Der Anblick ist ungewöhnlich. Die Stimme ist bekannt, die Farbe aber verwirrt. Da sitzt Sebastian Vettel nun also in einem grünen Kapuzenpullover mit einer grünen Kappe auf dem Kopf. Die roten Zeiten sind unwiderruflich vorbei, Vettel steht jetzt voll auf grün. Der Farbe, die zum einen eng verbunden mit seinem neuen Arbeitgeber Aston Martin ist, die zum anderen aber auch als Ausdruck für Hoffnung steht. Irgendwie passt das zu Vettel.
Am Mittwoch hat Aston Martin sein neues Auto präsentiert, natürlich online, anders ist es wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich. Vor dem ersten Blick der Öffentlichkeit auf das neue Auto saß Vettel vor seinem Laptop. Er traf sich zu einer virtuellen Runde mit deutschen Journalisten. Natürlich war die Neugier groß, was Vettel noch zu seinem alten Arbeitgeber zu sagen habe. Ob er noch einmal über die frustrierende Zeit mit Ferrari spricht, hat er doch sein großes Ziel versäumt, mit den Italienern Weltmeister zu werden. Vettel aber sagt nur: „Über vergangenes Jahr habe ich genug gesprochen, über die Schwierigkeiten, aber auch über das Angenehme. Das liegt alles hinter mir. Jetzt freue ich mich auf das, was kommt.“ Und das soll eine ganze Menge sein.
Nach mehr als 60 Jahren ist Aston Martin in der Formel 1 zurück
Nach mehr als 60 Jahren ist Aston Martin in der Formel 1 zurück, im vergangenen Jahr hieß das Team noch Racing Point und hatte Platz vier in der Konstrukteurswertung belegt. Vettel will da zulegen. „Die Top drei ist das Ziel“, sagt er. Er weiß aber auch, dass trotz des großen Namens die Umstellung für ihn gewaltig sein wird. Vom Giganten Ferrari hin zum Wiedereinsteiger Aston Martin. Während die Italiener das Auto komplett bauen, bezieht Aston Martin die Motoren von Mercedes. Schon alleine deshalb braucht es nicht so viele Mitarbeiter wie bei der Scuderia.
So viele Deutsche fuhren bislang in der Formel 1
1990: 0
1991, 1992, 1993: 1 (Michael Schumacher)
1994, 1995, 1996: 2 (Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen)
1997, 1998, 1999: 3 (Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen)
2000, 2001, 2002, 2003: 4 (Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Heinz-Harald Frentzen)
2004: 4 (Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Timo Glock)
2005: 3 (Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld)
2006: 4 (Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Nico Rosberg)
2007: 6 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Adrian Sutil, Markus Winkelhock)
2008, 2009: 5 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Timo Glock, Adrian Sutil, Nick Heidfeld)
2010: 7 (Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil, Nick Heidfeld)
2011: 6 (Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil)
2012: 5 (Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock)
2013: 4 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil)
2014: 5 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil, André Lotterer)
2015: 3 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg)
2016: 4 (Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Pascal Wehrlein)
2017: 3 (Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg, Pascal Wehrlein)
2018, 2019, 2020: 2 (Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg)
2021: 2 (Sebastian Vettel, Mick Schumacher)
„Was zählt, ist die Qualität, die am Ende herauskommt“, sagt Vettel. Die war bei Ferrari nicht immer überzeugend, vor allem der Motor lieferte nicht die nötige Stärke. Das könnte sich nun dank des Mercedes-Antriebs ändern. Vettel jedenfalls freut sich darauf: „Von der Leistung hat man zuletzt ja nur Gutes gehört. Wenn er tatsächlich so gut ist, wird man es auch merken.“ Mercedes jedenfalls wurde zuletzt mit Lewis Hamilton Serienweltmeister, der Motor ist dafür die Basis, das Chassis außenrum aber ist genauso wichtig.
Sebastian Vettel: Die fetten Jahre sind vorbei
In der Formel 1 werden künftig die Kosten gedeckelt. „Die fetten Jahre sind vorbei“, sagt Vettel. Nun komme es darauf an, wie es seinem neuen Team gelinge, die bevorstehenden Aufgaben perfekt anzugehen. Sich zum einen auf die neue Saison zu konzentrieren, dabei aber das Jahr 2022, in dem einschneidende Änderungen kommen werden, nicht aus den Augen zu verlieren. „Das Team kann effizient arbeiten“, sagt Vettel. Nun mit Aston Martin im Hintergrund sollte dieser Spagat umso besser gelingen.
Die Marke ist vor allem durch James Bond bekannt. In vielen Filmen stellte Aston Martin den Dienstwagen des Geheimagenten. „Ich habe alle Filme gesehen, manchmal sogar mehrmals“, sagt Vettel, der sich auf einen Neuanfang freut. Nun gehe es erst einmal darum, alle Mitarbeiter kennenzulernen, was wegen der Corona-Beschränkungen gar nicht so einfach sei. Einen guten Einstand aber hatte der 33-Jährige. Er hätte bei seinem ersten Besuch in der Fabrik teure Geschenke im Gepäck haben können. Der 33-Jährige aber kam mit einem selbst gebackenen Brot zum Teamsitz nach Silverstone.
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