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Formel 1: Was hinter dem Maulkorb für die Formel-1-Piloten steckt

Formel 1

Was hinter dem Maulkorb für die Formel-1-Piloten steckt

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    Lewis Hamilton protestierte 2020 in Ungarn mit enem T-Shirt und dem Hinknien gegen Rassismus.
    Lewis Hamilton protestierte 2020 in Ungarn mit enem T-Shirt und dem Hinknien gegen Rassismus. Foto: Mark Thompson, dpa

    Sebastian Vettel hat es gemacht. Lewis Hamilton ohnehin. Die beiden waren in vielerlei Hinsicht Wortführer. Sie haben sich gemeldet, wenn es etwas zu sagen gab. Lautstark und deutlich. Den Verantwortlichen der Formel 1 hat das nicht immer gefallen. Vettel ist mittlerweile im Rennfahrer-Ruhestand, er hat seine Karriere beendet. Um ihn muss sich der Motorsport-Weltverband Fia keine Sorgen mehr machen. Hamilton aber fährt weiter – und wird weiterhin seine Meinung zu vielen Themen sagen. Komme, was wolle. Beteuerte er zumindest vergangene Woche, als sein Arbeitgeber Mercedes den Rennwagen für die neue Saison vorstellte.

    Hamilton ist meinungsstark. Er kämpft gegen Rassismus und für Chancengleichheit. So hat er 2020 in Mugello nach seinem Sieg ein T-Shirt mit der Aufschrift "Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben" getragen. Es war seine Erinnerung an die schwarze US-Amerikanerin, die in ihrem Haus von Polizisten erschossen worden war. Die Reaktion der Fia? Sie verbot in der Folge das sichtbare Tragen solcher T-Shirts mit Botschaften auf dem Siegerpodium.

    Formel 1: Die Fia fühlt sich der Neutralität verpflichtet

    Die Formel 1 fährt auf der ganzen Welt. In ganz unterschiedlichen Ländern und mit ganz unterschiedlichen Geldgebern. Die Königsklasse des Motorsports ist ein Milliarden-Geschäft. Da ist es aus Sicht des Weltverbandes wichtig, die Fahrer immer mal wieder zur Ordnung zu rufen. Dass sie sich doch bitte bei öffentlichen Äußerungen zurückhalten sollen. Man will ja keinen Gastgeber oder Sponsor verärgern. Ende des vergangenen Jahres hat der Weltverband daher den Maulkorb noch etwas enger geschnallt.

    Unter Punkt 12.2.1.n steht nun im internationalen Sportreglement, dass "politische, religiöse und persönliche Äußerungen oder Kommentare einem Regelverstoß gleichkommen. Zumindest, wenn sie im Vorfeld nicht ausdrücklich erlaubt worden seien. Einen dreiseitigen Brief hatte die Fia diesbezüglich an die Teams verschickt. Betroffen seien Aussagen während Siegerehrungen, der Fahrerparade oder der offiziellen Pressekonferenz. Doch was steckt hinter diesem Maulkorb? Der Weltverband beruft sich auf den Grundsatz der Neutralität, schließlich sei die Fia Teil der olympischen Familie und unterliege damit deren Regeln.

    Politische Botschaften in der Formel 1 an der Rennstrecke verboten

    Der Sport soll nicht politisch sein. Heißt es immer wieder. Das aber ist schwierig, wenn wie zuletzt sportliche Großereignisse in China und Katar stattfinden. Sich darüber zu äußern, ist für Sportlerinnen und Sportler kompliziert. Einerseits erfüllen sie sich mit der Teilnahme einen Lebenstraum, andererseits wissen sie um die Probleme vor Ort. In der Formel 1 ist es nicht viel besser als bei Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Der Auftakt am 5. März findet in Bahrain statt, an einem politisch sehr brisanten Ort. Es folgen Rennen in Saudi-Arabien und Aserbaidschan, früher stand auch Russland im Kalender. Über Kritik braucht sich keiner bei solchen Austragungsorten zu wundern.

    Der Motorsport-Weltverband baut vor. Er verbietet grundsätzlich politische Botschaften an der Rennstrecke. Keiner soll sich zu Parteien und Organisationen äußern dürfen. Auch Botschaften zu militärischen Konflikten oder zur Unterdrückung von Minderheiten sind nicht erwünscht. Andererseits gestattet die Fia seit 2020, dass sich Fahrer wie Lewis Hamilton mit Worten und Gesten dem Kampf gegen Rassismus anschließen. Es wurde sogar die Kampagne "We Race as One" ins Leben gerufen, um Ungleichheiten zu bekämpfen und die Nachhaltigkeit zu verbessern. Immerhin das.

    Lewis Hamilton wird sich nicht einschränken lassen

    Die Fahrer jedenfalls wehren sich gegen die neue Regelung. "Nichts wird mich davon abhalten, mich zu den Dingen zu äußern, die mir am Herzen liegen, und zu den Themen, die es gibt", sagte Hamilton vergangene Woche. Und: "Der Sport hat nach wie vor die Verantwortung, sich zu Wort zu melden und das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen, vor allem, wenn wir an all diese verschiedenen Orte reisen. Für mich ändert sich also nichts." Sein Mercedes-Teamkollege George Russell, der Vorstand der Formel-1-Fahrervereinigung GPDA ist, meinte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen von uns in seinen Ansichten einschränken wollen. Das ist Teil der Redefreiheit. Wir haben das Recht, unsere Ansichten über jede beliebige Plattform zu verbreiten, die wir wollen." 

    Dennoch könnten die Fahrer in einer Zwickmühle stecken. Sollten sie sich regelwidrig verhalten, entscheiden die Rennkommissare über mögliche Strafen. Das könnte eine Verwarnung sein, eine Geldstrafe oder sogar der Rennausschluss. "Es wäre dumm zu sagen, dass ich Strafpunkte bekommen möchte, weil ich mich zu bestimmten Themen äußere", sagte Hamilton, blieb aber bei seiner Haltung: "Ich werde weiter meine Meinung sagen." Im Zweifel kann er das auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken tun. Oder bei Fernseh-Interviews. Die seien von den neuen Richtlinien nicht betroffen. (mit dpa)

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