Carlos Sainz und Lucas Cruz saßen jubelnd auf ihrem Auto. Die beiden Spanier wirkten entspannt, als hätten ihnen die rund 7900 Kilometer durch Saudi-Arabien nichts ausgemacht. Knapp zwei Wochen waren sie mit ihrem Audi RS Q e-tron durchs Land gefahren, über spitze Steine, gewaltige Sanddünen und durch trockene Täler. Sie hatten sich starker Konkurrenz erwehrt und für den deutschen Hersteller am Ende einen historischen Sieg geholt. Audi gewann als erster Teilnehmer mit einem elektrisch angetriebenen Prototypen die Rallye Dakar. „Audi hat einmal mehr einen Meilenstein im Motorsport gesetzt. Mit einem elektrifizierten Antrieb die härteste Wüstenrallye der Welt zu gewinnen, ist sichtbarer Vorsprung durch Technik und weist den Weg in unsere elektrische Zukunft", sagte der Audi-Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner.
Der Jubel war groß am Roten Meer, als Sainz und sein Beifahrer in Yanbu über die Ziellinie rollten. Sie hatten die zwölfte und letzte Etappe auf Rang 17 beendet, was locker zum Gesamtsieg reichte. "Dieses Auto ist so speziell. Es ist so schwierig zu managen und zum Laufen zu bringen", sagte der Triumphator. Und: "Um in meinem Alter hier zu sein und auf diesem Niveau zu bleiben, muss man vorher viel arbeiten. Das kommt nicht einfach so." 61 Jahre ist Sainz alt, damit krönte er sich zum ältesten Sieger in der Geschichte der prestigeträchtigen Rallye.
Audi-Kollegen werden von technischen Problemen gebremst
Audi war zum dritten Mal in Saudi-Arabien am Start. Die ersten beiden Versuche waren von wenig Erfolg gekrönt, immer wieder hatte es Rückschläge gegeben. In diesem Jahr aber war beim Abschied vom Rallye-Spektakel vieles besser. Zwar gab es auch in diesen knapp zwei Wochen Enttäuschungen und technische Probleme. Vor allem bei Mattias Ekström/Emil Bergkvist und Stéphane Peterhansel/Edouard Boulanger, die trotz einiger guter Vorstellungen bei einzelnen Etappen letztlich in der Gesamtwertung weit hinter der Spitze lagen. Ekström und seinen Beifahrer bremste auf der siebten Prüfung eine defekte Hinterachse. Peterhansel und sein französischer Landsmann hatten mit Hydraulik-Problemen auf der sechsten Etappe zu kämpfen, was ihnen einen nicht mehr aufholbaren Rückstand einbrachte. Letztlich mussten sich beide Paarungen in den Dienst für ihre spanischen Kollegen stellen.
Sainz und Cruz holten sich auf der sechsten Etappe die Führung, die sie bis zum Schluss nicht mehr abgaben. Sainz hat mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung im Rallyesport. Auch die hat ihm in diesem Jahr geholfen. Vor allem gegen die harte Konkurrenz von Ford, Toyota und Prodrive. Gerade Sébastien Loeb und Fabian Lurquin zeigten sich hartnäckig und lagen teilweise nur gut zehn Minuten hinter den Führenden zurück. Auf der vorletzten Etappe aber erlitten sie einen schweren Schaden an ihrem Fahrzeug, der sie aller Chancen beraubte. Immerhin gewannen sie die letzte Etappe, was ihnen Rang drei in der Gesamtwertung sicherte. Platz zwei belegten Guillaume de Mevius und Xavier Panseri in einem Toyota.
Für Sainz ist es der vierte Erfolg bei der Dakar
Einen Etappensieg konnten Sainz und Cruz zwar nicht bejubeln in diesem Jahr, sie kamen aber mit den wenigsten Problemen durch die zwölf Etappen. Für sie ist es der vierte Erfolg bei der Rallye Dakar, sie hatten bereits 2010, 2018 und 2020 gewonnen. Die letzte Etappe war nur noch eine Schleife von 175 Kilometern rund um Yanbu. „Das war eine überwältigende Teamleistung“, sagte Audi-Motorsportchef Rolf Michl. „Alle haben an einem Strang gezogen, um Audi dieses historische Ergebnis zu ermöglichen. Heute haben wir für Audi, aber auch in der Geschichte der Rallye Dakar ein neues Kapitel geschrieben", sagte der Allgäuer. Gerade noch rechtzeitig, da sich Audi aus der Rallye Dakar zurückzieht. 2025 werden die Ingolstädter nicht mehr teilnehmen. Die Konzentration gilt nun ganz der Formel 1, in die Königsklasse des Motorsports will der Konzern 2026 einsteigen.