Auf der Algarve-Achterbahn von Portimão hat Lewis Hamilton Formel-1-Geschichte geschrieben. Der sechsmalige Weltmeister raste am Sonntag bei der Premiere der Königsklasse auf dem hügeligen Kurs zu seinem 92. Karriere-Erfolg und ist jetzt alleiniger Rekordhalter mit den meisten Grand-Prix-Siegen vor Michael Schumacher (91). Hamilton verwies in einem anfangs nervösen Großen Preis von Portugal mit vielen Überholmanövern seinen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas mit riesigem Vorsprung auf den zweiten Platz.
Dritter wurde der Niederländer Max Verstappen im Red Bull. Für Sebastian Vettel war auch der Ausflug an die Algarve wenig erfreulich, der Ferrari-Star rettete als Zehnter gerade noch einen WM-Punkt.
Hamilton indes dürfte nach seinem achten Sieg im zwölften Saisonlauf bald auch die nächste Schumacher-Bestmarke erreichen, der siebte WM-Titel ist fünf Rennen vor Schluss greifbar. 77 Punkte Vorsprung hat der 35-Jährige bereits auf den WM-Zweiten Bottas, dem im Endspurt nur noch ein Motorsportwunder hilft. Hamilton gewann nach seinen Erfolgen in Mugello und auf dem Nürburgring auch auf der dritten Strecke, die nur wegen der Corona-Pandemie und der Absage vieler Rennen auf anderen Kontinenten in den Kalender gerutscht war.
Rennen in Portugal: Start sorgt für Spektakel
Das Autodromo do Algarve im Süden Portugals, das erstmals die Formel 1 zu Gast hatte, bot zum Start das erhoffte Spektakel. Ein kleiner Regenguss hatte den ohnehin glatten Asphalt angefeuchtet, das sorgte für reichlich Durcheinander auf den ersten Kilometern.
Die Formel-1-Weltmeister seit 1950
1950 Giuseppe Farina
1951 Juan Manuel Fangio
1952 und 1953 Alberto Ascari
1954 bis 1957 Juan Manuel Fangio
1958 Mike Hawthorn
1959 und 1960 Jack Brabham
1961 Phil Hill
1962 Graham Hill
1963 Jim Clark
1964 John Surtees
1965 Jim Clark
1966 Jack Brabham
1967 Denny Hulme
1968 Graham Hill
1969 Jackie Stewart
1970 Jochen Rindt
1971 Jackie Stewart
1972 Emerson Fittipaldi
1973 Jackie Stewart
1974 Emerson Fittipaldi
1975 Niki Lauda
1976 James Hunt
1977 Niki Lauda
1978 Mario Andretti
1979 Jody Scheckter
1980 Alan Jones
1981 Nelson Piquet
1982 Keke Rosberg
1983 Nelson Piquet
1984 Niki Lauda
1985 und 1986 Alain Prost
1987 Nelson Piquet
1988 Ayrton Senna
1989 Alain Prost
1990 und 1991 Ayrton Senna
1992 Nigel Mansell
1993 Alain Prost
1994 und 1995 Michael Schumacher
1996 Damon Hill
1997 Jacques Villeneuve
1998 und 1999 Mika Häkinnen
2000 bis 2004 Michael Schumacher
2005 und 2006 Fernando Alonso
2007 Kimi Räikkönen
2008 Lewis Hamilton
2009 Jenson Button
2010 bis 2013 Sebastian Vettel
2014 und 2015 Lewis Hamilton
2016 Nico Rosberg
2017 Lewis Hamilton
2018 Lewis Hamilton
2019 Lewis Hamilton
2020 Lewis Hamilton
Der als Dritter gestartete Verstappen zog auf der anspruchsvollen Piste zunächst an Bottas vorbei, kollidierte dann aber mit dem Racing Point von Sergio Perez. Kurz darauf überholte Bottas den führenden Hamilton, ehe urplötzlich McLaren-Pilot Carlos Sainz den Vorteil seiner weicheren Reifen nutzte und die Spitze übernahm. Einen Turbostart erwischte Veteran Kimi Räikkönen, der sich von Rang 16 auf Platz sechs verbesserte.
