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Formel 1 in Brasilien: Wie ein Argentinier südamerikanische Sehnsüchte stillt

Formel 1 in Brasilien

Wie ein Argentinier südamerikanische Sehnsüchte stillt

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    21 Jahre jung und schon ein gefragter Mann in der Formel 1: Franco Colapinto
    21 Jahre jung und schon ein gefragter Mann in der Formel 1: Franco Colapinto Foto: Carlos Perez Gallardo/Reuters Pool via AP/dpa

    Die Medien in seiner Heimat widmen ihm schon eigene Rubriken wie ihrem Lionel Messi. In der Formel 1 hat er unter anderem Fürsprecher, die zusammen in den vergangenen zehn Jahren neunmal den Titel holten. Keine Frage, Franco Colapinto, 21 Jahre alt und Stammfahrer-Quereinsteiger in dieser Saison bei Williams ist mehr als nur der große Hoffnungsträger von Argentinien, dem Land des fünfmaligen Champions Juan Manuel Fangio. Franco Colapinto ist die personifizierte Sehnsucht Südamerikas in der Motorsport-Königsklasse - und womöglich noch mehr.

    Warum es Nachwuchspiloten aus Südamerika schwerer haben

    «Wenn man als Europäer ein Rennen beendet und für eine Stunde ins Flugzeug steigt, nach Hause fliegt und abends bei seiner Familie ist, ist das ganz normal», erinnert sich Colapinto an seine Teenager-Zeit fern der Familie. «Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich war 14 Jahre alt, lebte allein, kam von einem harten Wochenende zurück und brauchte eine Umarmung. Man ist aber völlig allein.» Nun, sieben Jahre später kann er sich vor Umarmungen kaum retten.

    Rund zweieinhalb Flugstunden von Buenos Aires entfernt ist das erst recht so. Hier, in São Paulo, in der Mega-Metropole des argentinischen (Fußball)-Erzivalen Brasilien. Im Land und in der Stadt von Ayrton Senna, der vor 30 Jahren im Mai gestorbenen Formel-1-Ikone, den Colapinto nur aus Büchern, Filmen und Erzählungen kennt.

    «Er war mein Idol und mein Held, seit ich sehr, sehr jung gewesen bin», erzählt Colapinto, dem manch ein Fan im Internet auch schon eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Senna unterstellt hat. Dass er wie sein großes Vorbild aus Südamerika stammt, macht das Wochenende für den Argentinier noch etwas spezieller. Dass es eine weitere Möglichkeit ist, sein zunächst bis zum Saisonende garantiertes Anstellungsverhältnis als Stammpilot bei Williams voraussichtlich andernorts fortzusetzen, ist dabei klar.

    Denn Williams, wo er den chronisch erfolglosen Logan Sergeant beim Großen Preis von Italien in Monza und damit erst vor vier Rennen ablöste, hat seine Cockpits fürs kommende Jahr vergeben. Neben Alexander Albon, der die Klasse Colapintos schon zu spüren bekam, wird Carlos Sainz im zweiten Williams fahren. Der Spanier kommt von Ferrari. «Wenn mir Williams keinen Rennsitz geben kann, dann, denke ich, ist es normal, dass sie mir erlauben, woanders hinzugehen», sagt er: «Aber ich bin nicht die richtige Person für diese Frage.»

    Bei der Beantwortung halfen im Fahrerlager von Interlagos keine Geringeren als Lewis Hamilton, siebenmaliger Weltmeister noch von Mercedes und Max Verstappen, Champion der vergangenen drei Jahre von Red Bull. «Er hat es verdient, hier zu sein», betonte Rekordweltmeister Hamilton. «Bei Williams werden sie sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie mit Franco machen», sagte Verstappen. «Verdient er einen Platz in der Startaufstellung? Ich denke, bei dem, was er bisher gezeigt hat: Ja.»

    Formel-1-Rückkehr nach Buenos Aires durch und dank Colapinto?

    Bei aller sportlichen Überzeugungsarbeit mit zwei Top-Ten-Plätzen und bisher fünf Punkten bringt Colapinto dem Vernehmen nach auch noch finanzkräftige Sponsoren mit und ein Land, das zuletzt 2001 durch Gaston Mazzacane in der Formel 1 vertreten war. Colapinto war da noch nicht mal geboren.

    Mit Colapinto haben auch die Diskussionen über ein Formel-1-Comeback in Argentinien wieder an Intensität gewonnen. «Ich werde mich darum kümmern. Ich habe mit Präsident Javier Milei bereits darüber gesprochen, die Formel 1 hierherzuholen», sagte Tourismus- und Sportminister Daniel Scioli. «Die Gespräche sind bereits im Gange, um sie in unser Land zu holen. Heute ist es wieder erlaubt, groß zu denken.»

    Bis 1998 wurden 20 Formel-1-Rennen in Buenos Aires ausgetragen. Das bislang letzte Rennen im Autódromo Juan y Oscar Alfredo Gálvez gewann Michael Schumacher im Ferrari. Laut einem Bericht des Sportsenders ESPN will Scioli sich während des Großen Preises in São Paulo mit Vertretern des Formel-1-Vermarkters Liberty Media treffen, um die Chancen für ein Rennen in Argentinien auszuloten.

    «Argentinien ist bereit, die Formel 1 mit privaten Investitionen ins Land zu holen», sagte Scioli. Die Rennstrecke im Süden der Hauptstadt wurde im vergangenen Jahr neu asphaltiert, die Boxen, der Kontrollturm, das Pressezentrum und der VIP-Bereich müssten allerdings grundlegend saniert werden.

    Colapinto hat es in rasantem Tempo selbst zu einer bedeutenden Person in seiner Heimat gebracht. Vergleiche mit Fußball-Weltmeister Messi hält er für verrückt. Die Sportzeitung «Olé» hat aber ebenso wie der Senders TyC Sports in seinem Portal eine eigene Colapinto-Rubrik. In Austin ließ sich Argentiniens ehemaliger Basketball-Superstar Manu Ginóbili von Colapinto die Box zeigen.

    Red-Bull-Teamchef macht mehr als Avancen

    Entgangen ist der Hype um Colapinto auch dem Teamchef von Red Bull nicht. Neben dem immer noch freien Platz für 2025 beim designierten Audi-Team (ab 2026) könnte neben Verstappen das Cockpit frei werden, auch wenn Sergio Pérez davon weiter nichts wissen will. Christian Horner sagte dem Fachmagazin «Auto, Motor und Sport»: «Ich wäre ein schlechter Teamchef, wenn ich nicht ausloten würde, ob er zu haben ist.»

    Ein Foto auch mit Lewis Hamilton.
    Ein Foto auch mit Lewis Hamilton. Foto: Andre Penner/AP
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