Nicht mal der Versuch, einen Oscar-Gewinner für sich sprechen zu lassen, gelang Sergio Pérez so richtig. Standhaft wiederholt der 34 Jahre alte Formel-1-Pilot aus Guadalajara, dass er seinen Vertrag, der bis Ende 2026 gültig ist, bei Red Bull erfüllen will. Das Problem aber ist: Wollen das auch die Bosse von Red Bull? Der Große Preis von Mexiko-Stadt an diesem Wochenende könnte der letzte für Pérez im Red Bull und womöglich sogar in der Formel 1 sein - allen Beteuerungen zum Trotz.
Was passiert in Mexiko am Wochenende?
Er wolle nicht, dass seine Fans mit falschen Informationen in die Irre geführt würden, betonte Pérez jüngst. «Ich möchte nur klarstellen, dass ich nächstes Jahr zu 100 Prozent hier sein werde.» Er sah sich zu der neuerlichen Aussage in der vergangenen Woche genötigt, nachdem sogar spekuliert worden war, Pérez würde in Mexiko bei seinem Heimrennen sein Karriereende verkünden.
Zuvor hatte er in den sozialen Netzwerken schon einen Mini-Ausschnitt aus dem Hollywood-Streifen «Wolf of Wall Street» veröffentlicht, in dem Oscar-Gewinner Leonardo DiCaprio seiner Belegschaft mit Inbrunst mitteilt: «Ich gehe verdammt noch mal nicht weg.» Pérez schrieb an seine Kritiker gerichtet noch «Sorry» darüber mit reichlich Lachsmileys versehen.
Pérez' Problem ist aber: Er ist nicht der Chef und noch weniger der Hauptdarsteller bei Red Bull. Im WM-Klassement ist er Achter, hat 150 Punkte. Verstappen an der Spitze holte 354 Zähler. Im vergangenen Jahr sammelte Verstappen 575 Punkte. Pérez, immerhin WM-Zweiter, kam auf 285. Die Konstrukteurswertung gewann Red Bull 2023 allein mit den Verstappen-Punkten, in diesem Jahr droht das Ende der Team-Titelserie als aktueller Zweiter hinter McLaren und nur noch knapp vor Austin-Triumphator Ferrari.
Potenzielle Nachfolger haben sich mehr als warm gefahren
Die Zeitung «Diario de Mexico» fragte schon: «Wann stand 'Checo' Pérez das letzte Mal auf dem Podium?» Damit nicht genug, prompt wurde der Finne Valtteri Bottas, selbst einer mit Weltmeister-Gehilfe-Erfahrung als Ex-Teamkollege von Mercedes-Superstar Lewis Hamilton quasi aufgenommen: «Valtteri, Bruder, du bist Mexikaner!» Der Grund: Sauber-Pilot Bottas hatte sich am Straßenrand einen Taco gegönnt.
Als wenn die Zahlen und Ergebnisse unter anderem mit dem letzten Pérez-Sieg vor fast anderthalb Jahren und nicht einem Podestplatz seit nun schon 13 Grand Prix nicht schon schlecht genug wären, haben sich die potenziellen Nachfolger mehr als nur warm gefahren.
In Red Bulls B-Team scharrt der 24 Jahre alte Japaner Yuki Tsunoda schon seit längerem und wähnt sich als ideale künftige Besetzung neben Verstappen. Für ihn spricht auch die Partnerschaft von Red Bull mit dem japanischen Hersteller Honda. Allerdings ist vor allem der noch mal zwei Jahre jüngere Neuseeländer Liam Lawson dabei, sich in die Pole Position für's Rennen um eine Pérez-Nachfolge zu bringen.
Red-Bull-Berater: Man muss der Jugend eine Chance geben
Mit Platz neun von Startplatz 19 aus wegen diverser Motorenstrafen überzeugte Lawson zuletzt in Austin, wo er erstmals in diesem Jahr im Racing Bull Gas geben durfte. Zuvor hatte sich das Team von Routinier Daniel Ricciardo getrennt, der mit 35 Jahren auch nicht mehr ins Profil des eigentlich als Nachwuchsförder-Team von Red Bull gedachten Rennstalls passte.
«Das zeigt wieder: Man muss der Jugend eine Chance geben», schwärmte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko am Wochenende in Texas. Zuvor hatte er in einer Kolumne für das unternehmenseigene Portal speedweek.com geschrieben: «Es ist ein gewisses Risiko, das aber überschaubar ist, und es ist es wert.» Die Frage ist, wie viel ist im Vergleich dazu Pérez' Vertrag wert.
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