Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
Motorsport
Icon Pfeil nach unten

Formel 1: Deutscher Pilot im englischen Team: Sebastian Vettel muss jetzt Diplomat sein

Formel 1

Deutscher Pilot im englischen Team: Sebastian Vettel muss jetzt Diplomat sein

    • |
    Sebastian Vettel bei der Streckenbesichtigung in Spielberg. Kurz danach wurde er auch zum Thema Fußball und EM befragt.
    Sebastian Vettel bei der Streckenbesichtigung in Spielberg. Kurz danach wurde er auch zum Thema Fußball und EM befragt. Foto: Antonin Vincent, dpa

    Wie nun reagieren? Sebastian Vettel dürfte klar gewesen sein, dass diese Frage gestellt wird. Ein deutscher Sportler in einem britischen Team, da bedarf es nicht viel Fantasie, dass er nach seiner Meinung zu einem nicht ganz unbedeutenden Fußballspiel gebeten wird. So kam es dann auch, im Vorfeld des Rennens am Sonntag (15 Uhr) in Spielberg. Vettel also sollte seine Einschätzung für das EM-Achtelfinale zwischen England und Deutschland der Öffentlichkeit mitteilen. Nun ist von Vettel bekannt, dass er ein wenig talentierter Fußballer ist, aber gerne mal gegen den Ball tritt. Meist, wenn es um einen guten Zweck geht. Vettel ist auch Fan von Eintracht Frankfurt, was wegen seiner hessischen Herkunft aus Heppenheim naheliegt. Irgendwie hat er also eine Expertise für Spiele auf dem grünen Rasen.

    Vettel aber kann auch sehr diplomatisch sein. Oft ist das zwar in der Ellbogengesellschaft der Formel 1 nicht gefragt, Vettel aber weiß um die Wichtigkeit von Zurückhaltung im richtigen Moment. Also sagte er über das EM-Achtelfinale: „Ich bevorzuge natürlich ein Team, aber ich freue mich auch, wenn England gewinnt. Dann würde ich mich freuen, wenn England auch den Titel holt.“ Eine Aussage, die ihm weder in seiner Heimat noch an seinem Dienstort jemand übel nehmen wird. Situation gerettet, und nun volle Konzentration auf seine wirkliche Aufgabe.

    Aston Martin bot Sebastian Vettel eine neue Chance nach Ferrari-Aus in der Formel 1

    Vettel ist Rennfahrer, und kein ganz schlechter, wie vier Weltmeistertitel beweisen. Die liegen allerdings lange zurück. Er holte sie mit Red Bull, zu einer Zeit, als sich das einstige Partyteam zum dominierenden Rennstall gewandelt hatte. Ein Selbstläufer waren seine Erfolge trotz des starken Autos nicht. Es bedarf auch noch einer Menge Fahrkunst, um wirklich als Erster ins Ziel zu kommen. An diese erfolgreichen Zeiten konnte Vettel lange nicht anknüpfen. Bei Ferrari kam er nie richtig in Schwung. Viele hatten ihm nach den zermürbenden Jahren dort geraten, das Rennfahren sein zu lassen. Vettel erkannte aber, dass Aston Martin ihm noch eine Chance bietet. Das Team ist noch recht jung, dort kann er gestalten und beim Aufbau mithelfen. Vettel gefällt das. Noch mehr gefällt ihm aber, wenn er bald wieder um Siege kämpfen kann.

    „Ich bin hier, um zu gewinnen“, sagt der 33-Jährige. Nur mitfahren um des Mitfahrens willen, das ist Vettels Sache nicht. Dann würde er sich doch lieber in sein Haus auf der Schweizer Seite des Bodensees zurückziehen und das Privatleben mit seiner Familie genießen. Vettel hat mittlerweile drei Kinder, er genießt die gemeinsame Zeit. Er soll auch ein ganz begabter Handwerker sein. Zumindest mag er es wohl, im Baumarkt einzukaufen, wie aus seinem Umfeld zu erfahren ist. Bis er sich aber ganz auf die Heimarbeit konzentriert, wird noch einige Zeit vergehen. So schnell wird er die Formel 1 nicht verlassen.

    Der Auftakt mit Aston Martin war schwierig. Viele Zweifler fühlten sich bestätigt, dass Vettel doch besser hätte aufhören sollen. Vettel aber fand zurück, hatte auch ein wenig Glück und vor allem in Monaco sowie Baku zwei exzellente Rennen. Zuletzt war er dreimal in Folge in den Punkterängen, was zwar für einen viermaligen Weltmeister nicht als großer Erfolg erscheint, Vettel aber den Glauben an sich und sein Team zurückgab. In Spielberg nun möchte er diese Serie fortsetzen.

    Formel 1: Vor Sebastian Vettel liegt noch ein langer Weg

    Vettel ist kein Träumer. Er weiß um die Schwierigkeiten zu Saisonbeginn. Und er weiß, dass Aston Martin noch längst nicht da ist, wo das Team hinmöchte. Er sagt aber auch: „Es gibt den Willen, erfolgreicher zu sein.“ Ihm ist aber bewusst, dass dieser Weg lang sein kann. „Die Dinge passieren nicht über Nacht, das wäre zwar schön, aber die meisten Sachen brauchen Zeit. Ich denke, die Zukunft sieht gut aus“, sagt er. Am Sonntag wird Regen in Österreich erwartet, die rutschige Strecke kann Auslöser für überraschende Ergebnisse sein. Eigentlich unterlegene Autos können dank des Könnens ihres Piloten plötzlich weit vorne landen. Auch darauf wird Vettel hoffen.

    Das Rennen in Spielberg ist das zweite von dreien in Folge. In einer Woche trifft sich die Formel 1 erneut am Red-Bull-Ring. Dann ist auch bekannt, wer sich beim Fußball durchgesetzt hat. Sebastian Vettel jedenfalls wird die Partie am Dienstag vor dem Fernseher verfolgen. Und wohl insgeheim doch Deutschland die Daumen drücken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden