Die Nations League war seit ihrer Einführung so etwas wie der Zahnarztbesuch unter den Turnieren – zumindest aus deutscher Sicht. Sinngemäß: Muss man auch hin, besteht ja irgendwie Einigkeit über die Notwendigkeit – ist aber auch nicht schlimm, wenn es wieder vorbei ist. Zu einem Großteil war diese eher mäßige Begeisterung darauf zurückzuführen, dass die DFB-Auswahl dieses Turnier fast schon spektakulär erfolglos angegangen war. In der Premieren-Saison landete das damalige Löw-Team sogar auf dem letzten Gruppenplatz und blieb nur wegen einer Wettbewerbsreform in der Liga der stärksten Teams.
Mittlerweile ist zwischen Kiel und Garmisch aber der erste Zuneigungs-Funken entflammt. Das könnte damit zusammenhängen, dass Deutschland zum ersten Mal im Viertelfinale steht und nun auch gute Chancen aufs Halbfinale hat. Joshua Kimmich brachte es kürzlich auf die einfache wie unstrittige Formel: „Alle sagen, das interessiert sie nicht, bis sie sie gewinnen. Ich hatte das Gefühl bei den Spaniern, das hat denen schon Freude bereitet, die Nations League zu gewinnen.“ Letzteres müsse natürlich das Ziel für den DFB sein.
Auch ein Wiedersehen mit Spanien wäre möglich
Erst einmal steht am Sonntag das Rückspiel gegen Italien an. Klappt der Einzug in die Runde der letzten vier Teams, dürfte das nationale Interesse eine nächste große Hürde nehmen. Denn in diesem Fall würde das „Final Four“-Turnier vom 4. bis 8. Juni in Deutschland stattfinden, genauer gesagt in Stuttgart und München. Etwas plakativer formuliert: Es ist nur noch ein Schritt bis zur Mini-Heim-EM, und das nur ein Jahr nach der großen Heim-EM.
Also das ganze Programm vom vergangenen Sommer von vorn – vom Saxophonspieler über Links-Rechts-Holländer, nur diesmal mit besserem Ausgang für Jules Jungs? Gemach, gemach. Aber vielleicht eben schon. Auch ein Aufeinandertreffen mit den Spaniern ist möglich, die es in der Runde der letzten acht mit den Niederlanden zu tun haben. Eine Revanche des EM-Viertelfinals, erneut mit Heimvorteil – das ist zwar nicht zwingend eine gute Nachricht für Spaniens Linksverteidiger Marc Cucurella, aber eben doch schon für denjenigen, der schon in Gefahr lief, einen ganzen Sommer ohne Turnier ertragen zu müssen. Und überhaupt: Nach der Nations League ist vor der Klub-WM. Die startet eine Woche später. In den USA wird einen Monat lang der aber mal wirklich allerbeste Fußballverein der ganzen Welt ermittelt, zusammen mit dem allerbesten Pokal.
Und zum Glück dauert es danach auch nicht lange, bis dann endlich wieder die Bundesliga wieder losgeht. Wäre auch ein echtes Schreckensszenario, wenn mal länger als eine Woche kein Fußballspiel übertragen würde. Es könnte ein langer Sommer werden.
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