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Nations League: Ein-Tore-Sieg bringt Deutschland das Viertelfinale

Nations League

Ein-Tore-Sieg bringt Deutschland das Viertelfinale

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    Deutschlands Jamie Leweling (rechts) bejubelt sein Tor zum 1:0 mit Antonio Rüdiger.
    Deutschlands Jamie Leweling (rechts) bejubelt sein Tor zum 1:0 mit Antonio Rüdiger. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Möglicherweise hat Julian Nagelsmann kurz mit einer spontanen Nachnominierung spekuliert. Verlockend wäre es allemal gewesen, Thomas Müller geschwind noch ein Trikot überzustülpen, die Uefa–Regularien aber hätten es sowieso nicht hergegeben. So nahm also Müller ebenso wie seine ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Manuel Neuer und Ilkay Gündogan vor der Partie den Applaus des Publikums und einen Bilderrahmen aus den Händen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf entgegen. Sie hatten nun mal nach der Europameisterschaft ihren Rücktritt verkündet und der gilt eben auch bei personellen Engpässen. Der Abschiedszeremonie fern blieb Toni Kroos, der sich in Madrid lieber um die fußballerische Schulung des Nachwuchses in seiner eigenen Akademie kümmerte.

    Zum Abschied: Gündogan, Müller, Neuer und Kroos wurden vor dem Spiel gegen die Niederlande geehrt.
    Zum Abschied: Gündogan, Müller, Neuer und Kroos wurden vor dem Spiel gegen die Niederlande geehrt. Foto: Tom Weller, dpa

    Nagelsmann hätte Grund genug gehabt, mit den Absagen etlicher Akteure zu hadern. Recht kurzfristig musste auch noch Deniz Undav für das Spiel am Montagabend gegen Holland passen. Muskuläre Beschwerden machten einen Einsatz unmöglich. Statt nun aber Müller von einem Comeback überzeugen zu wollen, schenkte Nagelsmann Jamie Leweling das Vertrauen, von Beginn an spielen zu dürfen.

    Bereits nach 100 Sekunden zappelt das Tornetz - aber der Treffer zählt nicht

    Der Stuttgarter hätte beinahe ein Debüt gefeiert, das nachhaltig in Erinnerung bleibt. Bereits nach 100 Sekunden schoss er aus 16 Metern das Ball ins niederländische Tor. Erst als sich sämtliche Spieler bereits zum Anstoß formiert hatten, intervenierte der Video-Assistent. Er hatte eine Abseitsstellung von Serge Gnabry im Vorlauf des Tores mit schon detektivischen Spürsinn ermittelt. Schiedsrichter Slavko Vincic sah sich die Situation vorsichtshalber selbst am Monitor an, weil rein regeltechnisch auch eine neue Spielsituation vorgelegen haben könnte. Wenn es um interpretatorische Juristerei auf dem Spielfeld geht, wäre es meist im Sinne des Erfinders, es bei der ursprünglichen Entscheidung zu belassen. Vincic entschied sich anders, was zu erwartbaren Missfallensbekundungen beim Publikum führte.

    Die deutsche Mannschaft scherte sich nicht um die unglückliche Entscheidung, sondern ließ beeindruckend souverän Ball und Gegenspieler laufen. Maximilian Mittelstädt, Serge Gnabry und Tim Kleindienst eröffneten sich in der erweiterten Anfangsphase passable Einschussmöglichkeiten, die ungenutzt blieben. Doch auch davon ließ sich das auf den Platz gebrachte nagelsmannsche Versuchslabor nicht beirren. Ein aus Angelo Stiller und Aleksandar Pavlovic bestehendes zentrales Mittelfeld war vor wenigen Monaten eher noch nicht erwartet worden. Die beiden leiteten das Spiel derart geschickt an, dass die Holländer kaum einmal geordnet die Mittellinie übertraten. Julian Nagelsmann dürfte das ziemlich gefallen haben, Hollands Nationaltrainer Ronald Koeman eher weniger – er lief vorwiegend kopfschüttelnd an der Seitenlinie entlang. Und Oliver Baumann schließlich dürfte gemischte Gefühle gehabt haben. Als Torhüter kein Tor zu kassieren, ist freilich erstrebenswert, bei seinem Debüt hätte der Hoffenheimer möglicherweise aber auch gerne sein Können gezeigt.

    Deutschland in der Nations League: Schon zur Halbzeit wäre eine Führung verdient

    Abermals Leweling und Kleindienst ließen bis zur Halbzeit noch bessere Chancen verstreichen, eine Führung wäre überaus verdient gewesen. Ein Sieg gegen die Niederländer wäre zudem gleichbedeutend mit der Qualifikation für das Viertelfinale der lange Zeit eher unbeliebten Nations League gewesen. Dass es mit dem Erzielen des dafür notwendigen Treffers nicht leichter werden würde, war mit der Auswechslung von Florian Wirtz klar, der in der Halbzeit leicht angeschlagen in der Kabine blieb. Für ihn kam Robert Andrich.

    Vom zuvor so flüssigen deutschen Spiel war aber vorerst nichts mehr zu sehen. Dass es das nicht zwingend braucht, ist aus der germanischen Fußballgeschichte zur Genüge bekannt und zeigte sich auch am Montagabend. Nach einer Ecke beförderte Leweling den verwaisten Ball mit einem satten Schuss in den Winkel (64.). Mit ein wenig Verspätung kam der Debütant doch noch zu seinem Premierentreffer. Weil die Deutschen hernach allerdings den Holländern mehr Platz einräumten, eröffnete sich diesen zwangsläufig auch mal eine Torchance. So setzte Xavi Simons einen Ball an die Latte (77.). Anschließend kam es zur attraktivsten Phase des Spiels, weil beide Teams Gefallen daran gefunden hatten, gleichzeitig mit die Intensität zu erhöhen. So kamen die Niederländer tatsächlich kurz vor Schluss noch zur Chance zum Ausgleich, doch Baumann hielt mit seiner ersten Parade den Sieg fest. Thomas Müller hat das sicherlich gefallen.

    Deutschland Baumann – Kimmich, Rüdiger, Schlotterbeck, Mittelstädt – Pavlovic (77. Schade), Stiller (82. Anton) – Gnabry, Wirtz (46. Andrich), Leweling (87. Gosens) – Kleindienst (82. Burkardt) Tore 1:0 Leweling (64.) Zuschauer 68.367

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