Fernando Alonso grinste. Immerzu. Der Spanier kann auch anders, das wissen vor allem die Verantwortlichen des McLaren-Mercedes-Teams aus dem Jahr 2007. Da hatte sich Alonso so sehr mit seinem Fahrerkollegen Lewis Hamilton überworfen, dass am Ende beinahe das Team auseinandergebrochen wäre. Alonso hatte am Tiefpunkt der Auseinandersetzung dem Motorsport-Weltverband Fia Informationen zugespielt, die McLaren schadeten. Es ging um sensible Ferrari-Daten, die im Besitz des britischen Teams waren. 100 Millionen Dollar waren die Strafe, Fernando Alonso zog nach einem Jahr weiter.
Der Spanier hat genau verinnerlicht, was es in der Formel 1 braucht. Natürlich auch einen kleinen Teamgedanken, am Ende aber geht es um einen selbst. Das Fahrerlager ist eine Ansammlung von Egoisten. Alonso handelt in seinen mittlerweile 20 Jahren in der Motorsport-Königsklasse genau nach diesem Prinzip. Wenn es nicht läuft, wird er unangenehm. Der 41-Jährige kann aber auch anders. Wie am Sonntagabend in Bahrain, als die gute Laune nach seinem dritten Platz unverkennbar war.
Fernando Alonso war mit Renault zweimal Formel-1-Weltmeister
Alonso hat schwierige Jahre hinter sich. Die Auswahl seiner Teams war wenig zielführend auf dem Weg zu Triumphen. Mit zuletzt McLaren und dem Renault-Werksteam Alpine fuhr er häufig hinterher. Andere Piloten hätte das zermürbt. Alonso aber fährt immer weiter. 2005 und 2006 war er mit Renault Weltmeister geworden. Mit Ferrari hätte er sich dieses Ziel gerne ein weiteres Mal erfüllt. Doch auch er brachte die ruhmreiche Scuderia nicht auf Kurs. Ans Aufhören aber dachte er auch nach seiner Zeit bei den Italienern nicht.
Mittlerweile ist der Spanier bei Aston Martin gelandet. Weil ihm die Verhandlungen mit Alpine zu lange dauerten, wechselte er kurzerhand sein Cockpit. Zum Entsetzen bei Alpine, zur freudigen Überraschung bei Aston Martin. Milliardär Lawrence Stroll ist Mitbesitzer bei diesem Traditionsrennstall und arbeitet unermüdlich am Aufschwung. Offenbar mit Erfolg.
Lawrence Stroll hat vor dieser Saison mal wieder viel Geld investiert. Er hat im Modegeschäft Milliarden verdient, die er nun zu Teilen im Motorsport ausgibt. Zum einen für die Karriere seines Sohnes Lance, der am Sonntag im Aston Martin Sechster wurde. Vor allem aber in die Entwicklung des Teams. In Silverstone wird für 230 Millionen Euro eine neue Rennfabrik gebaut, sie ist die Basis für den technischen Fortschritt. Stroll aber hat auch erkannt, dass es Spitzenpersonal auf dem Weg an die Spitze braucht.
Aston Martin hat Spitzenpersonal von Red Bull abgeworben
Von Red Bull kam Ingenieur Dan Fallows mit einigen weiteren Mitarbeitern – und mit ihnen viel Wissen über das Weltmeisterteam. So mag es wenig verwundern, dass sich die Autos von Red Bull und Aston Martin stark ähneln. "Es ist ja nicht nur Dan Fallows zu Aston Martin gewechselt, sondern einige andere Mitarbeiter auch. Offensichtlich haben die ein gutes Gedächtnis", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Seine beiden Piloten Max Verstappen und Sergio Perez waren dennoch in Bahrain nicht zu stoppen. Mit großem Vorsprung kamen sie ins Ziel.
Alonso aber hat überrascht. Er war schneller als Ferrari und Mercedes. "Wir haben gedacht, wir brauchen zwei Jahre, um aufzuholen. Jetzt haben wir es in acht Monaten geschafft", meinte der 41-Jährige. Sein Vorgänger bei Aston Martin war Sebastian Vettel. Zwei Saisons lang war er am britischen Team verzweifelt, weil sich die erhofften Fortschritte nicht einstellten. Nur selten kam Vettel in die Punkteränge, Podiumsplatzierungen kamen so häufig vor wie Alkoholgegner auf einer Weinmesse. Immerhin kann Vettel für sich reklamieren, wichtige Aufbauarbeit geleistet zu haben. Zur Ernte aber blieb er nicht.
Die fährt nun Fernando Alonso ein. Und das recht spektakulär, wie in Bahrain die Überholmanöver gegen Carlos Sainz im Ferrari und Lewis Hamilton im Mercedes zeigen. Der Spanier jedenfalls ist bereit für noch größere Taten. Er glaubt an Rennsiege, aber auch an eine Chance im Titelkampf? "Es ist schwer zu sagen, ob sie um die Meisterschaft kämpfen werden, aber Rennsiege sind definitiv drin", meinte der auch am Sonntag dominierende Weltmeister Max Verstappen.