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Nationalmannschaft: Deutschem Zentrum fehlt es an Balance

Fußball-EM 2024

Nagelsmanns Lob ist eine Kritik am deutschen Zentrum

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    Toni Kroos konnte das deutsche Spiel nicht so lenken, wie gewünscht.
    Toni Kroos konnte das deutsche Spiel nicht so lenken, wie gewünscht. Foto: Christian Charisius, dpa

    Die Feststellung war gleichermaßen richtig und überraschend. Julian Nagelsmann kritisierte seine Mannschaft nach dem 2:1-Sieg gegen Griechenland dafür, dass sie in der ersten Halbzeit "zu viel durchs Zentrum gespielt" habe. Dazu waren noch allerhand Ballverluste gekommen, von denen einer unter der gütigen Mithilfe von Manuel Neuer zum 0:1 führte. Das deutsche Team suchte tatsächlich oft den Weg durch die Mitte. Wird er nicht verstellt, ist er der kürzeste zum gegnerischen Tor. Da sich aber in den meisten Spielen doch Hindernisse in den Weg stellen, hat der Bundestrainer geschickterweise etliche Spieler ins erweiterte Zentrum beordert, um dort die Hindernisse zu überspielen.

    Toni Kroos, Ilkay Gündogan, Florian Wirtz und Jamal Musiala verfügen im Kollektiv über einen herausragend gefüllten Werkzeugkasten, um die Barrikaden auseinanderzuschrauben. Strategisches Wissen aus den Meisterschulen Madrid, Manchester oder Barcelona, angereichert mit präzisem Passspiel und Dribblingfähigkeiten höchster Güte – das sollte für die meisten Hindernisse reichen. Genügte aber nicht einmal, um die doch eher gewöhnliche griechische Defensive zu überwinden. Dass die vier formidablen Kicker allesamt am selben Tag einen eher gebrauchten erwischen, wird nicht oft passieren. Irritierenderweise aber versuchten die Deutschen doch immer wieder auf die gleiche Weise, vor das gegnerische Tor zu kommen. Der diesmal unauffällige Maximilian Mittelstädt und Joshua Kimmich sahen sich das Treiben von den Außenbahnen aus an und waren gewillt, das Spiel über die Flügel zu gestalten. Allein: Sie wurden übersehen.

    Mit Leroy Sané wurde das deutsche Spiel besser

    Das Spiel nahm erst mit der Einwechslung Leroy Sanés und einer forscheren Herangehensweise Tempo auf. Die Spieler trennten sich schneller vom Ball, Musiala bewegte sich geschickter zwischen den Linien und die Außen durften auch aktiv am Spielgeschehen teilnehmen. Allerdings geriet die Defensive auch weiterhin häufiger in ernsthafte Probleme. Nagelsmann kam nicht umhin, nach der Partie den eingewechselten Nico Schlotterbeck und auch Sané für Rettungsaktionen zu loben. Mehrfach waren die Griechen in Gleich- oder Überzahl ungebremst gen deutschem Tor unterwegs. 

    Überraschend häufig fällten die Deutschen falsche Entscheidungen im Gegenpressing. Ließen Spieler aufdrehen, unterließen taktische Fouls, fielen zu langsam in eine defensive Grundordnung. Das Lob von Nagelsmann war daher auch Kritik an seiner Mittelachse. Dem eigentlichen Glanzstück der Deutschen.

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