Einmal für Ferrari fahren, davon träumen viele. Eine Motorsportkarriere ohne Engagement bei der Scuderia scheint für Topfahrer ähnlich verschwendet wie eine ohne Weltmeistertitel. Wer am Ende zufrieden auf sein Wirken als Rennfahrer blicken möchte, sollte mal in einem roten Renner gesessen haben.
Ferrari ist ein Mythos, wenn auch längst nicht mehr das dominante Team in der Formel 1. Ferrari fährt seit vielen Jahren hinterher. Erst den überlegenen Mercedes-Rennwagen, zuletzt denen von Red Bull. Und doch strahlt der italienische Rennstall offenbar eine besondere Anziehungskraft aus, der viele erliegen.
Michael Schumacher ist für Ferrari gefahren und hat das damals chaotische Team so umgestaltet, dass er fünf Mal mit der Scuderia Weltmeister werden konnte. Auch Sebastian Vettel ist für Ferrari gefahren, seine Zeit mit den Italienern war aber eher von Frust statt von Lust geprägt. Vettel hatte große Hoffnungen, er hätte seinen bis dahin vier WM-Titel gerne noch den ein oder anderen hinzugefügt. Es gelang nicht, nach sechs meist enttäuschenden gemeinsamen Jahren war er zu Aston Martin geflohen. Mit Fernando Alonso hatte sich ein weiterer Weltmeister bei Ferrari versucht. Auch der Spanier bekam den störrischen Ferrari nicht in den Griff. Ähnlich wie bei Vettel musste er erkennen, dass die Verbindung zwischen ihm und Ferrari in einer Sackgasse steckt.
Formel-1-Fahrer Hamilton hat ein gutes Verhältnis zu den Ferrari-Bossen
Jetzt ist ein weiterer Toppilot der Versuchung Ferrari erlegen. Wie ein kleines Kind, das bei Schokolade einfach nicht nein sagen kann. Immer wieder war Lewis Hamilton in den vergangenen Jahren mit der Scuderia in Verbindung gebracht worden, immer wieder hatte er widersprochen. Natürlich habe man mal Kontakt, zumal er einen guten Austausch mit Ferrari-Chef John Elkann und Teamchef Frédéric Vasseur pflege. Mehr aber sei da nicht, auch wenn er sich schon ab und an mal vorgestellt habe, wie es denn so sei, in Rot zu fahren. Dann aber, so Hamilton damals, "gehe ich zu meinem Team, zu Mercedes, und das ist mein Zuhause." Das war vor einem Jahr. Jetzt ist der Wechsel für die Saison 2025 fix: Zuerst kündigte Mercedes den Hamilton-Abschied an, dann kam nur wenige Minuten später die Nachricht von Ferrari: Hamilton kommt.
Der britische Rennfahrer hatte erst im August vergangenen Jahres seinen Vertrag bis Ende 2025 verlängert. Weil Hamilton und Mercedes einfach zusammengehören. 2013 hatte der Brite Michael Schumacher bei den Silberpfeilen abgelöst, es war der Beginn einer dominanten Phase mit sechs WM-Titeln. In den vergangenen Jahren aber rutschte Mercedes in eine Krise, die vornehmlich falscher Planungen bei der Entwicklung des Rennwagens geschuldet war. Das führte dazu, dass Hamilton seit Dezember 2021 auf einen Rennsieg warten muss. Im WM-Kampf war er zuletzt gegen Max Verstappen im Red Bull chancenlos.
Für Mick Schumacher könnte sich eine Formel-1-Türe öffnen
Mercedes-Teamchef Toto Wolff soll der Belegschaft in der Zentrale in Brackley bereits am Donnerstagnachmittag eine wichtige Personalie verkündet haben, wie Sky Sports meldet. Doch weder Ferrari noch Mercedes wollten sich zunächst dazu äußern - bis zum Abend. Hamilton hatte noch bei seiner Vertragsverlängerung im August gesagt: "Unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende, wir sind fest entschlossen, gemeinsam mehr zu erreichen, und wir werden nicht aufhören, bis wir es geschafft haben."
Bei Mercedes wird nun ein Cockpit frei, auf das Mick Schumacher ein Auge haben wird. Der Sohn des Rekordweltmeisters ist Ersatzfahrer bei Mercedes und könnte von dem Abgang profitieren.