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Formel 1: Hat die Formel 1 in Deutschland ihren Reiz verloren?

Formel 1

Hat die Formel 1 in Deutschland ihren Reiz verloren?

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    Auf dem Hockenheimring fand letztmals 2019 ein Formel-1-Rennen statt.
    Auf dem Hockenheimring fand letztmals 2019 ein Formel-1-Rennen statt. Foto: Jan Woitas, dpa

    Sorgen macht sich Christian Danner nicht. Dafür hat der ehemalige Rennfahrer schon zu viel erlebt. Er glaubt noch an die Formel 1 in Deutschland, sein Herzensprojekt, das er 25 Jahre intensiv begleitet hat. Er war Kommentator bei RTL, hat die Rennen in die deutschen Wohnzimmer übertragen. Der 65-Jährige war zu den Hochzeiten von Michael Schumacher dabei, bei Sebastian Vettels WM-Titeln und bei der Mercedes-Dominanz von Lewis Hamilton. In den vergangenen Jahren war er außen vor, RTL hat sich zurückgezogen. In Deutschland ließ das Interesse merklich nach. Dennoch sagt Danner: "Deutschland tut sich nicht schwer mit der Formel 1."

    Die Fakten ließen einen anderen Schluss zu. Mit Nico Hülkenberg fährt nur noch ein deutscher Pilot mit, zudem beim US-amerikanischen Haas-Team, das die Saison in der WM-Wertung mit gerade mal zwölf Punkten als Schlusslicht beendet hat. Mit ihm zu fiebern, fällt schwer. Wenngleich Danner betont, dass Hülkenberg "gut eingeschlagen" habe. Zumindest gemessen an den Möglichkeiten. 

    Ein deutsches Rennen stand letztmals 2019 auf dem Hockenheimring im Kalender, auch 2024 macht die Formel 1 einen Bogen um Deutschland. Und zuletzt sinken die Einschaltquoten von Sky. Im Vergleich zur Vorsaison hat der Bezahlsender rund 20 Prozent Reichweite verloren. Im Schnitt schauten 782.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu, im Vorjahr waren es durchschnittlich 980.000 Menschen.

    In den USA boomt die Formel 1

    Hat die Formel 1 also ihren Reiz verloren? Weltweit nicht, dort boomt die Serie. Gerade in den USA erlebt sie einen großen Aufschwung. In Deutschland aber sinkt das Interesse. Sky-Sport-Chef Charly Classen macht die dominante Rolle von Max Verstappen und Red Bull dafür verantwortlich. "Max Verstappen und Red Bull Racing haben 2023 für ein Jahr der Superlative in der Formel 1 gesorgt. Die großartige Leistung des alten und neuen Weltmeisters hatte jedoch auch zur Folge, dass keine Spannung im Titelkampf aufkommen konnte", sagte Classen.

    Eine Problematik, die es in den vergangenen Jahren häufiger gab. Erst durch Sebastian Vettels Siegesserie, später durch die Dominanz von Lewis Hamilton. Dennoch haben damals noch bei RTL weit mehr als vier Millionen Zuschauer mitgefiebert. "Die Quote liegt nicht alleine an Verstappen", sagt Danner daher, "offensichtlich wollen die Leute nicht dafür bezahlen, um Formel 1 zu schauen." Durch den Rückzug von RTL und die damit verbundene Alleinausstrahlung im Bezahlfernsehen finde die Formel 1 nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft statt. Sie finde keine breite Öffentlichkeit mehr. Die Exklusivität hinter der Bezahlschranke sei das Problem.

    Quoten der Formel-1-Übertragungen sinken

    In den Jahren 2021 und 2022 hatte RTL immerhin noch je vier Rennen dank einer Sub-Lizenz übertragen können. Doch auch hier sanken die Quoten, weshalb sich der Privatsender 2023 gänzlich aus der Formel 1 zurückzog. Was allerdings auch an den hohen Forderungen von Sky gelegen haben soll. Einen Nachfolger gab es nicht, Sky übertrug deshalb vier Rennen frei empfangbar bei Youtube, TikTok und Sky Sport. Hier seien die Quoten sehr gut gewesen, so Classen. Aber eben nicht vergleichbar mit den Übertragungen bei RTL.

    Danner trauert dieser Zeit hinterher. Ihm schwebt wieder ein Mischmodell vor, ähnlich wie in England. Dort läuft die Formel 1 im Bezahlfernsehen, aber auch frei empfangbar. Nur so könne wieder mehr Interesse erzeugt werden. Oder eben durch einen spannenderen Titelkampf.

    Formel 1: Bei Mercedes fehlt eine Führungsfigur

    Ob der allerdings 2024 zu erwarten ist? Mercedes kommt da eine entscheidende Rolle zu. Das einstige Weltmeisterteam hat den Anschluss an Red Bull verloren. Wegen der Stärke der Konkurrenz, aber eben auch wegen eigener Schwächen. Weil das Auto vor der abgelaufenen Saison falsch entwickelt wurde und die anschließenden Korrekturen auch nur zu punktuellen Verbesserungen führten. Trotz allen Geldes und Know-hows kam Mercedes nicht in die Spur. Danner nennt einen Grund: "Auf der technischen Seite braucht es einen starken Mann, der die Richtung vorgibt." Bestes Beispiel: Superhirn Adrian Newey bei Red Bull. Eine solche Persönlichkeit fehlt bei Mercedes. 

    Lewis Hamilton hat seinen Vertrag bei Mercedes verlängert. In der Hoffnung, im neuen Jahr um den WM-Titel kämpfen zu können. Der Brite träumt davon, alleiniger Rekordweltmeister zu werden. Danner traut ihm Titel Nummer acht nach wie vor zu. "Wenn er wieder ein Top-Auto hat, dann ist er wieder schnell", sagt der ehemalige Rennfahrer. Wille und Leidenschaft habe er noch ausreichend. Was diese Kombination zusammen mit einem überdurchschnittlichen Fahrzeug bewirken kann, hat Fernando Alonso bewiesen. Der Spanier landete mit seinem Aston Martin auf Rang vier der Gesamtwertung. Der 42-Jährige war eine der positiven Überraschungen der abgelaufenen Saison. 

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