Unter dem fast schwarzen Nachmittags-Himmel von São Paulo hat sich Max Verstappen auch von den nahezu beängstigenden Wetterbedingungen nicht bremsen lassen.
In der vorzeitig beendeten Qualifikation rief der dreimalige Formel-1-Weltmeister in seinem Red Bull zum richtigen Zeitpunkt die schnellste Runde ab, ehe ein heftiger Wolkenbruch den legendären Kurs in Interlagos unter Wasser setzte. "Das ist wirklich Wahnsinn, dieses Wetter", sagte Verstappen beim Interview, das in einer trockenen Garage geführt wurde. Raus wollte niemand. "Sowas habe ich noch nie erlebt", meinte der auf Platz zwei geraste Ferrari-Pilot Charles Leclerc.
Das Aston-Martin-Duo Lance Stroll und Fernando Alonso belegte die Plätze drei und vier, danach folgte Rekordweltmeister und Brasilien-Ehrenbürger Lewis Hamilton im Mercedes. Nico Hülkenberg hatte die Top Ten verpasst und wurde Elfter im Haas.
Es begann mit Verspätung - und noch im Trockenen. Die Strecke musste aber noch mal gesäubert werden. Die Fans nahmen es gelassen, die Nachricht von der Vertragsverlängerung hatte längst die Runde gemacht: Bis mindestens 2030 wird weiterhin auf dem legendären Kurs in Interlagos Station gemacht.
Auch zur Freude der Piloten, die nach nur einer Stunde Freien Trainings die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag (18.00 Uhr MEZ/Sky) ausfuhren. Brasilien wird das letzte Wochenende in diesem Jahr mit einem Sprintrennen am Samstag sein, daher stand die Qualifikation bereits tags zuvor auf dem Programm.
Hülkenberg mit Platz elf "zufrieden"
Für Verstappen schien es erstmal nicht so gewohnt-weltmeisterlich zu laufen. "Mein Auto hüpft wie ein Känguru", klagte der 26 Jahre alte Niederländer. George Russell, der Sprint- und Rennsieger vor einem Jahr in Brasilien fuhr zunächst Bestzeit. Und siehe da: Verstappen hatte den Red Bull schnell gebändigt, war nur noch 96 Tausendstelsekunden langsamer.
Leclerc war Dritter und Hülkenberg Vierter - da wurden schon wieder Erinnerungen wach an seine sensationelle - und bis heute - einzige Pole in der Formel 1, als er 2010 im Regen auf dem Kurs im Williams Quali-Erster geworden war. Auf trockener Strecke kämpfte er nun aber vergeblich, unter die Top Ten zu kommen. Platz elf im Haas war für den 36 Jahre alten gebürtigen Emmericher aber respektabel. "Zufrieden, das hätte man so nicht erwarten können", sagte er beim Sender Sky. Verstappen lag auch im zweiten Abschnitt auf Rang zwei.
Alonso: "Es ist Nacht"
Die dunklen Wolken wurden nun aber noch dunkler. Keiner wollte Zeit verlieren beim Kampf um die zehn besten Startplätze. Sobald es regnen würde, wäre an Bestzeiten nicht mehr zu denken. Verstappen legte direkt vor, in zwei Minuten solle es regnen, blendete die Formel-1-Regie ein.
Und das, was sich am Himmel abzeichnete, war beängstigend. Auf den Rängen zogen die Fans die Regenjacken an. "Es ist Nacht", funkte Alonso an die Box. Auch der Wind nahm zu. "Es ist total komisch", meinte Leclerc. Alle standen in der Box - dann kamen die Roten Flaggen und das Ende der Session knapp vier Minuten vor dem Ende.
(Von Jens Marx, dpa)