Nach 33 Minuten dürfte Mergim Berisha intensiver als noch zuvor auf seinen ersten Einsatz in der deutschen Nationalmannschaft gehofft haben. Niclas Füllkrug hatte da soeben das 2:0 gegen die Peruaner erzielt. Füllkrug erfüllt die gleiche Job-Beschreibung wie Berisha: Mittelstürmer klassischer Bauart.
Mit seinem zweiten Treffer hatte er sich früh in der Partie zum Mann des Spiels gemacht. Und weil Trainer Hansi Flick um die uralten Rituale des Fußballs weiß, war anzunehmen, dass er dem Bremer Stürmer wohl noch eine Runde Sonderapplaus im Rahmen einer Auswechslung spendieren würde.
Nach 75 Minuten erfüllte Flick die Hoffnungen von FCA-Spieler Berisha
Berisha allerdings wollte den Indizien nicht so recht trauen. "Um ehrlich zu sein: Ich habe gar nicht gewusst, dass ich reinkommen soll. Ich habe aber natürlich gehofft, dass ich reinkomme", sagte Berisha nach dem Spiel.
Nach 75 Minuten erfüllte Flick die Hoffnungen des Angreifers. Füllkrug kam zu seinem verdienten Applaus, Berisha zu seinem Debüt im Dress der deutschen A-Nationalmannschaft. Er ist damit der erste deutsche Nationalspieler des FC Augsburg seit Andre Hahn, der 2014 im Vorfeld der WM auf einen Einsatz gegen Polen kam. Für Hahn blieb es bei diesem einem Länderspiel. Für Berisha aber sollen es mehr werden – auch wenn der 24-Jährige nicht den Hauch eines Anspruchs stellt.
Beinahe schon schüchtern erklärte er nach dem Debüt, dass er sehr dankbar sei "für die paar Minuten, die ich bekommen habe. Das war ein sehr guter Einstieg, ein wichtiger Sieg. Wir haben verdient gewonnen und jetzt haben wir den vollen Fokus auf Dienstag." Dann steht in Köln das nächste Länderspiel gegen Belgien an.
Während seines rund 20-minütigen Einsatzes gegen Peru deutete Berisha an, weshalb ihn Bundestrainer Hansi Flick berufen hatte. Ein beherzter Ballgewinn in der eigenen Hälfte, ein schöner Pass auf Serge Gnabry und ein gewonnenes Kopfballduell im gegnerischen Strafraum standen am Ende in seiner Bilanz. Nichts, das der Allgemeinheit lange im Gedächtnis bleiben wird. Für Berisha aber die Erfüllung eines Traums. Auch deswegen bedankte er sich artig nach dem Spiel bei Flick "für das Vertrauen". Der Bundestrainer habe ihm vor seinem Einsatz mit auf den Weg gegeben, dass er befreit aufspielen solle und "mein Ding machen soll". So wie in Augsburg, wo er sich mit acht Liga-Treffern in den Kreis der Nationalmannschaft schoss.
Erstes Länderspiel: "Das ist etwas ganz Besonderes", sagt Mergim Berisha
Großen Anteil daran misst der gebürtige Berchtesgadener seiner Familie bei. Nachdem er zusammen mit der Nationalmannschaft die Ehrenrunde absolviert hatte, führte ihn deshalb auch sein erster Weg zur Haupttribüne, wo seine Familie samt seiner Verlobten saß. Berisha war der letzte Nationalspieler, der in die Kabine ging. Und weil er nach dem Duschen abermals mit seiner Familie plauderte, war er auch der letzte, der bei Journalistinnen und Journalisten hielt, ehe er zum Mannschaftsbus ging.
Um 23.40 Uhr erklärte er den Pressemenschen, wie stolz er sei, "Teil der Mannschaft zu sein. Das ist etwas ganz Besonderes." Nun geht es für ihn darum, das Besondere zur Normalität werden zu lassen.