Jetzt geht's um große Geld in der Formel 1. Und dabei spielt Max Verstappen nur eine Nebenrolle. Zum ersten Mal seit 2009 wird es wieder einen anderen Namen als Red Bull oder Mercedes geben, der in der Konstrukteurswertung ganz oben steht. Der Titelverteidiger mit dem alten und neuen Fahrerchampion hat nur noch eine rechnerische Chance, Mercedes trotz des Doppelerfolgs von Las Vegas nicht mal die.
McLaren wartet seit fast 30 Jahren auf den Konstrukteurs-Titel
Stattdessen will sich Lando Norris nun mit dem Team-Triumph trösten. Beim Großen Preis von Katar am Sonntag (17.00 Uhr/MEZ/Sky) können der 25 Jahre alte Brite und sein zwei Jahre jüngerer australischer Kollege Oscar Piastri den Titel für McLaren perfekt machen. Es hätte durchaus historische Ausmaße: Zum letzten Mal gewann die Traditionsmarke 1998 die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.
Die Fahrer hießen damals Mika Häkkinen (Finnland) und David Coulthard (Schottland). Red Bull Racing gab es noch gar nicht, Mercedes war damals Partner von McLaren ohne eigenes Team und bei Ferrari saßen Michael Schumacher und Eddie Irvine am Steuer. «Es fühlt sich großartig an, wo wir stehen», betont McLarens Geschäftsführer Zak Brown: «Auch wenn es super stressig ist, weil wir dort seit 1998 nicht mehr waren.»
Das künftige Audi-Team punktloser Letzter
608 Punkte hat McLaren, Ferrari kommt auf 584, Red Bull auf 555, Mercedes auf 425. Wie groß der Abstand der Top-Teams zum Rest der Formel 1 ist, belegt Platz fünf. Dort rangiert Aston Martin - mit 86 Punkten. Letzter ist Sauber, als einziger Rennstall ergatterte des designierte Audi-Team nicht mal einen Punkt.
Dabei kommt es auf jeden Zähler und jeden Platz an bei der Verteilung der Preisgelder. Von der Rekordeinnahme der Formel 1 im vergangenen Jahr wurden 1,215 Milliarden Dollar an die Teams ausgeschüttet. Allerdings nicht 121,5 Millionen Dollar an jedes der zehn Teams, sondern nach einem Verteilungsschlüssel, der im noch gültigen sogenannten Concorde Agreement festgelegt ist.
Um welche Unterschiede es da geht, machte jüngst Flavio Briatore deutlich, nachdem Alpine in Brasilien von Platz neun auf Rangs sechs in der Konstrukteurswertung geklettert war. «Es sind fast 30 Millionen Dollar, um genau zu sein 29,2 Millionen», sagte der Sonderberater des französischen Rennstalls.
Sonderrolle von Ferrari
Schätzungen in Fachportalen zufolge soll Red Bull als Konstrukteurs-Weltmeister im vergangenen Jahr rund 140 Millionen US-Dollar bekommen haben, Mercedes auf Platz zwei 131. Frühere Titel spielen bei der Vergabe auch eine Rolle, zudem nimmt Ferrari noch immer eine Sonderrolle eine und soll eine große Summe zusätzlich aus dem Preisgeld-Topf bekommen, ohne diese Zahlung soll der einzige seit WM-Beginn vertretene Hersteller Ende 2023 als WM-Dritter rund 122 Millionen Dollar bekommen haben.
Vor allem aber hängt auch für jene viel ab, die sich fern der TV-Kameras für die Fahrer anstrengen. «Die Boni-Zahlungen für die Mitarbeiter basieren ja auf der Platzierung in der Konstrukteurs-WM, das ist für sie das Wichtigste», erklärte einmal Motorsportberater Helmut Marko. Im vergangenen Jahr hätten Verstappens Punkte allein bereits für den Titel gereicht. Dass sein mexikanischer Kollege Sergio Pérez in diesem Jahr noch mehr schwächelte, geht nun aber allen ans Geld. «Checo hat über 200 Punkte weniger geholt als Max, da ist es klar, dass die Konstrukteurs-WM nicht mehr länger drin ist», sagte Marko zuletzt.
Es geht also auch bei einigen noch um die Zukunft
Der Druck für den 34-Jährigen aus Guadalajara ist groß. Er selbst wähnt sich wegen seines Vertrags auch im kommenden Jahr noch im Red Bull. Doch große Zweifel sind erlaubt, nach dem letzten Saisonrennen in knapp anderthalb Wochen in Abu Dhabi soll abgerechnet werden. Interessenten und Kandidaten für den Platz neben Verstappen gibt es reichlich.
Neben den beiden Piloten von Red Bulls Schwesterteam Racing Bulls, Yuki Tsunoda aus Japan und Liam Lawson aus Neuseeland, wird auch immer wieder der Argentinier Franco Colapinto gehandelt. Er darf noch zwei Rennen bei Williams ran, danach muss er dort seinen Platz für den Noch-Ferrari-Piloten Carlos Sainz räumen.
Dessen Stallrivale Charles Leclerc, der noch auf den persönlichen zweiten WM-Rang hofft, wütete zuletzt, weil sich Sainz nicht mehr an die Vorgaben beim italienischen Traditionsteam hielt. Und so wie der Spanier den Verantwortlichen der Scuderia noch mal zeigen will, dass aus seiner Sicht sein Weggang zugunsten von Rekordweltmeister Lewis Hamilton ein Fehler ist, will dessen Teamkollege, Las-Vegas-Sieger George Russell, weiter an seinem neuen Status als Team-Anführer arbeiten.
Im kommenden Jahr bekommt er den 18 Jahre alten Rookie Kimi Antonelli an die Seite gestellt. Es geht also ums große Geld, um Ehre und Ruhm und die ersten Statements bereits für die nächste Saison im Schlussspurt der langen Saison mit 24 Grand Prix.
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