Was wäre die jüngere Fußball-Historie ohne José Mourinho! Jenen Trainer also, der sich bei seiner Vorstellung beim FC Chelsea selbst charakterisierte mit: „I am the special one“, zu Deutsch: „Ich bin der Besondere.“ Für manche ist „Mou“ auch der Darth Vader des Fußballs, der unterhaltsamste und erfolgreichste Bösewicht im globalen Fußball-Ensemble.
Mittlerweile ist Mourinho nicht mehr ganz so gut im Geschäft wie früher, statt bei Real oder in England verdient er seit vergangenem Sommer sein Geld bei Fenerbahçe Istanbul. In der Türkei brauchte der mittlerweile 61-Jährige kein Spiel, um von den Fans gefeiert zu werden. Bei Amtsantritt nahm er ein Shirt des Vereins in die Hand, wedelte damit und sagte: „Dieses Trikot ist meine Haut. Eure Träume sind jetzt meine Träume.“ Kann man so machen.
"The Stinksauer One": José Mourinho in der türkischen Liga
Nicht einmal ein halbes Jahr später ist die Mou-Euphorie in Istanbul deutlich abgekühlt – und daran hat nicht zuletzt der Trainer selbst großen Anteil. Schon jetzt dürfte er eher als „The Stinksauer One“ in die Vereinshistorie eingehen. Denn es dauerte nur wenige Wochen, ehe der Starcoach mit dem Ligabetrieb in der Türkei zu fremdeln anfing. Ein kurzer Abriss der öffentlich benannten Mängelliste: Die Spieler sind allgemein zu schlecht, lassen sich ständig fallen und die Schiedsrichter (noch viel schlechter als die Spieler!) fallen auch noch reihenweise drauf rein.
Nach dem 3:2-Sieg gegen Trabzonspor folgte der bisherige Höhepunkt der Schimpftiraden. Auf der Pressekonferenz nach Spielende beklagte sich Mourinho wegen vieler aus seiner Sicht falschen Schiedsrichterentscheidungen über das Referee-Team. Vor allem Videoschiedsrichter Atilla Karaoglan rückte ins Zentrum der Kritik: Der sei „irgendwann aufgewacht“, nachdem er sich in der ersten Halbzeit einen Tee gegönnt habe, so Mourinho: „Ich möchte nicht sagen, dass es ein alkoholisches Getränk war.“ Die Entscheidungen, die der derart beschwingte Unparteiische getroffen habe – unter anderem gab es zwei Elfmeter gegen Fenerbahce – waren dann nicht so gut. Mourinho wittert dahinter selbstredend eine Verschwörung gegen sein Team, das derzeit auf Rang drei der Tabelle steht.
Beim Jubel über das Siegtotr leistete sich Mourinho ein Missgeschick
Und überhaupt: die türkische Liga! „Niemand aus dem Ausland guckt die türkische Liga, warum sollte man so etwas tun?“, wütete der Portugiese und nannte sofort die einzige Ausnahme: „Der einzige Mensch, der den türkischen Fußball aus England verfolgt, ist mein Sohn. Der wohnt in London.“ Puh. Also gar nicht mehr so Euer-Trikot-ist-meine-Haut.
Vielleicht hatte Mourinho auch einfach einen schlechten Tag. Den Siegtreffer in der Nachspielzeit feierte er mit einem Knierutscher auf den Platz. Das ging aber gründlich schief: TV-Bilder zeigen, wie er schnell auf den Boden aufschlug. Kann einen schon den Tag versauen, dieser türkische Pfusch-Rasen.
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