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Formel 1: Warum es bei Ferrari nicht mehr läuft

Formel 1

Warum es bei Ferrari nicht mehr läuft

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    Ferrari-Pilot Charles Leclerc rutscht in der WM-Wertung immer weiter ab.
    Ferrari-Pilot Charles Leclerc rutscht in der WM-Wertung immer weiter ab. Foto: Sergei Grits, AP/dpa

    Womöglich war Charles Leclerc sogar ein bisschen neidisch. Oft kommt das in diesen Tagen nicht vor. Leclerc fährt in seinem Ferrari um den Weltmeistertitel – zumindest hatte das bis Sonntag den Anschein. Sebastian Vettel dagegen ist froh, wenn er mit seinem Aston Martin die Punkteränge erreicht. In Baku ist dem viermaligen Weltmeister das mit Rang sechs recht eindrucksvoll gelungen. Leclerc dagegen musste seinen roten Renner frühzeitig abstellen. Motorenschaden, eine graue Wolke stieg aus seinem Ferrari auf. Trüb ist die Stimmung bei den Italienern. Trist und grau. So ganz anders als bei Vettel, der plötzlich Aufwind verspürt. Tauschen möchte Leclerc wohl trotzdem nicht.

    Die Hoffnung war groß gewesen. Ein Traum in Rot. Endlich würde mal wieder ein Ferrari-Fahrer um den WM-Titel in der Formel 1 kämpfen. Jahre der Enttäuschung lagen hinter der Scuderia. Sebastian Vettel hatte sich bei Ferrari versucht. Als viermaliger Weltmeister war er von Red Bull gekommen. Vettel aber scheiterte. Er konnte sich seinen Traum vom WM-Titel in Rot nicht erfüllen. Er verließ den Rennstall – ihm war recht deutlich mitgeteilt worden, dass eine weitere Zusammenarbeit wenig zielführend sei. Vettel war als Bremser ausgemacht worden, die Zukunftshoffnung heißt Charles Leclerc. Die Trennung war rüde. Der Frust entsprechend groß. Vettel flüchtete sich zu Aston Martin, im Auftrag Ihrer Majestät und in der Tradition von James-Bond-Dienstwagen sollte vieles besser werden. Wurde es zunächst nicht, wenngleich der Sonntag von Baku als Hoffnungsschimmer zu werten ist. Rang sechs trotz eines Fahrfehlers, der ihn weit von der Ideallinie geführt hatte.

    Zunächst lief für Leclerc alles optimal

    Vettel hatte eine Taktik gewählt, die ihn nur einmal zu einem Boxenstopp brachte. Das ging auf, zumal seine Mechaniker die Reifen schneller wechselten als die Konkurrenz von Mercedes. Ebenso wirken sich die Änderungen der vergangenen Wochen aus. "Wir haben die Grenzen des Autos verschoben, das zahlt sich aus", sagte Vettel. Die technischen Neuerungen haben einen positiven Effekt. Enorme Fortschritte hatte auch Ferrari gemacht. Leistung und Tempo wurden im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich besser. Leclerc schien der Alleinunterhalter an der Spitze zu werden. Ganz so, wie es die Motorsport-Fans viele Jahre von Lewis Hamilton gewohnt waren. Ferrari aber scheint noch nicht die Standfestigkeit eines Spitzenteams zu haben.

    Leclerc war sauer. Und enttäuscht. Viel sagen wollte er nicht. "Mir fehlen die Worte", meinte er. Er hatte die WM angeführt. In den vergangenen fünf Rennen aber machte sein Rivale Max Verstappen 80 Punkte gut und liegt damit mittlerweile 34 Zähler vor Leclerc. Wie konnte das passieren? Die Gier nach schnellen Zeiten, die Motoren-Entwicklung am Rande des Machbaren haben dazu geführt, dass der Ferrari so zuverlässig wie ein Busfahrplan während einer Streikwelle der Fahrer ist. Kann funktionieren, muss es aber nicht. "Wir müssen uns bei der Zuverlässigkeit verbessern", forderte denn auch Teamchef Mattia Binotto, der vor dem Rennen in Aserbaidschan schon für Aufregung gesorgt hatte. In erster Linie ging es ihn in dieser Saison um Wettbewerbsfähigkeit, nicht um das Erringen des WM-Titels, hatte er da gesagt. Druck wollte er von seinem Team nehmen. Wirklich motivierend aber war die Aussage nicht.

    Der Ferrari-Motor könnte ein generelles Problem haben

    Der Druck bei Ferrari ist groß. Charles Leclerc ist mittlerweile auf Rang drei der Fahrer-Wertung abgerutscht. Auch Verstappens Teamkollege Sergio Perez ist an ihm vorbeigezogen. Zudem muss Leclerc befürchten, dass er Startplatzstrafen im Laufe der Saison erhalten wird. Schon jetzt hat er zu viele Motoren verbraucht. Die Gesamtlage bei Ferrari ist besorgniserregend. Neben Leclerc waren am Sonntag sein Teamkollege Carlos Sainz sowie Guanyu Zhou (Alfa) und Kevin Magnussen (Haas) zu einem vorzeitigen Ende gezwungen. Die beiden letztgenannten fahren mit Ferrari-Kundenmotoren. Das ist kein gutes Zeichen, sondern könnte auf ein generelles Problem hindeuten. Je höher die Leistung des Motors, desto größer ist die Anfälligkeit. Das bekommen Ferrari und Leclerc deutlich zu spüren. Und doch wird er froh sein, im Ferrari zu sitzen. Der Abstand zu Aston Martin ist bei normalen Bedingungen noch immer recht groß.

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