Doch nach sechs Runden kam allmählich die gewohnte Ordnung ins Tohuwabohu. Die mittelharten Reifen der Mercedes kamen auf Betriebstemperatur, die Silberpfeil-Piloten konnten wieder die Überlegenheit ihrer Autos ausspielen. Erst schnappte sich Bottas den strauchelnden Sainz, kurz darauf kam auch Hamilton vorbei. Verstappen holte sich Platz drei zurück, konnte dem Mercedes-Duo aber nicht folgen.
Leclerc schlägt Vettel erneut deutlich
Dahinter führte Charles Leclerc den Rest des Feldes an. Der Monegasse holte wieder einmal deutlich mehr aus dem anscheinend verbesserten Ferrari heraus als Teamkollege Vettel. Der von Rang 15 gestartete Hesse profitierte immerhin von den Boxenstopps und einigen kleinen Zwischenfällen bei der Konkurrenz und arbeitete sich nach und nach in die Punkteränge vor.
Formel 1: Das ist Sebastian Vettel
Team: Ferrari
Geburtsdatum: 03. Juli 1987 Geburtsort: Heppenheim (Deutschland) Wohnort: Kemmental (Schweiz)
Größe: 1,74 m Gewicht: 64 kg, Familie: ledig
F1-Debüt: USA 2007 Erster GP-Sieg: GP Italien September 2008
Größte Erfolge: Weltmeister 2010, 2011,2012 und 2013 - jüngster Vierfach-Weltmeister aller Zeiten
Bisherige Teams: BMW Sauber (Testfahrer 2006-07), Scuderia Toro Rosso (2007-08), Red Bull (2009-14), ab 2015 Ferrari
Stärken: Sebastian Vettel ist nahezu der perfekte Rennfahrer: Er ist konzentriert auf den Punkt, nervenstark und wahnsinnig schnell. Zudem ist er, wenn es drauf ankommt, immer voll fokussiert und lässt sich von nichts ablenken. Der Heppenheimer kann ein Rennen von vorne aus dominieren. Trotz seiner erfolgreichen Jahre bleibt Vettel wissbegierig und stets bescheiden. Er ist ein Wettkampf-Typ bis in die Haarspitzen.
Schwächen: Sebastian Vettel hat eigentlich so gut wie keine Schwächen. Im dichten Verkehr ist er manchmal fehleranfällig. Außerdem kann er außerordentlich schlecht verlieren, wenn dies denn bei Hochleistungssportlern überhaupt eine Schwäche ist.
Der Vierfach-Weltmeister hat eine Schwäche für Frauennamen. Vettel verpasste seinen Formel-1-Flitzern in den letzten Jahren nämlich stets weibliche Kosenamen.
An der Spitze machte der WM-Führende Hamilton nach 20 Runden ernst. Binnen kurzer Zeit saugte sich der Brite an Stallrivale Bottas heran und setzte sich auf der Zielgeraden locker an die Spitze. Schnell fuhr der Titelverteidiger ein beruhigendes Polster heraus und deklassierte den Finnen dabei phasenweise. Alles lief auf den Rekordsieg des Superstars hinaus.
Hamilton dominiert das Rennen
Sorgen bereiteten den Strategen an den Kommandoständen indes weiter die schweren Regenwolken, aus denen hin und wieder Tropfen fielen. Wohl auch deshalb zögerten die führenden Mercedes-Piloten lange mit dem Reifenwechsel. Schon zur Hälfte des Rennens hatte Hamilton daher seinen alten Rivalen Vettel überrundet, der in Runde 28 an der Garage frische Pneus abgeholt hatte.
Nach 40 Runden beorderte Mercedes dann endlich auch Hamilton an die Box, längst waren die Verfolger aus seinem Rückspiegel verschwunden. Auch Bottas hatte seinen Widerstand frühzeitig eingestellt. So dämmerte das Rennen nach der so aufregenden Startphase einem eher müden Schluss entgegen. Hamilton war das gleich, er hatte schließlich einen weiteren meisterlichen Beweis seines Ausnahmetalents geliefert. (dpa)
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