in der Tat auch in Würzburg. Nachdem die Saison mit den Finals doch ziemlich lange war, bin ich nach Europa gekommen. Dort habe ich erst ein bisschen Urlaub gemacht und schließlich die meiste Zeit mit meiner Familie verbracht. Größtenteils sind wir eigentlich zwischen Würzburg und München hin- und hergependelt. Grundsätzlich bin ich sehr gerne mit meiner Familie und Freunden in der Heimat. Dort fühle ich mich einfach wohl und kann dementsprechend auch sehr gut regenerieren.
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